17.01.2013 Aufrufe

Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

litik entscheidende Bedeutung zu (Virchow 2006). Nach „innen“ sollen <strong>die</strong><br />

Aufmärsche vor allem dazu beitragen, ein szeneimmanentes Gemeinschaftsgefühl<br />

zu schaffen. Zu<strong>dem</strong> bieten sie <strong>die</strong> Gelegenheit, noch nicht fest eingebundene<br />

rechte Cliquen in bestehende Bewegungsnetzwerke zu integrieren und<br />

geeignete Kader zu rekrutieren. Nicht zuletzt fungieren <strong>die</strong> Versammlungen<br />

als Bühne, auf der sich rechtsextreme Aktivisten gemäß ihrer martialischen<br />

Selbstbilder als „politische Soldaten“ inszenieren können. Dementsprechend<br />

ist <strong>die</strong> beabsichtigte Wirkung der Aufmärsche nach „außen“. Nur selten geht<br />

es darum, Passanten und Beobachter von den Anliegen der Demonstration argumentativ<br />

durch Flugblätter und Redebeiträge zu überzeugen. Im Zentrum<br />

rechtsextremer Selbstdarstellung steht vielmehr <strong>die</strong> bewusst eingenommene<br />

drohende Haltung, <strong>mit</strong> der sich Neonazis öffentliche Räume symbolisch, aber<br />

auch – zumindest temporär – ganz real aneignen.<br />

Ganz neu sind <strong>die</strong>se Aspekte der Demonstrationspolitik freilich nicht. Rechtsextreme<br />

Bewegungen, wie der Faschismus in Italien oder der Nationalsozialismus<br />

in Deutschland, setzten seit jeher auf Dynamik, Aktivismus und offen<br />

zur Schau gestellte Gewaltbereitschaft, kurz: auf <strong>die</strong> „Ästhetisierung des politischen<br />

Lebens“ (Walter Benjamin) – wohingegen sich <strong>die</strong> Ausformulierung<br />

kohärenter politischer Positionen auf ein Bündel nationalistischer Mythen und<br />

rassistischer Ressentiments reduzieren ließ. Im Zeichen des von NPD und Freien<br />

Kameradschaften postulierten „Kampf um <strong>die</strong> Straße“ zeigt sich <strong>die</strong> nach wie<br />

vor bestehende Inkonsistenz rechtsextremer Programmatik, <strong>die</strong> weniger auf<br />

Inhalte denn auf Form und Inszenierungspraktiken setzt. Rechtsextreme Aufmärsche<br />

waren und sind so<strong>mit</strong> von einer „Aura der Gewalt“ umgeben – und<br />

stellen nicht nur deshalb ein Politikum dar.<br />

Der Umgang <strong>mit</strong> rechtsextremen Demonstrationen: Verbieten oder<br />

ignorieren?<br />

Was ist also gegen rechtsextreme Inszenierungspraktiken, gegen Aufmärsche<br />

in Kommunen zu tun? Verhindern, protestieren oder ignorieren? Festzustellen<br />

ist zunächst einmal, dass Demonstrationsanmeldungen von NPD oder Freien<br />

Kameradschaften in den betroffenen Kommunen oftmals vehemente Proteste<br />

hervorrufen. Tatsächlich können Rechtsextremisten in aller Regel kaum da<strong>mit</strong><br />

rechnen, außerhalb des eigenen Spektrums Teilnehmer <strong>für</strong> ihre Veranstaltungen<br />

zu mobilisieren. Hingegen sehen sie sich nicht selten <strong>mit</strong> einer vielfachen<br />

Überzahl von Gegen<strong>dem</strong>onstranten konfrontiert, <strong>die</strong> von massiven Polizeiaufgeboten<br />

auf Distanz gehalten werden müssen. Dennoch gelingt es nur<br />

Rechtsextremismus und öffentlicher Raum 97

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!