PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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Erstes Gespräch: Hochtechnologie − über das Risiko, moderne Kathedralen zu bauen.<br />
„The mathematicians and the physics men have their mythologies;<br />
they work alongside the truth never touching it; equations are false but things work.“<br />
Eigentlich wollte ich hier nur ein Buch rezensieren. Das Buch heißt:<br />
Zwischenmeldung:<br />
Eine Geschichte des Glasperlenspiels. Irreversibilität in der Physik.<br />
Irritationen und Folgen. Birkhäuser Verlag: Basel – Boston – Berlin 1990.<br />
5<br />
-Robinson Jeffers -<br />
Zu diesem Buch gibt es eine aktuelle Anekdote, die ich kurz erwähnen möchte: AMAZON bewirbt ab Mitte 2010 die neuen<br />
Bücher der zwei Spitzenphysiker Stephen Hawking und Leonard Susskind. SH ist Astrophysiker & Kosmologe („Die<br />
Randbedingung des Universums besteht darin, das es keinen Rand hat.“), LS sieht sich als Kosmologe („Black Hole<br />
Information Paradox“) und ist einer der Gründer der Stringtheorie. Beide Autoren führen über ihre Bücher eine heftige<br />
Kontroverse („Krieg“) um Sinn & Unsinn der Schwarzen Löcher. Im Zentrum steht dabei die Rolle der ENTROPIE.<br />
Aber welcher?<br />
AMAZON wendet sich nun mit der Kaufempfehlung für Susskinds Buch explizit an jene Leser, die Straubs ‚Geschichte<br />
des Glasperlenspiels’ (GPS) gekauft haben. Diese Begründung ist schon deshalb erstaunlich, weil das GPS seit mehr als<br />
zehn Jahren vergriffen ist, und antiquarisch inzwischen teilweise astronomische Preise erzielt. Absurd wird sie indes für<br />
jene Leser, die das GPS nicht nur gekauft, sondern auch gelesen haben. Ihnen wurde gewiss schnell klar, dass der Autor<br />
eher zu jenen Kritikern gehört, der die Theorien von SH und LS gleichermaßen zurückweisen würde. Er würde beiden<br />
zweifellos bescheinigen, ein ‚Glasperlenspiel’ reinsten Wassers eher im Stil scholastischer Spekulation zu zelebrieren als<br />
eine in der Tradition Kants an experimentell fundierter Wissenschaftlichkeit orientierte Kontroverse zu führen. Dafür<br />
spricht auch SH’s lapidare Bestätigung Nietzsches ‚Gott ist tot’. Konkreter wird LS; er bescheinigt dem Wiener Kardinalerzbischof<br />
Christoph Schönborn in Bezug auf das von ihm vehement vertretene »string-landscape-concept« den richtigen<br />
Blick für die ‚Ironic Science’: *There is evident irony in the fact that the cardinal seems to grasp the issue much better<br />
than some physicists.*<br />
Die Generalüberschrift des vorliegenden Interviews deutet bereits an, dass ich auf die durch<br />
AMAZON angestoßene Problematik später zurückkommen möchte. Diese Absicht wird dadurch<br />
gefestigt, dass ein durchaus nicht zufälliger Umstand mir Gelegenheit zu einem Gespräch<br />
mit dem Autor des GPS gab – eben mit jenem Skeptiker oder vielleicht auch Kritiker<br />
aller dieser Glasperlenspiele. Mit einem Raumfahrt-Ingenieur und Autor, der sich in Gefilden<br />
der Hochtechnologie ebenso auskennt wie in höhermathematischen Regionen der Wissenschaft<br />
– und hier mit einer exzellent ausgeprägten Kompetenz für die methodischen Basics<br />
theoretischer und praktischer Physik aufwarten kann.<br />
Kurz vorab: Es darf ausnahmsweise eine kleine Lese-Anleitung gegeben werden. Der Text<br />
kommt nicht sofort auf die angekündigte Thematik seiner Hauptüberschriften. Warum das<br />
notwendigerweise so ist, wird sich dem Leser später erschließen. Zudem werden im nachfolgenden<br />
Interview immer wieder „schwierige Passagen“ durchwandert, die nicht weiter vereinfacht<br />
werden konnten, ohne dabei den Anspruch auf Seriosität und Integrität des Gesprächspartners<br />
zu beschädigen.<br />
Deshalb empfehle ich dem Leser, hier den lesenden Blick ab und zu auch auf „weit“ zu stellen<br />
und mit einem „unscharfen Blick“ zu lesen, wie in einer ‚Text-Landschaft’, in der er gewisse<br />
Passagen gegebenenfalls zunächst auslässt und vielleicht später noch einmal aufsucht.<br />
• Universitätsprofessor Dr. Dieter Straub, geboren 1934, war von 1974 bis zu seiner Emeritierung<br />
Ende 1999 Ordentlicher Professor für Thermodynamik sowie Wärme- & Stoffübertragung<br />
an der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr München<br />
(UniBwM).<br />
• Als Diplomingenieur promovierte er 1964 mit der »Theorie eines allgemeinen Korrespondenzprinzips<br />
der thermischen Eigenschaften fluider Stoffe« <strong>zum</strong> Doktoringenieur an der Uni-