04.10.2013 Aufrufe

Seite 320

Seite 320

Seite 320

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gut, so daß diese Zahl vor der rechten Zeit voll war, so mußten die Arbeiter<br />

dennoch bis zum Ende der zwölften Stunde fortarbeiten. Der Zeuge fügt<br />

hinzu, er habe einige Mädchen gekannt, die in guter Arbeit waren und Extrastunden<br />

arbeiteten, die aber doch lieber sich der Prostitution in die Arme<br />

geworfen, als daß sie sich diese Tyrannei hätten gefallen lassen (Drinkwater]<br />

evid. p. 80). Leach erzählt, um auf die Geldstrafen zurückzukommen,<br />

er habe zu wiederholten Malen gesehen, wie hochschwangere Frauen, die sich<br />

einen Augenblick bei ihrer Arbeit gesetzt hatten, um auszuruhen, für dies<br />

Vergehen um 6 d. gestraft wurden. Die Strafen wegen schlechter Arbeit werden<br />

vollends willkürlich auferlegt; die Ware wird im Lager nachgesehen,<br />

und hier schreibt der nachsehende Lagermeister die Strafen auf eine Liste,<br />

ohne den Arbeiter auch nur herbeizurufen; dieser erfährt erst, daß er gestraft<br />

worden ist, wenn ihm der Aufseher den Lohn ausbezahlt und die Ware vielleicht<br />

schon verkauft und jedenfalls auf die <strong>Seite</strong> gebracht ist. Leach besitzt<br />

eine solche Strafliste, die zusammengeheftet zehn Fuß lang ist und sich auf<br />

Pfd. St, 35-17-10 d. beläuft. Er erzählt, daß in der Fabrik, wo diese Liste aufgesetzt,<br />

ein neuer Lagermeister entlassen worden sei, weil er zu wenig strafe<br />

und so dem Fabrikanten fünf Pfund (34 Taler) wöchentlich zu wenig einbringe<br />

(„Stubborn Facts", p. 13-17). Und ich wiederhole nochmals, daß<br />

ich Leach als einen durchaus zuverlässigen und einer Lüge unfähigen Mann<br />

kenne.<br />

Aber auch außerdem ist der Arbeiter der Sklave seines Brotherrn. Wenn<br />

dem reichen Herrn die Frau oder Tochter des Arbeiters gefällt - so hat er<br />

nur zu verfügen, nur zu winken, und sie muß ihm ihre Reize opfern. Wenn<br />

der Fabrikant eine Petition zum Schutz der Bourgeoisie-Interessen mit Unterschriften<br />

zu bedecken wünscht - er braucht sie nur in seine Fabrik zu<br />

schicken. Will er eine Parlamentswahl durchsetzen - er schickt seine stimmfähigen<br />

Arbeiter in Reih und Glied an die Stimmbuden, und sie müssen<br />

wohl für den Bourgeois stimmen, sie mögen wollen oder nicht. Will er in<br />

einer öffentlichen Versammlung eine Majorität haben - er entläßt sie eine<br />

halbe Stunde früher als gewöhnlich und besorgt ihnen Plätze dicht an der<br />

Tribüne, wo er sie gehörig überwachen kann.<br />

Dazu kommen aber noch zwei Einrichtungen, die ganz besonders dazu<br />

beitragen, den Arbeiter in die Botmäßigkeit des Fabrikanten zu zwingen -<br />

das Trucksystem und das Cottagesystem. Truck heißt bei den Arbeitern das<br />

Bezahlen des Lohns in Waren, und dieser Zahlmodus war früher ganz allgemein<br />

in England. Der Fabrikant errichtete, „zur Bequemlichkeit der Arbeiter<br />

und um sie vor den hohen Preisen der Krämer zu schützen", einen<br />

Laden, in dem für seine Rechnung Waren aller Art verkauft wurden; und<br />

26 Marx/Ensels, Werke, Bd. 2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!