PDF zum Download - Tim Boson / Condor
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Ihre Auftraggeber erwarteten von ihnen eine indirekte Analyse meines Raketentriebwerkbuchs<br />
in Bezug auf einige völlig neue physikalische Begriffe & Zusammenhänge. Deren<br />
Funktion sollte für den physikalischen Grenzfall, der die Münchner Methode (MM) definierte,<br />
geklärt werden. Dieser »vollständig isentrope Referenzprozess unseres Systems« – also die<br />
physiko-chemischen stationären Zustände des strömenden Verbrennungsgases, beginnend<br />
vom Punkt der Zündung entlang der zylindrischen Brennkammer und der Lavaldüse bis <strong>zum</strong><br />
Düsenaustritt – ist der im Mittelpunkt meines Buchs stehende Ideale Vergleichsprozess.<br />
Und siehe da, plötzlich tauchen dort die als Manifestation realer Strömungsabläufe bekannten,<br />
für jeden Studenten moderner Ingenieurwissenschaften ehrfurchtgebietenden Navier-Stokes-<br />
Bewegungsgleichungen auf (p. 124f), aber eben nicht als korrekter Grenzfall der verallgemeinerten<br />
Bewegungsgleichung (Navier-Saint Venant Equation of Motion). Alles war neu.<br />
Für mein Raketentriebwerksbuch war allein relevant, dass im isentropen Grenzfall nur die<br />
Navier-Saint Venant-Bewegungsgleichungen in die korrekten Euler-Bewegungsgleichungen<br />
übergehen. Die Navier-Stokes-Bewegungsgleichungen erfüllen diesen Grenzfall nicht!<br />
Zum Verständnis dieser physikalischen Ursachen gehören naturphilosophische Erwägungen,<br />
die bis auf Epikur und Lukrez zurückgehen. Letztere haben unter dem Stichwort Clinamen als<br />
erste das Element des Zufalls im Rahmen des Determinismus berücksichtigt. Für heutige Fragestellungen<br />
sei dem interessierten Leser schwere französische Kost empfohlen: In einem<br />
seiner Hauptwerke Lucrèce betreffend (Hermès Tome 3 - La Traduction, 1974, S. 62) meditiert<br />
Michel Serres:<br />
Die Natur codiert nicht das Universale… Es gibt keinen Code im Gleichgewicht… Alle einzelnen Körper,<br />
die zur Existenz kommen, unter codierten Umständen, als Tafeln ihres eigenen Gesetzes, tun dies durch Abstand<br />
vom gedächtnislosen Gesetz, ob es sich um das Gesetz des dynamischen „Fallens“ handelt … oder der<br />
Evolution <strong>zum</strong> thermodynamischen Gleichgewicht, das Vergessen der Besonderheit der Anfangszustände.<br />
Von daher erweist sich eben die MM als eine vollständig konsistente, physikalisch exakte<br />
Theorie. Deren mathematische Basis ist die von mir über die Gibbs-Falk Dynamik (GFD)<br />
hinausreichende – aber erst 1997 erstmals in Buchform veröffentlichte – Alternative Theorie<br />
(AT). Genauer: Alternative Mathematical Theory of Non-equilibrium Phenomena (s. o.).<br />
<strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>:<br />
Ihre Ausführungen zeigen mir, dass Sie für das zweite Meeting gut vorbereitet gewesen sein<br />
müssen, denn es ging ja doch überwiegend um Problemstellungen, die in den USA damals<br />
eher wenig ‚populär’ waren. Sie haben mir kürzlich erzählt, dass der Workshop-Manager Ihnen<br />
am 25. Juni 1991 zur Vorbereitung fast 30 Fragen zu Ihrem Buch ‒ „Queries for D.<br />
Straub“ ‒ vorab übermittelt hat. Was passierte also?<br />
TSWS:<br />
Gar nichts. Oder genauer: ich weiß es nicht mehr mit Sicherheit. Ich hatte am 21. Juni 1991<br />
beim Frühstück einen schweren Herzinfarkt erlitten. Der bereits gebuchte Flug in die USA<br />
musste ‚rückabgewickelt werden“. Der Workshop in Huntsville wurde kurzfristig abgesagt.<br />
Jede Perspektive damals war spekulativ und erübrigte sich bis Mitte August.<br />
Verehrter <strong>Tim</strong> <strong>Boson</strong>: An dieser Stelle erlaube ich mir, ein ganz persönliche Bemerkung in<br />
unser Gespräch einzubringen: Besagter Herzinfarkt erfolgte an einem Tag, dessen Datum mir<br />
in Erinnerung geblieben ist: Es war der 50ste Jahrestag von Hitlers Überfalls der UdSSR.<br />
Dieses Datum – 21. Juni 1941 – markierte letztlich den Ausgangspunkt einer Tragödie, die<br />
Sie & mich in zwei unterschiedlich konditionierte Hälften deutscher ‚Kriegsverlierer’ aufteilte:<br />
Ich verbrachte meine Jugend im Wirtschaftswunderteil, Sie in der DDR, von der viele<br />
‚Westler’ kaum Etwas wussten. Und jetzt sprechen wir gemeinsam über die harsche Verteidi-<br />
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