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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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<strong>die</strong> „<strong>dem</strong>okratischen ErLÄUTerungen“, bei der zahlreiche Glocken lautstark<br />

zum Einsatz kamen. Unter <strong>dem</strong> Motto: „Wir lassen <strong>die</strong> Nazis abblitzen“ wurden<br />

<strong>die</strong> Rechtsextremisten bei anderer Gelegenheit von zahlreichen Gegen<strong>dem</strong>onstranten<br />

<strong>mit</strong> Fotoapparaten und Blitzlichtern begleitet (Antoni 2008: 14).<br />

„Wir kehren <strong>die</strong> braunen Narren aus der Stadt“ lautete schließlich eine weitere<br />

öffentlichkeitswirksame Protestaktion. Ausgestattet <strong>mit</strong> orangefarbenen<br />

Warnwesten, Schrubbern, Besen und Handfegern folgten der Bürgermeister<br />

von Gräfenberg und andere Engagierte den marschierenden Neonazis, um<br />

<strong>die</strong> Straßen der Stadt im Sinne eines „<strong>dem</strong>okratischen Kehraus“ von rechtsextremem<br />

Gedankengut zu reinigen.<br />

Neben <strong>die</strong>sen symbolischen Formen der <strong>Auseinandersetzung</strong> gibt es aber auch<br />

zahlreiche praktische Möglichkeiten, Rechtsextremisten den öffentlichen Raum<br />

streitig zu machen. Einen gelungenen Ansatz stellt beispielsweise der eingangs<br />

bereits erwähnte „Frühjahrsputz“ des Bündnisses „Dortmund gegen rechts“<br />

(vgl. http://bdgr.blogsport.de) dar, der nicht nur <strong>die</strong> Entfernung rechtsextremer<br />

Propaganda aus Dorstfeld bezweckte, sondern zu<strong>dem</strong> auf <strong>die</strong> <strong>dem</strong>onstrative<br />

<strong>dem</strong>okratisch-zivilgesellschaftliche Wiederaneignung des als „rechte<br />

Hochburg“ geltenden Stadtteils abzielte. Nachahmenswert erscheint ebenso<br />

<strong>die</strong> Kampagne „Kein Kölsch <strong>für</strong> Nazis“ (vgl. http://www.hingesetzt.mobi/kneipenkultur/start.htm),<br />

zu der sich anlässlich des von der rechtspopulistischen<br />

„Bürgerbewegung pro Köln“ im September 2008 organisierten „Anti-Islamisierungskongress“<br />

rund 130 Gastwirte sowie über 90 Künstler, Bands und Labels<br />

zusammengeschlossen hatten. Auf über 1 000 Plakaten und 200 000<br />

Bierdeckeln rief <strong>die</strong> Initiative me<strong>die</strong>nwirksam zum Protest gegen <strong>die</strong> Veranstaltung<br />

auf und erreichte auf <strong>die</strong>se Weise eine breite öffentliche Beachtung,<br />

<strong>die</strong> weit über den Kreis der ohnehin schon gegen Rechtsextremismus Engagierten<br />

hinausging.<br />

Ob in Potsdam, Gräfenberg, Dortmund oder Köln: Die hier exemplarisch vorgestellten<br />

Protestformen versuchen durchaus erfolgreich, eingefahrene Demonstrationsrituale<br />

kreativ zu überwinden und dabei durch Mitmach-Angebote<br />

möglichst viele Menschen in <strong>die</strong> Aktionen einzubeziehen. Auf einen<br />

weiteren wichtigen Aspekt in <strong>die</strong>sem Zusammenhang weist Michael Helmbrecht,<br />

Sprecher des Bürgerforum „Gräfenberg ist bunt“ hin: „Rechtsextremismus<br />

ist zwar ein ernstes Problem, <strong>die</strong> Gegen<strong>dem</strong>onstrationen indessen sollen<br />

und dürfen Spaß machen.“ (Helmbrecht 2008)<br />

Insgesamt zeigen <strong>die</strong> ausgewählten Beispiele, dass es möglich ist, <strong>mit</strong> Mut,<br />

Witz, Ausdauer und viel persönlichem Engagement eine nachhaltige Beschäftigung<br />

<strong>mit</strong> Rechtsextremismus, Antise<strong>mit</strong>ismus, Rassismus und den von den<br />

102 Rechtsextremismus und öffentlicher Raum

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