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Um die Folgen der Fabrikarbeit auf den physischen Zustand des weiblichen<br />

Geschlechts richtig zu beurteilen, wird es nötig sein, vorher die Arbeit<br />

der Kinder und die Art der Arbeit selbst in Betracht zu ziehen. Von Anfang der<br />

neuen Industrie an wurden Kinder in den Fabriken beschäftigt; anfangs<br />

wegen der Kleinheit der - später vergrößerten - Maschinen fast ausschließlich,<br />

und zwar nahm man die Kinder aus den Armenhäusern, die scharenweise<br />

als „Lehrlinge" bei den Fabrikanten auf längere Jahre vermietet wurden.<br />

Sie wurden gemeinschaftlich logiert und bekleidet und waren natürlich die<br />

vollständigen Sklaven ihrer Brotherrn, von denen sie mit der größten Rücksichtslosigkeit<br />

und Barbarei behandelt wurden. Schon 1796 sprach sich der<br />

öffentliche Unwille über dies empörende System durch Dr. Percival und Sir<br />

R. Peel (Vater des jetzigen Ministers und selbst Baumwollfabrikant) so<br />

energisch aus, daß das Parlament 1802 eine Apprentice-bill (Lehrlingsgesetz)<br />

passierte [011 , wodurch die schreiendsten Mißbräuche abgestellt wurden. Allmählich<br />

trat die Konkurrenz freier Arbeiter ein und verdrängte das ganze<br />

Lehrlingssystem. Die Fabriken wurden allmählich mehr in den Städten errichtet,<br />

die Maschinen vergrößert und die Lokale luftiger und gesunder angelegt;<br />

allmählich fand sich auch mehr Arbeit für Erwachsene und junge<br />

Leute, und so nahm die relative Zahl der arbeitenden Kinder etwas ab, und<br />

das Alter, in dem die Arbeit angefangen wurde, stieg etwas. Man beschäftigte<br />

wenig Kinder unter 8 bis 9 Jahren mehr. Später trat, wie wir sehen werden,<br />

die gesetzgebende Gewalt noch mehrere Male zum Schutz der Kinder gegen<br />

die Geldwut der Bourgeoisie auf.<br />

Die große Sterblichkeit unter den Kindern der Arbeiter und speziell der<br />

Fabrikarbeiter ist Beweis genug von der Ungesundheit der Lage, in der sie<br />

ihre ersten Jahre verbringen. Diese Ursachen wirken auch auf diejenigen<br />

Kinder, welche am Leben bleiben, nur natürlich nicht ganz so stark wie auf<br />

die, welche ihnen zum Opfer fallen. Die Wirkung derselben ist also im gelindesten<br />

Fall eine Krankheitsanlage oder eine gehemmte Entwicklung und<br />

daher eine geringere Körperstärke als die normale. Das neunjährige Kind<br />

eines Fabrikarbeiters, das unter Mangel, Entbehrung und wechselnden Verhältnissen,<br />

in Nässe, Kälte und ungenügender Kleidung und Wohnung aufgewachsen<br />

ist, hat bei weitem nicht die Arbeitsfähigkeit des in gesunderer<br />

Lebenslage erzogenen Kindes. Mit dem neunten Jahre wird es in die Fabrik<br />

geschickt, arbeitet täglich 6 1 /a Stunden (früher 8, noch früher 12 bis 14, ja<br />

16 Stunden) bis zum dreizehnten Jahre, von da an bis zum achtzehnten Jahre<br />

12 Stunden. Die schwächenden Ursachen dauern fort, und die Arbeit tritt<br />

noch hinzu. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß ein neunjähriges Kind,<br />

allenfalls auch das eines Arbeiters, eine tägliche Arbeit von 6 1 /2l Stunden

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