PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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sion, March 1976 (Computer Program for Calculation of Complex Chemical Equilibrium<br />
Compositions, Rocket Performance, Incident & Reflected Shocks, and Chapman-Jouguet<br />
Detonations), teilte diese Auffassung. Am Rand des Huntsville-Meeting, Februar 1985, an der<br />
auch S. Gordon teilnahm und auf der es um beide Gutachten sowie um die Prinzipien der von<br />
mir entwickelten MÜNCHNER METHODE (MM) ging, äußerte er die Vermutung, dass von<br />
Braun sogar das LFAR veranlasst hätte.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Ist denn eigentlich etwas Anderes vorstellbar - realiter?<br />
TSWS:<br />
Eigentlich nicht. Einerseits war Dr. von Braun als Center Director – trotz der bevorstehenden<br />
Mondmission – bereits von 1968 an stark in den Vorbereitungen des STS-Project involviert.<br />
Andererseits kannte er die eminenten spezifischen Probleme der J-2 genau, so dass es undenkbar<br />
erscheint, dass die Vergabe des Gutachtens für das MSFC ohne sein Wissen und seine<br />
Einwilligung erfolgt ist. Man darf ja auch nicht vergessen, dass zu jener Zeit der Projektphase<br />
A (jedenfalls ab 23 Januar 1969!) Lockheed auch offiziell für ›Machbarkeitsstudien‹<br />
ein tatsächlicher Mitbewerber, später ein potentieller Konkurrent der anderen Raumfahrtfirmen<br />
war. Schaut man indes genauer hin, so läuft alles auf einen eindeutigen Schluss hinaus.<br />
Schon im August 1969 – also noch in der Ausarbeitungsphase des LFAR – legte von Braun<br />
den „Raketenherstellern des Landes“ einen von ihm auch persönlich geprägten umfangreichen<br />
Fragenkatalog vor. Wohl nicht zufällig sprach er darin „Unzulänglichkeiten des Aerospike-<br />
Triebwerks von ROCKETDYNE an, das Probleme mit verzögerter Zündung, Instabilitäten<br />
des Verbrennungsprozesses“, etc. hatte. Dann, kaum lag dem MSFC das LFAR vor, fiel der<br />
Hammer:<br />
Als einziges klar vorgegebenes Designmerkmal wählten die NASA-Shuttle-Manager im Oktober 1969 die<br />
Schubdüse aus, die glockenförmig sein sollte, da man damit große Erfahrung gesammelt hatte<br />
(‹http://www.mainengine.de/ssme/ssme_entwicklg.html› vom 2. September 2007).<br />
Diese Begründung erscheint zwar eher als reaktionär denn als fortschrittlich, <strong>zum</strong>indest als<br />
fantasielos. Dennoch ist sie sicher nicht mit jener von Richard Feynman angeprangerten Irrationalität<br />
behaftet, die er, der Theoretische Physiker, den verantwortlichen NASA-Manager<br />
anlastete. Dann aber muss man seriöserweise konstatieren, dass Dr. von Braun und seine Kollegen<br />
in Anbetracht des tatsächlich oder angeblichen Zeitdrucks und unter Bezug auf die erstaunlich<br />
vielversprechenden Prognosen des Lockheed-Gutachtens (LFAR) kaum eine andere<br />
Wahl hatten, als alternativlos auf die ‚Glockendüse’ zu setzen.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Zugegeben, das ist sehr treffend. Aber solange sich das MSFC auf das Gespür ihres Direktors<br />
verlassen konnte – und beim Mond-Projekt funktionierte das ja perfekt – konnte das zuständige<br />
MSFC-Management Verantwortung tragen ... für das STS-Projekt. Was aber geschah,<br />
musste geschehen, als von Braun einige Monate später für neue Aufgaben in die NASA-<br />
Zentrale abkommandiert wurde?<br />
TSWS:<br />
Schlimm genug die Situation, wie Sie sie treffend schildern. Aber noch nicht schlimm genug!<br />
Es ist ja nicht nur der Abgang des ‚Kapitäns’, von dem man letztlich erwartet, die Verantwortung<br />
zu bündeln und gegebenenfalls allein zu tragen. Es ist vor allem die Tatsache, dass bei<br />
von Brauns ‚Abgang’ kein Mensch wusste, ob die verheißungsvollen Prognosen des Lockheed-Gutachtens<br />
überhaupt stimmen, wissenschaftlich korrekt sind. Bevor Sie mich danach<br />
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