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PDF zum Download - Tim Boson / Condor

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<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />

In jener Zeitspanne, um die es hier geht, sagen wir zwischen dem 25 Juli 1961 (dem Datum<br />

der berühmten Kennedy-Rede vor dem Kongress mit seiner Mondvision!) und Ende Februar<br />

1983 (s. o), war ich noch gar nicht geboren oder zu jung, um das, was Sie eben andeuteten,<br />

nicht misszuverstehen. Also: Das Alles klingt ziemlich geheimnisvoll. Klären Sie mich auf.<br />

Vor allem aber interessiert mich „von Brauns Initiative“.<br />

Wollte er sich nach seinem großen Mond-Triumph also vorausblickend Einfluss sichern, weil<br />

er ahnte, dass ihn sein nationalstaatlicher Arbeitgeber NASA bald in Richtung ‚Frühstücksdirektor’<br />

oder ‚Beraterposten Industrie’ abschieben würde, wie es dann ja auch geschehen ist.<br />

Wollen Sie dazu etwas Näheres sagen?<br />

TSWS:<br />

Zweierlei! Einerseits möchte ich mich zu Ihrer Mutmaßung ‚Frühstücksdirektor’ nicht äußern,<br />

<strong>zum</strong>al sie mit Ihrer Unterstellung „Einfluss sichern“ überhaupt nicht zusammenpasst. Das<br />

›MSFC History Office‹ stellte offiziell fest: „In 1970, NASA leadership asked von Braun to<br />

move to Washington, D.C., to head up the strategic planning effort for the agency.“ Ein<br />

‚Frühstücksdirektor’-Posten war das bestimmt nicht! Nein, Wernher von Braun h a t t e Einfluss<br />

und nutzte ihn, um einen schwierigen technischen Konflikt zwischen den beiden industriellen<br />

Hauptkonkurrenten um die Definition des SSME-Design auf jeden Fall mit ausschließlich<br />

technischen Argumenten und nicht mit industrie-politischen Pseudo-Gründen zu<br />

entscheiden. Nebenbei gesagt, berührte diese Entscheidung unmittelbar auch meine spätere<br />

Beratertätigkeit für die NASA.<br />

Andererseits bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt direkt<br />

auf von Brauns Initiative eingehen soll. Also halte ich mich an die Regel, die einer meiner<br />

früheren Chefs meinen Kollegen und mir während unserer Doktorandenzeit eingehämmert<br />

hat – dem Sinn nach: Ein Wissenschaftler ist kein Krimi-Autor, d. h. er präsentiert in einer<br />

Abhandlung alle notwendigen Voraussetzungen und wichtigen Daten in verständlicher Form<br />

so knapp und so früh wie möglich. Evtl. Verständnisschwierigkeiten werden dann an ‚Ort und<br />

Stelle’ analysiert, d. h. dort, wo die Abhandlung ‚klemmt’, werden die Details der o. a. Prämissen<br />

hinterfragt, erläutert, gewogen und benutzt.<br />

<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />

Das klingt nach einem Versuch, unsere weitere Gesprächsführung zu strukturieren: Falls ich<br />

Sie richtig verstehe, wollen Sie ‚von Brauns Initiative’ erst zurückstellen und dann später in in<br />

einen breiteren – sowie, wie Sie sagen, „industrie-politischen“ – Hintergrund einbetten?<br />

TSWS:<br />

Ja, so stelle ich es mir vor. Ich halte es also für opportun, hier schon auf eine undurchsichtige<br />

(vielleicht) industrie-strategische Konstellation einzugehen, die in den USA für die ganze<br />

bisherige Raketenentwicklung und die junge Geschichte der Raumfahrt von Anfang an großen<br />

Einfluss genommen hat.<br />

Einer meiner besten Freunde, Diplomingenieur und ehemaliger technischer Geschäftsführer<br />

des führenden deutschen Triebwerkbauers, hatte selbst gute persönliche und geschäftliche<br />

Beziehungen zu einem der Konzerne, die als Player in dieser Konstellation auftraten. Er hat<br />

mir versichert, nie eine Andeutung, gar einen Kommentar von seinen amerikanischen Vorstandskollegen<br />

diesbezüglich gehört zu haben, obwohl die ihm von mir präsentierte Geschichte<br />

ebenfalls dubios vorkommt. Dass letztere mir als Motiv für ‚von Brauns Initiative’ dennoch<br />

plausibel erscheint, möchte ich vorab nicht ausschließen.<br />

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