PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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Der Wirkungsgrad ηC berechnet sich aus dem Verhältnis der höchsten (Th) und der niedrigsten (Tn) Temperatur<br />
des Prozesses nach der Formel:<br />
mit Ti der absoluten Temperatur in Kelvin.. Der Carnot-Wirkungsgrad ist umso höher, je größer das Temperatur-gefälle<br />
zwischen Th und Tn und je kleiner die niedrigere Temperatur Tn ist. Folglich kann ein Wirkungsgrad<br />
η C von 100% oder größer niemals erreicht werden, denn der Energieerhaltungssatz und<br />
der Dritte Hauptsatz der Thermodynamik verbieten dies. In der Praxis werden je nach Kreisprozess Werte<br />
von einem Drittel bis etwa zwei Drittel des Carnot-Wirkungsgrades erreicht.<br />
Beim typischen Raketenmotor liegen die Temperaturwerte (in Kelvin K) an den vier charakteristischen<br />
Designpositionen F, C, T & E (vgl. Skizze in TEIL I) relativ weit auseinander. Ergo<br />
ist es zulässig, z. B. bei der LH2-LOX-SSME als die niedrigste Temperatur Tn die des Flüssig-wasserstoffs<br />
LH mit 20 K zu wählen, sowie als höchste Temperatur Th im stationären (fiktiven)<br />
Stoffkreislauf die Gastemperatur in der Brennkammer mit 3612 K abzuschätzen. Damit<br />
resultiert der CARNOT WIRKUNGSGRAD zu ηC = 1 – (20/3612) = 1 – 0.0055 = 0.9945.<br />
Das Resultat entspricht fast dem theoretischen Grenzwert von ηC ≡ 1 für dieses System. Beim<br />
RAMJET sind die Verhältnisse deutlich verschieden: Sei die Temperatur des am Ende des Einlauf-diffusors<br />
(vgl. die o. a. Skizze) eingespritzten Brennstoffs mit Tn = 300 K und die Gastemperatur<br />
im Brennraum Th = 2133 K, so ergibt sich sofort ηC = 1 – (300/2133) = 1 – 0.1406<br />
= 0.8594. Für Design-Studien ist das immer noch ein relativ guter Wert, der zur Planungssicherheit<br />
beiträgt.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Im Fall der SSME scheint der Fall klar zu liegen: Die Referenztemperaturen differieren signifikant.<br />
Wir erhalten praktisch den grenzwertigen Systemwirkungsgrad eines idealen Antriebs.<br />
Demgegenüber liegt der CARNOT-WIRKUNGSGRAD heutiger Ottomotoren - z. B. von PKWs<br />
als Folge der Thermodynamik - unter 30 Prozent.<br />
TSWS:<br />
Ja, das ist zutreffend. Deshalb lässt sich der Ramjet in die Methodik der MM einbeziehen<br />
– allerdings unter verschärften Kautelen.<br />
Bei der SSME ist es dagegen gerechtfertigt, den Prozessbeginn an die Stelle tiefster Temperatur<br />
(d. h. bei der Injektion von LH in der Brennkammer) zu verlegen, um von dort aus – d. h.<br />
vor der Mischung & Zündung beider Treibstoffe – die Zustandsänderungen des Verbrennungsgases<br />
von Designposition zu Designposition isentrop zu berechnen. In Kauf genommen<br />
werden dabei die ausgeprägten IRREVERSIBILITÄTEN, die bei<br />
(1) der Mischung der LH- & LOX-Komponenten,<br />
(2) der nachfolgenden Zündung des Hochdruckgemisches, sowie<br />
(3) den dann ablaufenden vielen chemischen Reaktionen<br />
unvermeidlich auftreten. Aber es sind lokale dissipative Effekte. Zwar beeinträchtigen sie<br />
praktisch kaum die optimale Leistungsbilanz η C ≈ 1 des Antriebs, können aber durchaus – z.<br />
B. an den festen Wänden von Brennkammer & Lavaldüse durch die Wechselwirkungen mit<br />
den Strömungsgrenzschichten der reaktiven Gase – lokale Schäden, gar die Zerstörung des<br />
Antriebs bewirken.<br />
Deshalb ist es zwingend erforderlich, zur Überwachung und Beseitigung potentieller lokaler<br />
Gefahrenquellen die real ablaufenden Vorgänge zu analysieren und abzuschätzen. Dazu gehören<br />
<strong>zum</strong> einen detaillierte Kenntnisse z. B über alle erforderlichen kinetischen Daten der<br />
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