PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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fragen, sage ich Ihnen gleich, dass von Brauns Nachfolger, der neue ‚Kapitän’ – soweit ich<br />
weiß – zur Aufklärung dieser (für alle ‚Eingeweihten) quälenden Unsicherheit nichts tat. Nach<br />
drei Jahren ging er in den verdienten Ruhestand (s. o.).<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Puh... Das waren jetzt doch eine Menge Fakten: Ich möchte dazu jetzt noch einmal rekonstruieren.<br />
Auch für mich selbst, weil es so dicht ist: Wir haben es mit einem komplexen Entwicklungsprozess<br />
zu tun, der sich zugleich in einem komplexen technologischen Feld abspielt.<br />
Ich muss also immer mit bedenken, dass in einem solchen Prozess stets auch Terminkalender,<br />
Schedules, eine Rolle spielen, die neben den technischen Sachlagen auch einen gewissen<br />
Termindruck mit verursachen. Ebenso wie auch finanziellen Druck, weil auch große<br />
Budgets nicht unbegrenzte Budgets sind. Dazu kommt die Frage der Sicherheit. Und ein Chef<br />
oder ein Abteilungsleiter oder ein Direktor muss in dieser Situation immer sowohl die Sachlage,<br />
die Zeitlage als auch die finanzielle Lage gegeneinander abwägen, und dann Entscheidungen<br />
treffen, die dafür sorgen, dass der Hase weiterläuft. Aber diese Entscheidungen können<br />
nicht immer so beschaffen sein, dass Alle zufrieden sind. Deshalb wohl ist dann die Entscheidung<br />
für die Glockendüse gefallen....<br />
Jetzt aber die Frage: Wie kam es ihrer Meinung nach dazu, dass das Lockheed-Gutachten solche<br />
relativ kühlen Temperaturen in der SSME avisierte. Ein Rechenfehler?<br />
TSWS:<br />
Ich habe volles Verständnis dafür, dass bei den vielen (für Sie und den Leser oft) unbekannten<br />
Namen & Fakten sowie den teilweise komplizierten technischen Zusammenhängen das Bedürfnis<br />
einer ‚Atem- & ....pause’ besteht. Weiterhin ist es für die Harmonie zwischen uns und<br />
unseren Lesern durchaus zuträglich, dass Sie mit untrüglichem Gespür den Arbeitsalltag der<br />
Vorgesetzten jedes heutigen Angestellten in Großkonzernen und Investmentbanken beschreiben.<br />
Aus meiner Erfahrung kann ich ihn auch für Bundesministerien, Großforschungsanstalten<br />
& Universitäten bestätigen. Warum sollte es in den sehr bürokratisch arbeitenden Einrichtungen<br />
der NASA anders sein. Soweit Alles schön und gut!<br />
Was aber völlig missraten ist, muss auch gesagt sein: Aus Ihrer Allerweltsanalyse zu schließen,<br />
dass „die Entscheidung für die Glockendüse“ deshalb gefallen sei, weil halt „Entscheidungen<br />
nicht immer so beschaffen sein können, dass Alle zufrieden sind“, ist einfach absurd.<br />
Deshalb kann & will ich Ihnen jetzt & hier Ihre zwei abschließenden Fragen nicht beantworten,<br />
denn dann müssten wir sofort auf das LFAR im Detail eingehen, ohne die Problematik<br />
des zweiten Gutachtens (CG) noch nicht einmal zu kennen. Ich werde also da fortfahren, wo<br />
Sie mich mit Ihrem Puh ... unterbrochen haben.<br />
Von Braun hatte nun Zeit, über die wirklich wichtigen Items der bemannten Raumfahrt nachzudenken.<br />
In den vielen Biographien über ihn kursieren sehr unterschiedliche Angaben, warum<br />
& wozu er 1970 nach Washington, D. C. wechselte. In den damaligen Mitteilungen des<br />
´MSFC History Office` heißt es dazu lapidar: „In 1970, NASA leadership asked von Braun to<br />
move to Washington, D.C., to head up the strategic planning effort for the agency”. Was unterscheidet<br />
wohl einen eingefleischten Bürokraten von einem waschechten Visionär auf diesem<br />
Posten?<br />
Die Antwort lässt sich belegen: Bereits im NASA-Headquarter in Amt & Würden, erklärte er<br />
1971 im Kennedy Space Center, Cape Kennedy: „Die Raumfähre ist zwar sehr nützlich für<br />
erdgebundene Anwendungen, aber sie ist auch die Basis für alles, was wir später an bemannten<br />
Flügen im ferneren Weltraum machen werden“; vgl. Der SPIEGEL Nr. 7/1971/S. 141.<br />
Der „fernere Weltraum“ - das ist eine Vision – vielleicht aus den Jugendjahren seiner Lektüre<br />
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