PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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TSWS:<br />
In einer bekannten Biografie zu Robert Oppenheimer (von K. Bird & M. J. Sherwin, deutsch<br />
2010) wird eine merkwürdige Situation geschildert, die sich Ende der 1940er am Princeton<br />
Institute for Advanced Study (IAS) abgespielt hat. : In einem Seminar<br />
habe Oppenheimer Feynmans Ansatz [zur QED] – der im Wesentlichen aus Intuition und nur den allernötigsten<br />
mathematischen Berechnungen bestand – für grundfalsch gehalten. (S. 381).<br />
Oppenheimer habe zwar sein harsches Urteil kurz danach relativiert („Nolo contendere“),<br />
aber darauf kommt es m. E. gar nicht an. Das Zitat erhärtet indes die Vermutung, dass ‚Dick’<br />
Feynman zu jener Zeit J. von Neumanns 1932er Buch weder gelesen, noch studiert hatte. Er<br />
verstand nicht genügend deutsch, und die erste englische Übersetzung kam erst 1955 auf den<br />
Markt. In seinen einschlägigen Büchern wird von Neumann nie erwähnt, obwohl sich beide<br />
Gelehrte vom IAS als auch von Los Alamos her kannten & gegenseitig schätzten (sic). Allerdings<br />
zeigen Feynmans berühmte Vorlesungen über Physik vergleichsweise eher konventionelle<br />
Ansichten zur Thermodynamik, die keinen Vergleich zu von Neumanns tiefschürfenden<br />
Analysen beanspruchen können.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Mit dieser Vorgeschichte erscheint es mir von Neumanns Werk gegenüber nur fair, wenigstens<br />
einige fachliche Anmerkungen zu seinem Beitrag zur QED zu machen. Schließlich erscheinen<br />
von Neumanns & Feynmans Konterfeis nebeneinander auf demselben Viererblock<br />
von US-Briefmarken.<br />
TSWS:<br />
Ich stimme Ihnen da völlig zu. Ich will mich allerdings auf seine „Lichttheorie“ beschränken,<br />
dem in seinem epochalen Buch (1932) bei weitem umfangreichsten Abschnitt im Kapitel III<br />
mit dem Titel »Die quantenmechanische Statistik«. Außerdem will ich betonen, dass alle im<br />
Folgenden präsentierten Analysen & deren Resultate, die von Neumanns QM-Buch direkt<br />
betreffen, über viele Jahren von meinem Mitarbeiter Vilmos Balogh & mir in einer gemeinsamen,<br />
aber noch unfertigen internen Studie erarbeitet, aber bisher nicht publiziert wurden.<br />
Von Neumanns Ausgangspunkt war die Frage nach dem von W. Heisenberg stammenden<br />
Ausdruck Übergangswahrscheinlichkeit (1932; vgl. S. 157) aus einem stationären Zustand<br />
eines gequantelten Systems in einen anderen. Betrachtet wird ein SYSTEM S, das z. B. aus l<br />
Elektronen & Protonen besteht und dessen Zustandsraum durch 3 l kartesische Koordinaten<br />
(vereinfachend markiert je mit ξ) beschrieben wird. Ein beliebiger Zustand φ(ξ) von S – d. h.<br />
eine Wellenfunktion – wird sich nach der zeitabhängigen Schrödingergleichung entwickeln.<br />
Bei stationären Zuständen, bei denen es überhaupt keine Übergänge aus einem φ(ξ) in andere<br />
gibt, stellt sich indes die Frage, warum dennoch von solchen geredet wird?<br />
Von Neumanns Antwort ist ein simples mathematisches Modell:<br />
Wir haben das Agens, das diese Übergänge veranlasst, außer acht gelassen. – das LICHT. .. Wir<br />
müssen S erweitern, indem wir alles Licht, das mit S unter Umständen in Wechselwirkung treten<br />
kann, mit in dasselbe aufnehmen. Das System, das vom Lichte gebildet wird .. heiße L; es gilt S +<br />
L zu untersuchen (1932; S. 135/136).<br />
Um elektromagnetische Fragestellungen quantenmechanisch beantworten zu können, hat man<br />
zunächst ein Problem der Nomenklatur systematisch zu berücksichtigen. Die in der klassischen<br />
Physik vorherrschende Vorstellung von der Doppelnatur des Lichts (‚Teilchen und<br />
Welle’) wird in der Maxwellschen Theorie zugunsten des Wellenaspekts aufgegeben, d. h.<br />
Licht wird als ein Schwingungszustand des elektromagnetischen Feldes beschrieben Um von<br />
dieser klassischen Darstellungsebene auf die der Quantentheorie zu gelangen, hilft die Quan-<br />
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