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der Lebensstellung, die aus dem unaufhörlichen Fortschritt der Maschinerie<br />

und mit ihr der Brotlosigkeit hervorgeht, auf die ohnehin schon schwankend<br />

gestellten Arbeiter ausüben! Um der Verzweiflung zu entgehen, stehen auch<br />

hier dem Arbeiter nur zwei Wege offen: die innere und äußere Empörung<br />

gegen die Bourgeoisie - oder der Trunk, die Liederlichkeit überhaupt. Und<br />

zu beiden pflegen die englischen Arbeiter ihre Zuflucht zu nehmen. Die<br />

Geschichte des englischen Proletariats erzählt von Hunderten von Erneuten<br />

gegen die Maschinen und die Bourgeoisie überhaupt, und von der Liederlichkeit<br />

haben wir schon gesprochen. Diese ist selbst freilich nur eine andere Art<br />

der Verzweiflung.<br />

Am gedrücktesten leben diejenigen Arbeiter, die gegen eine sich bahnbrechende<br />

Maschine zu konkurrieren haben. Der Preis des von ihnen fabrizierten<br />

Artikels richtet sich nach dem des gleichen Maschinenfabrikats, und<br />

da die Maschine billiger arbeitet, so hat der mit ihr konkurrierende Arbeiter<br />

den schlechtesten Lohn. Dies Verhältnis tritt ein bei jedem Arbeiter, der an<br />

einer alten, mit späteren, verbesserten Maschinen konkurrierenden Maschine<br />

arbeitet. Natürlich, wer anders sollte den Schaden tragen? Der Fabrikant<br />

will seine Maschine nicht fortwerfen, er will auch den Schaden nicht tragen;<br />

an die tote Maschine hat er keinen Rekurs, also hält er sich an den lebenden<br />

Arbeiter, den allgemeinen Sündenbock der Gesellschaft. Von diesen mit<br />

Maschinen konkurrierenden Arbeitern sind die am meisten mißhandelten die<br />

Handweber der Baumwollenindustrie. Diese Leute bekommen den geringsten<br />

Lohn und sind bei voller Arbeit nicht imstande, sich über 10 sh. wöchentlich<br />

zu verdienen. Eine Gattung Weberei nach der andern wird ihnen von dem<br />

mechanischen Webstuhl streitig gemacht, und außerdem ist die Handweberei<br />

die letzte Zuflucht aller in andern Branchen brotlos gewordenen Arbeiter, so<br />

daß sie stets überfüllt ist. Daher kommt es, daß in Durchschnittsperioden der<br />

Handweber sich glücklich schätzt, wenn er 6 bis 7 sh. wöchentlich verdienen<br />

kann, und selbst um diese Summe zu erringen, muß er 14 bis 18 Stunden<br />

täglich hinter seinem Webstuhl sitzen. Die meisten Gewebe erfordern ohnehin<br />

ein feuchtes Arbeitslokal, damit der Einschlagsfaden nicht jeden Augenblick<br />

reißt, und teils daher, teils wegen der Armut der Arbeiter, die keine<br />

bessere Wohnung bezahlen können, sind die Werkstätten der Handweber meist<br />

ohne bretternen oder gepflasterten Fußboden. Ich war in vielen Wohnungen<br />

vonHandwebern-in abgelegenen, schlechten Höfen und Gassen, gewöhnlich<br />

in Kellern. Oft wohnten ein halb Dutzend dieser Handweber, von denen<br />

einige verheiratet waren, in einer Cottage, die ein oder zwei Arbeitszimmer<br />

und ein großes Schlafzimmer für alle hatte, zusammen. Ihre Nahrung besteht<br />

fast einzig aus Kartoffeln, vielleicht etwas Haferbrei, selten Milch und fast

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