04.10.2013 Aufrufe

Seite 320

Seite 320

Seite 320

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

des Arbeitshauses häufig irgendein Vergehen absichtlich sich zuschulden<br />

kommen lassen, um nur ins Gefängnis zu kommen. Denn auch das Arbeitshaus<br />

ist ein Gefängnis; wer sein Quantum Arbeit nicht tut, bekommt nichts<br />

zu essen, wer herausgehen will, muß erst um Erlaubnis bitten, die ihm je nach<br />

seinem Betragen oder der Meinung, die der Inspektor davon hat, verweigert<br />

werden kann; Tabak ist verboten, ebenso die Annahme von Geschenken von<br />

Freunden und Verwandten außerhalb des Hauses; die Paupers tragen eine<br />

Arbeitshaus-Uniform und sind der Willkür des Inspektors ohne Schutz<br />

überliefert. Damit ihre Arbeit nicht etwa mit der Privatindustrie konkurriere,<br />

gibt man ihnen meist ziemlich nutzlose Beschäftigungen; die Männer klopfen<br />

Steine, „soviel ein starker Mann mit Anstrengung in einem Tage tun kann",<br />

die Weiber, Kinder und Greise zupfen alte Schiffstaue, ich habe vergessen,<br />

zu welchem unbedeutenden Zweck. Damit die „Überflüssigen" sich nicht<br />

vermehren, oder die „demoralisierten" Eltern nicht auf ihre Kinder wirken<br />

können, werden die Familien getrennt; der Mann wird in diesen Flügel,<br />

die Frau in jenen, die Kinder in einen dritten geschickt, und sie dürfen<br />

einander nur zu bestimmten, selten wiederkehrenden Zeiten sehen, und auch<br />

dann nur, wenn sie sich nach der Meinung der Beamten gut betragen haben.<br />

Und um den Ansteckungsstoff des Pauperismus vollständig in diesen Bastillen<br />

vor der Außenwelt abzuschließen, dürfen die Bewohner derselben<br />

nur mit Bewilligung der Beamten Besuch im Sprechzimmer annehmen,<br />

überhaupt nur unter ihrer Aufsicht oder Erlaubnis mit Leuten außerhalb<br />

verkehren.<br />

Bei alledem soll die Kost gesund, die Behandlung menschlich sein. Aber<br />

der Geist des Gesetzes spricht zu laut, als daß diese Forderung irgendwie<br />

erfüllt werden könne. Die Armengesetzkommissäre und die ganze englische<br />

Bourgeoisie täuscht sich, wenn sie die Durchführung des Prinzips ohne die<br />

der Konsequenzen für möglich hält. Die Behandlung, die das neue Gesetz<br />

dem Buchstaben nach vorschreibt, steht mit dem ganzen Sinn desselben im<br />

Widerspruch; wenn das Gesetz der Sache nach die Armen für Verbrecher,<br />

die Armenhäuser für Strafgefängnisse, ihre Bewohner für außer dem Gesetz,<br />

außer der Menschheit stehende Gegenstände des Ekels und Abscheus erklärt,<br />

so hilft alles Befehlen des Gegenteils gar nichts. In der Praxis wird<br />

denn auch der Geist und nicht der Buchstabe des Gesetzes bei der Behandlung<br />

der Armen befolgt. Hier einige wenige Beispiele.<br />

Im Arbeitshause zu Greentüich wurde im Sommer 1843 ein fünfjähriger<br />

Knabe drei Nächte zur Strafe in die Totenkammer gesperrt, wo er auf den<br />

Deckeln der Särge schlafen mußte. - Im Arbeitshause zu. Herne geschah dasselbe<br />

mit einem kleinen Mädchen, das während der Nacht das Bett nicht<br />

32 Marx/Engels, Werke, Bd. 2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!