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PDF zum Download - Tim Boson / Condor

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ohne dass sich darüber jemand Gedanken macht oder gar aufzuregen scheint. Das war & ist<br />

die Ausgangslage. Es ist aber diese Sprachlosigkeit, die diesbezüglich schlimm ist, weil niemand<br />

genau weiß, über was er gerade spricht, wie alt seine Informationen sind, welche Risiken<br />

sie enthalten. Solange es eben nicht um BEMANNTE RAUMFAHRT ging, war das alles primär<br />

nur eine Kostenfrage: Raketentriebwerke sind ursprünglich Teile von Waffen- oder Satellitensystemen,<br />

die im Grunde nach sehr einfachen Prinzipien funktionieren. Auch in der Zukunft<br />

werden die meisten Nutzlasten in einen Erdorbit mit einer herkömmlichen Rakete (d.h.<br />

mit einem chemischen Antrieb) befördert werden. Diese Form ist heute sehr weit entwickelt<br />

und kaum noch steigerbar. So beträgt die Energieausnutzung eines Treibstoffes heute zirka<br />

98-99 %, d. h. man kann Raketentriebwerke nicht wesentlich effizienter bauen. Auch besteht<br />

wenig Hoffnung noch leistungsfähigere Treibstoffe zu entwickeln. Das ist die Aktualität.<br />

<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />

In aller Bescheidenheit, aber das klingt wirklich nicht sehr zukunftsträchtig. Da war ja wohl<br />

Stanley Kubrick schon vor zehn Jahren viel weiter.<br />

TSWS:<br />

Aber eben nicht in der Praxis! Vergessen Sie nicht, dass in unseren Tagen, genauer am 15.<br />

Dezember 2010 die SZ berichtete, dass nach 33 Jahren Reise die Nasa-Raumsonde Voyager1<br />

den „Rand der Sonnensystems“ erreicht hat. So jedenfalls berichteten Nasa-Wissenschaftler<br />

zwei Tage vorher auf einem Treffen der American Geophysical Union in San Francisco. Der<br />

Flug war mehr als hundertmal so lang wie die Distanz der Erde zur Sonne. Das ist ein historisches<br />

Datum ersten Ranges!<br />

Im Fall der bemannten Raumfahrt ist ohnehin Alles ganz anders. Denken Sie nur an die<br />

nächsten 50 Jahre. Falls die Menschheit (und nur im Kollektiv kann sie es riskieren) eine erste<br />

Realisation des Mars-Projektes beabsichtigen sollte, wird die angedeutete gedankenlose Art<br />

des ‚bottom-up’-Denkens unverantwortlich werden. Denn dann steht SICHERHEIT hoch im<br />

Kurs. Und dabei darf man eine Besonderheit nicht übersehen: Die ‚bottom-up’-Entwicklung<br />

von Raketenmotoren basiert keineswegs nur auf vielen f r ü h e r e n Entwicklungen, sondern<br />

auch auf extrem teueren Experimenten. Letztere sind zudem auf nur wenige, ausreichend<br />

genau zugängliche Messgrößen beschränkt. Wichtige Betriebsparameter wie Werte von Strömungsgeschwindigkeiten<br />

der Verbrennungsgase oder gar der hohen Verbrennungstemperaturen<br />

können nur durch Mischprogramme aus Experimentaldaten und aufwendigen Computersimulationen<br />

hinreichend genau ermittelt werden. Die müssen aber auf naturwissenschaftlich<br />

fundierten Theorien basieren, deren jeweiliger Anwendungsbereich genau bekannt sein muss.<br />

Das ist mit dem derzeit praktizierten Design-Verfahren von Hochleistungstriebwerken für die<br />

bemannte Raumfahrt nicht der Fall.<br />

Der Grund ist darin zu sehen, dass ƞ-Werte von Raketentriebwerken sich auf Nennwerte des<br />

Schubs („rated thrust“/„‘normal’ rated power“) beziehen, die (in %) per Konvention auf 100<br />

gesetzt werden, gar nur in den englischen Fachtermini per definitionem(!) als unmissverständlich<br />

gelten:<br />

The 100% level (as sea or vacuum level) does not mean the maximum physical power level attainable.<br />

Rather it is a specification, decided on early during STS-development, for the ‘normal’ rated<br />

power level. Later studies indicate the engine could operate safely at levels above 100%, which is<br />

now the norm. .. Then, if the power level was increased, that value was made 100%. Consequently,<br />

all previous data and documentation would either require changing, or cross-checking<br />

against what physical thrust corresponded to 100% power level on that date. .. Current launches<br />

use 104.5% or 109% available for abort contingencies. .. À propos Space Science: STS-power<br />

level affects engine reliability. Studies indicate the probability of an engine failure increases rapidly<br />

with power levels over 104.5%, which is why those are retained for contingency use only.<br />

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