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schon tüchtig vorgearbeitet. Werden aber die Pächter liberal, d. h. bewußte<br />

Bourgeois, so werden die Taglöhner notwendig Chartisten und Sozialisten,<br />

d. h. bewußte Proletarier. Das eine zieht das andre nach sich. Und daß schon<br />

jetzt unter den Ackerbauproletariern eine neue Bewegung anfängt sich geltend<br />

zu machen, zeigt eine Versammlung, welche Graf Radnor, ein liberaler<br />

Grundbesitzer, im Oktober 1844 bei Highworth, wo seine Güter liegen, abhalten<br />

ließ, um Beschlüsse gegen die Korngesetze zu passieren, und wo die<br />

Arbeiter, durchaus apathisch gegen diese Gesetze, ganz andre Dinge, nämlich<br />

kleine Pachtungen zu billiger Pacht für sich forderten und dem Grafen Radnor<br />

allerlei bittere Wahrheiten ins Gesicht sagten. - So dringt die Bewegung der<br />

arbeitenden Klasse auch in die abgelegnen, stabilen, geistig toten Ackerbaubezirke<br />

und wird hier bei der herrschenden Not sehr bald ebenso sicher begründet<br />

und lebendig sein wie in den Fabrikdistrikten.<br />

Was die religiöse Stufe der Ackerbautaglöhner betrifft, so haben sie allerdings<br />

mehr Religion als die industriellen Arbeiter, aber sie sind doch sehr mit<br />

der Kirche - denn in diesen Bezirken gibt es fast nur Anhänger der Hochkirche<br />

-zerfallen. Ein Korrespondent des „Morning Chronicle", der mit der<br />

Unterschrift: Einer, der hinter dem Pfluge gepfiffen hat 1 , Berichte über die von<br />

ihm bereisten Ackerbaubezirke gibt, erzählt unter anderm folgende Unterhaltung<br />

mit einigen Taglöhnern nach der Kirche:<br />

„Ich frug einen dieser Leute, ob der heutige Prediger ihr eigner Geistlicher sei -<br />

yes, blast him 3 , ja, wohl ist er unser eigner Pfaff, er bettelt in einem fort, er hat immer<br />

gebettelt, solange ich ihn kenne." (Es war nämlich eine Predigt für die Heidenmission<br />

gehalten worden.)—„Und seit ich ihn kenne, auch, setzte ein anderer hinzu, und ich hab'<br />

nie einen Pfaffen gekannt, der nicht immer für dies oder das gebettelt hätte. - Ja, sagte<br />

eine Frau, die eben aus der Kirche kam, und seht, wie der Lohn heruntergeht, und seht<br />

mal die reichen Vagabunden an, wo die Pfaffen mit essen und trinken und auf die Jagd<br />

gehen. So helf' mir Gott, wir sind eher reif, ins Arbeitshaus zu gehen und zu verhungern,<br />

als für Pfaffen zu bezahlen, die unter dieHeiden gehen. - Und warum, sagte eine andre,<br />

warum schicken sie nicht die Pfaffen hin, die alle Tage im Dome zu Salisbury plärren,<br />

und das für niemand als für die nackten Steine? Warum gehen die nicht unter die<br />

Heiden?-Die gehen nicht, sagte der Alte, den ich zuerst gefragt, weil sie reich sind, sie<br />

haben mehr Land, als sie brauchen, sie wollen Geld haben, um sich die armen Pfaffen<br />

vom Halse zu schaffen; ich weiß, was sie wollen, dafür kenn' ich sie zu lange. - Aber,<br />

gute Freunde, frug ich, ihr kommt doch nicht immer mit solchen bittern Gefühlen<br />

gegen den Prediger aus der Kirche? Weshalb geht ihr denn sonst überhaupt hin? -<br />

Weshalb gehen wir hin, sagte die Frau, wir müssen wohl, wenn wir nicht alles verlieren<br />

wollen, Arbeit und alles, wir müssen wohl. - Ich sah später, daß sie einige kleine Vor-<br />

1 Pseudonym Alexander Somervilles - 2 ja, hol' ihn der Teufel

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