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Rücksicht, die man noch für sie hat, ist das Gesetz, das sich an sie anklammert,<br />

sobald sie der Bourgeoisie zu nahe treten - wie gegen die unvernünftigen<br />

Tiere wendet man nur ein Bildungsmittel auf sie an - die Peitsche, die brutale,<br />

nicht überzeugende, nur einschüchternde Gewalt. Es ist also auch nicht zu<br />

verwundern, wenn die so wie Tiere behandelten Arbeiter entweder wirklich<br />

zu Tieren werden oder sich nur durch den glühendsten Haß, durch fortwährende<br />

innere Empörung gegen die machthabende Bourgeoisie das Bewußtsein<br />

und Gefühl ihrer Menschheit bewahren können. Sie sind nur Menschen,<br />

solange sie den Zorn gegen die herrschende Klasse fühlen; sie werden Tiere,<br />

sobald sie sich geduldig in ihr Joch fügen und sich nur das Leben im Joch<br />

angenehm zu machen suchen, ohne das Joch selbst brechen zu wollen.<br />

Das ist also alles, was die Bourgeoisie zur Bildung der arbeitenden Klasse<br />

getan hat - und wenn wir die übrigen Umstände erwägen, in denen diese<br />

letztere lebt, so werden wir ihr den Ingrimm, den sie gegen die herrschende<br />

Klasse hegt, vollends nicht verübeln können. Die sittliche Bildung, die dem<br />

Arbeiter in der Schule nicht gereicht wird, wird ihm auch in seinen sonstigen<br />

Lebensverhältnissen nicht geboten - wenigstens die sittliche Bildung<br />

nicht, die in den Augen der Bourgeoisie etwas gilt. Seine ganze Stellung und<br />

Umgebung enthält die stärksten Neigungen zur Immoralität. Er ist arm,<br />

das Leben hat keinen Reiz für ihn, fast alle Genüsse sind ihm versagt, die<br />

Strafen des Gesetzes haben nichts Fürchterliches mehr für ihn — was soll er<br />

sich also in seinen Gelüsten genieren, weshalb soll er den Reichen im Genuß<br />

seiner Güter lassen, statt sich selbst einen Teil davon anzueignen? Was für<br />

Gründe hat der Proletarier, nickt zu stehlen? Es ist all recht schön und klingt<br />

den Bourgeois angenehm genug ins Ohr, wenn man von der „Heiligkeit des<br />

Eigentums" spricht - aber für den, der kein Eigentum hat, hört die Heiligkeit<br />

des Eigentums von selber auf. Das Geld ist der Gott dieser Welt. Der<br />

Bourgeois nimmt dem Proletarier sein Geld und macht ihn dadurch zum<br />

praktischen Atheisten. Kein Wunder also, wenn der Proletarier seinen<br />

Atheismus bewährt und die Heiligkeit und die Macht des irdischen Gottes<br />

nicht mehr respektiert. Und wenn die Armut des Proletariers bis zum wirklichen<br />

Mangel der nötigsten Lebensbedürfnisse, bis zum Elend und zur<br />

Brotlosigkeit gesteigert wird, so steigt der Reiz zur Nichtachtung aller gesellschaftlichen<br />

Ordnung noch mehr. Das wissen auch die Bourgeois großenteils<br />

selbst. Symons bemerkt*, daß die Armut dieselbe zerrüttende Wirkung<br />

auf den Geist ausübe wie die Trunksucht auf den Körper, und vollends<br />

Sheriff Alison erzählt den Besitzenden ganz genau, was die Folgen der<br />

* „Arts and Artisans".

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