PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Klar, die NASA stand weltweit im Ruf, die Hohenpriester aller Hochtechnologie zu versammeln.<br />
Und dann ausgerechnet wieder einem Deutschen die ‚Schlüsseltheorie’ zur Leistungsberechnung<br />
der SSME zu verdanken…?<br />
TSWS:<br />
… An eine solche Absurdität dachte kein Mensch! Die Fachleute vom MSFC erwarteten 1983<br />
von mir bestenfalls eine tragfähige & brauchbare Antwort auf das im LFAR angesprochene<br />
Temperaturproblem. Dass ich eineinhalb Jahre später mit einer neuartigen Theorie im Kopf in<br />
Huntsville auftauchen würde, konnte niemand vorhersehen. Deshalb konzediere ich den Herren,<br />
die mich zur Teilnahme am Huntsville-Workshop 1985 außerhalb des MSFC, nämlich in<br />
den Räumen der Continuum Inc. überredet haben, dass sie nicht von vorneherein ein doppeltes<br />
Spiel mit mir in ihre Planungen einbeziehen wollten.<br />
Aber der interne Sachzwang sowie die inhärente Konkurrenzsituation unter den NASA-<br />
Zentren wurden schnell so stark, dass sie sich ihnen damals letztlich nicht entziehen konnten.<br />
So kam es, wie es kommen musste: Die Doppelstrategie bestand darin, die weltweit als Standard<br />
geltenden Computer Codes ─„for Calculation of Complex Chemical Equilibrium Compositions<br />
& Applications, etc.“, nämlich NASA SP-273, 1976 und NASA TM 86885, 1984 ─<br />
der drei Autoren Sanford Gordon, Bonnie J. McBride, und Frank J. Zeleznik um jeden Preis<br />
als sakrosankt zu erklären und sie durch ‚Experten’ bestätigen zu lassen.<br />
Apodiktisch hatte zu gelten:<br />
(1) The NASA-computer programs .. were capable of calculating theoretical rocket performance based<br />
only on the assumption of an infinite area combustion chamber (IAC).<br />
(2) An Option has been added to this program which now also permits the calculation of rocket performance<br />
based on the assumption of a finite area combustion (FAC). Die Option wurde im April<br />
1988 als NASA Technical Memorandum 100785 der beiden erstgenannten Autoren veröffentlicht.<br />
In diesem Memorandum - publiziert unter dem Titel „Finite Area Combustor Theoretical Rocket<br />
Performance“ - findet der Leser auch den unter Punkt (1) explizit zitierten Text. Ergänzend<br />
sollte er wissen: Dr. Sanford Gordon war im Februar 1985 Teilnehmer beim Huntsville-<br />
Workshop; er hörte mein Referat zur MÜNCHNER METHODE und gehörte zu den Experten, die<br />
die MM als theoretische Basis zur Lösung der auf dem Meeting behandelten Problematik einstimmig<br />
empfahlen. Im Memorandum von Gordon & McBride ist davon keine Rede mehr.<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Dann kam 1989 Ihr Raketentriebwerksbuch (auf Englisch) heraus, und falls ich mich recht<br />
erinnere, begann damit der eigentliche Schlamassel?<br />
TSWS:<br />
Ja, das ist richtig! Das war der Beginn jenes Teils der ganzen Story, den ich rückblickend nur<br />
als ein Musterbeispiel dessen interpretieren kann, was John Horgan 1996 in seinem provokanten<br />
Traktat „The End of Science“ als IRONIC SCIENCE bezeichnet hat.<br />
Lt. Northrop Frye lässt die moderne Literaturtheorie keinen anderen Schluss zu, als dass „alle<br />
Texte »ironisch« sind“, d. h. sie besitzen mehrere Bedeutungsebenen, von den keine die maßgebliche<br />
ist. Die Folge: Im Prinzip ein unendlicher Regress von Interpretationen! Für die Naturwissenschaften<br />
erscheint eine solche Konsequenz als unakzeptabel. Dennoch ist »Ironic<br />
Science« für sie keineswegs wertlos. Denn auch die Naturwissenschaftler müssen zugeben,<br />
dass es keine Logik der Wissenschaft geben kann; auch sie erarbeiten & verteidigen wissen-<br />
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