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3. die Beraubung des Schlafs (durch lange Arbeitszeit, Schmerzen in den Beinen und<br />

allgemeineres körperliches Unwohlsein). Hierzu kommen oft noch niedrige, gedrängte,<br />

staubige oder feuchte Arbeitszimmer, unreine Luft, erhitzte Atmosphäre, fortwährender<br />

Schweiß. Daher verlieren besonders Knaben, mit sehr wenigen Ausnahmen, sehr<br />

bald die rosige Frische der Kindheit und werden blässer und dünner als andere Knaben.<br />

Selbst der Schuljunge des Handwebers, der mit nackten Füßen auf dem Lehmfußbodenseiner<br />

Webstubesteht, behält ein besseres Aussehen, weil er zuweilen etwas an die<br />

freie Luft geht. Aber das Fabrikkind hat keinen Augenblick frei, außer zum Essen,<br />

und kommt nie in die freie Luft, außer wenn es essen geht. Alle erwachsenen männlichen<br />

Spinner sind blaß und dünn, sie leiden an kapriziösem Appetit und Unverdaulichkeit,<br />

und da sie alle von Jugend auf in der Fabrik erzogen und wenig oder gar keine hochgewachsenen,<br />

athletischen Männer unter ihnen sind, so ist der Schluß gerechtfertigt,<br />

daß ihre Beschäftigung sehr ungünstig für die Entwicklung der männlichen Konstitution<br />

ist. Weiber ertragen die Arbeit weit besser" (ganz natürlich, wir werden aber<br />

sehen, daß auch sie ihre Krankheiten haben). (General Report by Sir D.Barry.)<br />

Ebenso Power:<br />

„Ich kann geradezu sagen, daß das Fabriksystem in Bradford eine sehr große Menge<br />

Krüppel erzeugt hat... und daß die Wirkung langanhaltender Arbeit auf den Körper<br />

nicht allein als wirkliche Verkrüppelung, sondern auch viel allgemeiner noch als unentwickeltes<br />

Wachstum, Erschlaffung der Muskeln und zarte Körperbildung hervortritt"<br />

(Power, Rept. p. 74).<br />

Ferner der schon zitierte Wundarzt* F. Sharp in Leeds:<br />

„Als ich von Scarborough nach Leeds hinüberzog, fiel es mir gleich auf, daß das<br />

allgemeine Aussehen der Kinder hier viel bleicher und die Fiber derselben weit weniger<br />

straff war als in Scarborough und der Umgegend. Ich fand ebenfalls, daß viele Kinder<br />

für ihr Alter ausnehmend klein waren ... Mir sind zahllose Fälle von Skrofeln, Lungenkrankheiten,<br />

mesenterischen Affektionen und Unverdaulichkeit vorgekommen, bei<br />

denen ich als Mediziner nicht den geringsten Zweifel habe, daß sie durch Arbeiten in<br />

den Fabriken entstanden sind. Ich bin der Ansicht, daß die nervöse Energie des Körpers<br />

durch die lange Arbeit geschwächt und der Grund vieler Krankheiten gelegt wird;<br />

wenn nicht fortwährend Leute vom Lande hereinzögen, so würde die Rasse der Fabrikarbeiter<br />

bald ganz ausarten."<br />

Desgleichen Beaumont, Wundarzt in Bradford :<br />

„Meiner Ansicht nach bringt das System, nach dem hier in den Fabriken gearbeitet<br />

wird, eine eigentümliche Schlaffheit des ganzen Organismus hervor und macht dadurch<br />

Kinder im höchsten Grade für Epidemien sowohl wie für zufällige Krankheiten<br />

* Die sogenannten Wundärzte (surgeons) sind studierte Mediziner, geradesogut<br />

wie die promovierten Ärzte (physicians), und haben deshalb auch allgemein sowohl<br />

ärztliche wie wundärztliche Praxis. Sie werden im allgemeinen aus verschiedenen Gründen<br />

sogar den physicians vorgezogen.

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