PDF zum Download - Tim Boson / Condor
PDF zum Download - Tim Boson / Condor
PDF zum Download - Tim Boson / Condor
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
er wurde im Januar 1991 in Form von zwei Seminaren am MSFC und an der UAH zu Ehren<br />
von Prof. Wolfgang Ruppel (heute KIT - Universität Karlsruhe) veranstaltet.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
In einem Telefongespräch erwähnten Sie kürzlich G. Falks Hauptwerk. Sie bezeichneten<br />
PHYSIK • Zahl & Realität kurz & bündig als Ihr ganz persönliches ‚Glaubensbekenntnis’ der<br />
modernen Physik. Es kam im Herbst 1990 auf den Markt. Wieso wurde es auf dem<br />
Workshops Januar 1991 an der UAH überhaupt nicht erwähnt? Können Sie darüber Etwas<br />
sagen, und was das Besondere an diesem Buch ist?<br />
TSWS:<br />
Ja, dazu kann ich Etwas sagen. Zunächst zu Ihrer ersten Frage: Am 31. Januar 1991 hat mir<br />
die Redaktion der Springer- Zeitschrift Naturwissenschaften zugesagt, eine ausführliche kritische<br />
Rezension des letzten Falkschen Buchs zu veröffentlichen. Nach Vorlage des gerade<br />
erschienenen Werks hatte ich mich im Einvernehmen mit dem Verlag dazu entschlossen.<br />
Prof. Ruppel hat nach seiner Rückkehr aus Huntsville den Entwurf meiner Rezension auf<br />
meine Bitte hin durchgesehen & gebilligt. Von daher weiß ich, dass er Falks Manuskript zwar<br />
kannte, das fertige Buch aber nicht so eingehend lesen konnte, um es vor seiner Abreise <strong>zum</strong><br />
Workshop Mitte Januar 1991 als Gegenstand der Debatten an der UAH einbringen zu können.<br />
Leider ist daraus ein bedauerliches Missverständnis entstanden, da Prof. Ruppels beide Seminare<br />
am MSFC oder an der UAH unter der Generalüberschrift Gibbsian Thermodynamics<br />
angekündigt worden waren. Dieser Begriff wird aber dem Konzept der beiden als Referenz<br />
angegebenen Lehrbücher von G. Falk & W. Ruppel über Theoretische Physik keineswegs<br />
gerecht. In Falks PHYSIK • Zahl & Realität kommt er überhaupt nicht vor, kann auch nicht<br />
vorkommen. Denn der erwähnte 'im dichten Netz der Verschwörer’ wie eine geduldige Spinne<br />
� lauernde UAH-Professor hatte ja völlig recht mit seiner dezidierten Meinung zu Prof.<br />
Ruppels Vortrag über Gibbsian Thermodynamics: «Thermodynamik sei wohl eigentlich gar<br />
keine Physik»! Gibbs befasst sich in seinem großen Essay auch gar nicht mit Thermodynamik<br />
in traditioneller Sicht; er behandelt PHYSIK exemplarisch anhand der THERMOSTATIK. Falk<br />
zeigt nun konzise, dass Gibbs’ Abhandlung „die mathematischen Grundzüge eines allgemeinen<br />
dynamischen Beschreibungsverfahrens der Natur enthält“. Er spricht – wie bereits erwähnt<br />
- von einem „(thermo-)dynamischen Beschreibungsverfahren“, ich wähle – um Irrtümer<br />
zu vermeiden – den neutraleren Ausdruck GIBBS-FALK-DYNAMIK (GFD). Gleich von<br />
vornherein warnt Falk vor typischen Fehlinterpretationen:<br />
Der (thermo-)dynamische Systembegriff hat nichts mit Raum & Zeit zu tun, das System nimmt<br />
nicht notwendig ein.. räumliches Gebiet ein, ebenso wenig hat es Sinn, von seiner Abgeschlossenheit<br />
oder Offenheit zu reden, oder von Vorgängen, deren „Selbstlauf“ typisch für ein System sei.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Wunderbar – die �! Vermute ich richtig, dass Falk vs. die mechanistische Physik rebellierte?<br />
TSWS:<br />
Das ist ein Schuss ins Schwarze und führt uns gleich zu der ersten konzisen Antwort Ihrer<br />
zweiten Frage, ergo nach meinem Gesamteindruck: Falks PHYSIK • Zahl & Realität ist kein<br />
Lehrbuch. Wie alle großen Werke rationaler Wissenschaft und Philosophie ist es eine auf<br />
wenige Leitgedanken fixierte, durch spontane Einfalle getriebene, auf unverrückbaren Intentionen<br />
gegründete und durch zunehmendes kontrolliertes Wissen gestützte Abhandlung. Ihr<br />
Text ist ständig einer erfahrungsgesättigten Mixtur an Zweifeln & Selbstgewissheit, auch an<br />
Selbstironie ausgesetzt, ihre Argumentation genügt höchsten logischen, aber auch humanitären<br />
Qualitätsansprüchen. Natürlich ist ein Buch dieses Anspruchs weder einfach zu lesen<br />
91