PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Jetzt bin ich gespannt, wie Sie vor diesem beeindruckenden Hintergrund Ihre Behauptung<br />
plausibel machen, Einsteins Kinetik würde durch die Gibbs-Falk Dynamik ausgehebelt.<br />
TSWS:<br />
Eher fatal war der Einfluss eines zweiten bedeutenden Autodidakten: Oliver Heaviside, von<br />
Beruf Telegraph, begann ab 1872 mit 22 Jahren Aufsätze zur Elektrizitätslehre zu publizieren,<br />
die sogar Maxwell interessierten.<br />
Heaviside war von Maxwells Treatise on Electricity and Magnetism so fasziniert, dass er<br />
1874 seinen Beruf aufgab, um sich jahrelang die mathematischen Kenntnisse <strong>zum</strong> Verständnis<br />
der Maxwellschen elektromagnetische Theorie anzueignen. Lt. Wikipedia (26.09.2010)<br />
„ging er letztendlich dazu über, seine eigenen mathematischen Methoden zu entwickeln, die<br />
seiner Zeit weit voraus und dazu geeignet waren, die elektromagnetische Theorie und die Behandlung<br />
von Schwingkreisen stark zu vereinfachen.<br />
Heaviside war auch maßgeblich an der Einführung der Vektoren und der Vektoranalysis<br />
[sowie der komplexen Zahlen] beteiligt, mit denen er die für die Elektrodynamik grundlegenden<br />
Maxwellgleichungen 1884 stark vereinfachte und auf die uns heute bekannte Form brachte“.<br />
Das war gerade einmal fünf Jahre nach Maxwells Tod.<br />
Nun muss man in diesem Kontext noch einmal daran erinnern, dass Maxwell im Treatise keineswegs<br />
mehr die originalen Maxwellschen Gleichungen von 1862 benutzte, sondern das<br />
Gleichungssystem erweiterte, um z. B. die JOULESCHE WÄRME über das Ohmsche Gesetz zu<br />
berücksichtigen. Trotz dieser fast radikalen Veränderung seiner Anschauungen fällt dabei auf,<br />
dass er, der bedeutende Wärmetheoretiker, nie den Entropiebegriff erwähnte, ihn schon gar<br />
nicht mit Dissipation oder Irreversibilität in Verbindung brachte. Heaviside war solcherart<br />
physikalische Motivation fremd für das, was er für einen inakzeptablen Perspektivwechsel<br />
Maxwells hielt.<br />
Wohl auch aus mathematischen, gar ästhetischen Gründen: Er kannte Maxwells elektromagnetische<br />
Lichttheorie von 1865, die auf den originalen Maxwellschen Gleichungen beruhte<br />
und ein spezifisch mechanistisches Weltbild voraussetzte – nämlich das des ÄTHERS. Nur<br />
deren Lösungen führten zu einer einfachen mathematischen Relation für eine Größe c0 von<br />
der Dimension einer Geschwindigkeit; die Relation selbst hängt lediglich von zwei Materialkonstanten<br />
– der elektrischen & magnetischen Feldkonstanten – ab. Maxwell selbst brachte c0<br />
mit der LICHTGESCHWINDIGKEIT (im Vakuum) in Zusammenhang – als Vermutung freilich,<br />
nicht als Gewissheit!<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Wouw, so ungern ich Sie in Ihrem Erzählfluss unterbreche: Hier muss ich eine Frage einflechten,<br />
die mich schon von Beginn an beschäftigt. <strong>zum</strong>al hier ja auch die Gelegenheit besteht,<br />
den Leser & Sie an den Untertitel unseres GESPRÄCHS zu erinnern:<br />
„ZUR ROLLE DER ÄSTHETIK IN DEN MATHEMATISCHEN NATURWISSENSCHAFTEN<br />
AM BEISPIEL DES MAXWELL-FARADAYSCHEN ELEKTROMAGNETISMUS“.<br />
Ich denke, Sie sollten den eben geäußerten Gedanken aufgreifen und dem Leser jetzt konkret<br />
Etwas zu „ästhetischen Gründen in der Physik“ sagen. Vielleicht sogar Etwas im Kontext mit<br />
den Heaviside – Maxwell-Gleichungen?<br />
TSWS:<br />
Jetzt stellen Sie mich wirklich vor ein Dilemma. Einerseits kann ich mich Ihrer Aufforderung<br />
schlecht entziehen. Andererseits erscheint z. B das Thema »Die ästhetischen Dimensionen der<br />
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