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ungeheuerste Glückseligkeit infolge des vermehrten Begehrs im Arbeitsmarkt<br />

versprochen, ja man hat sich nicht entblödet, zwei Modelle von<br />

Brotlaiben durch die Straßen zu tragen, auf deren größtem geschrieben<br />

stand: Amerikanisches Achtpfenniglaib, Lohn 4 Shilling täglich, und auf<br />

dem andern, viel kleineren: Englisches Achtpfenniglaib, Lohn 2 Shilling<br />

täglich. Die Arbeiter haben sich aber nicht irremachen lassen. Sie kennen<br />

ihre Brotherren zu gut.<br />

Und wenn man die Gleisnerei dieser schönen Versprechungen erst recht<br />

erkennen will, so betrachte man die Praxis. Wir haben im Verlauf unserer<br />

Berichte gesehen, wie die Bourgeoisie das Proletariat auf alle mögliche Weise<br />

zu ihren Zwecken ausbeutet. Wir haben bisher indes nur die einzelnen<br />

Bourgeois auf ihre eigne Faust das Proletariat mißhandeln sehen. Gehen wir<br />

nun zu den Verhältnissen über, in denen die Bourgeoisie als Partei, ja als Staatsmacht<br />

gegen das Proletariat auftritt.-Daß zuerst die ganze Gesetzgebung den<br />

Schutz des Besitzenden gegen den Besitzlosen bezweckt, liegt auf der Hand.<br />

Nur weil es Besitzlose gibt, sind die Gesetze notwendig; und wenn dies auch<br />

nur in wenigen Gesetzen, z.B. gegen das Vagabondieren und die Obdachlosigkeit,<br />

worin das Proletariat als solches für gesetzwidrig erklärt wird, direkt<br />

ausgeprochen ist, so liegt doch die Feindschaft gegen das Proletariat dem<br />

Gesetze so sehr zum Grunde, daß die Richter, besonders die Friedensrichter,<br />

die selbst Bourgeois sind und mit denen das Proletariat am meisten in Berührung<br />

kommt, diesen Sinn ohne weiteres im Gesetze finden. Wird ein<br />

Reicher vorgeführt oder vielmehr vorgeladen, so bedauert der Richter, daß<br />

er ihm so viel Mühe machen muß, wendet die Sache soviel er irgend kann zu<br />

seinen Gunsten, und wenn er ihn verurteilen muß, so tut es ihm wieder unendlich<br />

leid usw., und das Resultat ist eine elende Geldstrafe, die der Bourgeois<br />

mit Verachtung auf den Tisch schmeißt und sich entfernt. Kommt aber<br />

ein armer Teufel in den Fall, vor dem Friedensrichter zu erscheinen, so hat<br />

er fast immer die Nacht im Arresthause mit einer Menge anderer zugebracht,<br />

wird von vornherein als schuldig betrachtet und angeschnauzt, seine Verteidigung<br />

mit einem verächtlichen: „0, wir kennen diese Ausreden" -<br />

beseitigt und ihm eine Strafe auferlegt, die er nicht bezahlen kann und mit<br />

einem oder mehreren Monaten auf der Tretmühle abbüßen muß. Und wenn<br />

man ihm nichts beweisen kann, so wird er als Schuft und Vagabond (a rogue<br />

and a vagabond - die Ausdrücke kommen fast immer zusammen vor) dennoch<br />

auf die Tretmühle geschickt. Die Parteilichkeit der Friedensrichter, besonders<br />

auf dem Lande, übersteigt wirklich alle Vorstellung, und es ist so an der<br />

Tagesordnung, daß alle nicht zu eklatanten Fälle von den Zeitungen ganz<br />

ruhig und ohne weitere Glossen berichtet werden. Es ist aber auch nicht

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