PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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emannten Raumfahrt generell“. Naturgemäß registriert er gegenwärtig „eine gewisse Ungewissheit“<br />
bei der Benennung von Zielen für zukünftige bemannte Missionen. Er nennt einige<br />
Kandidaten wie den Marsmond Phobos und den Mars selbst. Sogar die ominösen LAGRANGE-<br />
PUNKTE erwähnt er, leider ohne diese für die Zukunft der Menschheit langfristig vielleicht<br />
wichtig werdenden Missionsziele näher zu erläutern. Ich werde am Ende von TEIL V noch<br />
einmal kurz darauf zurückkommen.<br />
Derzeit kann man davon ausgehen, dass die ISS mindestens noch bis <strong>zum</strong> Ende des Jahrzehnts<br />
betrieben werden wird. Allerdings wird nach dem letzten Shuttle-Flug die Option verloren<br />
gehen, größere Lasten von der ISS und aus dem erdnahen Orbit zurückzubringen. Wie<br />
beschränkt diese Option tatsächlich ist, geht aus Reiters folgendem Zitat hervor:<br />
Ohne Zweifel ist die Versorgung der ISS durch die russischen »Progress«, das japanische HTV sowie das<br />
europäische ATV in den kommenden Jahren sichergestellt. Für den Transport von Astronauten zur und von<br />
der ISS steht hingegen nur noch die russische »Sojus« zur Verfügung, die neben den drei Astronauten/Kosmonauten<br />
nur etwa 50 kg an Nutzlast mit zur Erde zurückbringen kann.<br />
Die Zukunft der Raumfahrt beginnt für Reiter merkwürdigerweise erst nach der Zeit ab 2020,<br />
also nach avisierter Schließung der ISS. Dabei verweist er mit Recht neben den Plänen der<br />
USA auf die zu erwartenden Aktivitäten Russlands, Chinas und Indiens. Und er vermerkt:<br />
Der Erdorbit behält seine Bedeutung als „Zwischenstation“ – auf dem Weg zu weiter entfernten Zielen, sei<br />
es vielleicht doch noch einmal der Mond, oder darüber hinaus sogar der Mars.<br />
Die kommenden Jahre der ISS sieht Reiter in ihrer Funktion als Plattform „für die Weiterentwicklung<br />
von Raumfahrttechnologien – z. B. im Bereich „regenerativer Lebenserhaltungssysteme“.<br />
Letztere beurteilt er „als unerlässlich für die Vorbereitung und Durchführung von<br />
Langzeitmissionen jenseits des nahen Erdorbits“.<br />
Kein Wort erfährt man von ihm als (ehemaligem) hohem Militär über die bereits längst laufenden<br />
„robotischen Missionen“ der US-Streitkräfte mit Shuttle-ähnlichen Killersatelliten.<br />
Reiter erwähnt zwar durchaus „robotische Missionen“, definiert sie indes einfach als komplementäre<br />
Variante „zu den bemannten Aktivitäten“. Über das in Teil IV des Interviews herausgestellte<br />
vorrangige Interesse aller US-Regierungen an militärischen Raumfahrt-Missionen<br />
und die damit in Art & Umfang stark eingeschränkten Möglichkeiten europäischer Beteiligungen<br />
verliert er kein Wort. Eher erweckt er Irritationen, indem er letztere sogar als Teil<br />
eines „herausragenden Projekts in der Menschheitsgeschichte“ bezeichnet.<br />
Richtig ist gewiss die Einsicht,<br />
wie sehr wir bereits heute von der Infrastruktur im nahen und ferneren Erdorbit abhängig geworden sind.<br />
Die vielen Telekommunikations-, Erdbeobachtungs- & wissenschaftlichen Satelliten sind dafür<br />
der Beweis. Inwieweit sie allerdings auch die Sicherheitsinteressen der großen derzeitigen<br />
& zukünftigen Raumfahrtstaaten tangieren und entsprechende militärisch motivierte Gegenmaßnahmen<br />
induzieren werden, lässt sich nur mutmaßen. So erscheinen die Perspektiven für<br />
die erstaunlich vielen Studien zu und Szenarien für bemannte Missionen <strong>zum</strong> Mars und anderen<br />
Himmelskörpern m. E. nicht allzu optimistisch.<br />
Thomas Reiters schöne Phrase von der Raumfahrt als Teil eines „herausragenden Projekts in<br />
der Menschheitsgeschichte“ könnte allerdings in ferner Zukunft z. B. in Bezug auf die von<br />
ihm erwähnten LAGRANGEPUNKTE als Missionsziele Realität werden.<br />
Um was geht es dabei? Ich zitiere:<br />
LAGRANGEPUNKTE sind Punkte in einem System aus zwei sich umkreisenden Körpern (Sterne, Planeten<br />
etc), welche in einem mitrotierenden Bezugssystem raumfest sind und in denen ein dritter Körper mit vergleichsweise<br />
verschwindend geringer Masse sich dauerhaft aufhalten kann ohne von der Gravitationswirkung<br />
der anderen gestört zu werden. (http://www.lutz-peter.hoogi.de/physik/lagrange/lagrange.html).<br />
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