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Meine Herren!<br />

[Hl<br />

Bei unserer letzten Zusammenkunft ist mir vorgeworfen worden, daß ich<br />

meine Beispiele und Belege fast nur aus fremden Ländern, namentlich aus<br />

England, genommen habe. Man hat gesagt, Frankreich und England gehe<br />

uns nichts an, wir lebten in Deutschland, und es sei unsere Sache, die Notwendigkeit<br />

und Vortrefflichkeit des Kommunismus für Deutschland zu beweisen.<br />

Man hat zugleich uns vorgeworfen, die historische Notwendigkeit des<br />

Kommunismus überhaupt keineswegs genügend dargetan zu haben. Dies ist<br />

ganz richtig und war auch nicht anders möglich. Eine historische Notwendigkeit<br />

läßt sich nicht in so kurzer Zeit beweisen wie die Kongruenz zweier<br />

Dreiecke, sie kann nur durch Studium und Eingehen auf weitläufige Voraussetzungen<br />

bewiesen werden. Ich will indes heute das meinige tun, um diese<br />

beiden Vorwürfe zu beseitigen, ich werde zu beweisen suchen, daß der Kommunismus<br />

für Deutschland - wenn keine historische, doch eine ökonomische<br />

Notwendigkeit ist.<br />

Betrachten wir zuerst die gegenwärtige soziale Lage Deutschlands. Daß<br />

viel Armut unter uns existiert, ist bekannt. Schlesien und Böhmen haben selbst<br />

gesprochen. Von der Armut der Mosel- und Eifelgegendenwußte die<br />

„Rheinische Zeitung" viel zu erzählen. Im Erzgebirge herrscht seit undenklicher<br />

Zeit fortwährendes großes Elend. Nicht besser sieht es in der Senne<br />

und den westfälischen Leinendistrikten aus. Von allen Gegenden Deutschlands<br />

her wird geklagt, und es ist auch nicht anders zu erwarten. Unser Proletariat<br />

ist zahlreich und muß es sein, wie wir bei der oberflächlichsten<br />

Betrachtung unserer sozialen Lage einsehen müssen. Daß in den Industriebezirken<br />

ein zahlreiches Proletariat sein muß, liegt in der Natur der Sache. Die<br />

Industrie kann nicht ohne eine große Anzahl von Arbeitern existieren, die ihr<br />

gänzlich zu Gebote stehen, nur für sie arbeiten und auf jeden anderen Erwerb<br />

verzichten, die industrielle Beschäftigung macht bei dem Bestehen der Konkurrenz<br />

jede andere Beschäftigung unmöglich.' Daher finden wir in allen<br />

Industriedistrikten ein Proletariat, das zu zahlreich, zu augenscheinlich ist,<br />

als daß es geleugnet werden könnte. - In den Ackerbaudistrikten dagegen soll<br />

kein Proletariat existieren, wie von vielen <strong>Seite</strong>n her behauptet wird. Aber<br />

wie ist dies möglich? In den Gegenden, wo großer Grundbesitz vorherrscht,<br />

ist ein solches Proletariat notwendig, die großen Wirtschaften haben Knechte<br />

und Mägde nötig, können nicht ohne Proletarier existieren. In den Gegenden,<br />

wo der Grundbesitz parzelliert ist, läßt sich das Aufkommen einer besitzlosen

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