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Deutschen, sie mäkeln und dingen nicht soviel wie unsere Krämerseelen, aber<br />

was hilft das alles? In letzter Instanz ist doch das eigne Interesse und speziell<br />

der Gelderwerb das einzig entscheidende Moment. Ich ging einmal mit einem<br />

solchen Bourgeois nach Manchester hinein und sprach mit ihm von der<br />

schlechten, ungesunden Bauart, von dem scheußlichen Zustande der Arbeiterviertel<br />

und erklärte, nie eine so schlecht gebaute Stadt gesehen zu haben. Der<br />

Mann hörte das alles ruhig an, und an der Ecke, wo er mich verließ, sagte er:<br />

And yet, there is a great deal of money made here - und doch wird hier enorm<br />

viel Geld verdient - guten Morgen, Herr! Es ist dem englischen Bourgeois<br />

durchaus gleichgültig, ob seine Arbeiter verhungern oder nicht, wenn er nur<br />

Geld verdient. Alle Lebensverhältnisse werden nach dem Gelderwerb gemessen,<br />

und was kein Geld abwirft, das ist dummes Zeug, unpraktisch,<br />

idealistisch. Darum ist auch die Nationalökonomie, die Wissenschaft des<br />

Gelderwerbs, die Lieblingswissenschaft dieser Schacherjuden. Jeder ist<br />

Nationalökonom. Das Verhältnis des Fabrikanten zum Arbeiter ist kein<br />

menschliches, sondern ein rein ökonomisches. Der Fabrikant ist das „Kapital",<br />

der Arbeiter ist die „Arbeit". Und wenn der Arbeiter sich nicht m diese<br />

Abstraktion hineinzwängen lassen will, wenn er behauptet, daß er nicht „die<br />

Arbeit", sondern ein Mensch ist, der allerdings unter anderem auch die Eigenschaft<br />

des Arbeitens hat, wenn er sich einfallen läßt zu glauben, er brauche<br />

sich nicht als „die Arbeit", als Ware im Markte kaufen und verkaufen zu<br />

lassen, so steht dem Bourgeois der Verstand still. Er kann nicht begreifen, daß<br />

er mit den Arbeitern noch m einem andern Verhältnis steht als in dem des<br />

Kaufs und Verkaufs, er sieht in ihnen keine Menschen, sondern „Hände<br />

(hands), wie er sie fortwährend ins Gesicht tituliert, er erkennt keine andere<br />

Verbindung, wie Carlyle sagt, zwischen Mensch und Mensch an, als bare<br />

Zahlung. Selbst das Band zwischen ihm und seiner Frau ist in neunundneunzig<br />

Fällen aus hundert nur „bare Zahlung". Die elende Sklaverei, in der das<br />

Geld den Bourgeois hält, ist durch die Bourgeoisieherrschaft selbst der Sprache<br />

aufgedrückt. Das Geld macht den Wert des Mannes aus; dieser Mann ist<br />

zehntausend Pfund wert - he is worth ten thousand pounds, d. h. er besitzt<br />

sie. Wer Geld hat, ist „respectable", gehört zur „besseren Sorte von Leuten"<br />

(the better sort of people), ist „einflußreich" (influential), und was er tut,<br />

macht Epoche in seinem Kreise. Der Schachergeist geht durch die ganze<br />

Sprache, alle Verhältnisse werden in Handelsausdrücken dargestellt, in ökonomischen<br />

Kategorien erklärt. Nachfrage und Zufuhr, Begehr und Angebot,<br />

supply and demand, das sind die Formeln, nach denen die Logik des Engländers<br />

das ganze menschliche Leben beurteilt. Daher die freie Konkurrenz<br />

in jeder Beziehung, daher das Regime des laissez-faire und laissez-aller [1091

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