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indes keinem Zweifel, daß in sehr kurzer Zeit die Zehnstundenbill wirklich<br />

durchgehen wird. Die Fabrikanten sind natürlich fast alle dagegen, es gibt<br />

vielleicht keine zehn, die dafür sind; sie haben alle ehrlichen und unehrlichen<br />

Mittel gegen diesen ihnen verhaßten Vorschlag aufgeboten, aber das hilft<br />

ihnen zu nichts, als daß sie sich den Haß der Arbeiter immer mehr und mehr<br />

zuziehen. Die Bill geht doch durch, was die Arbeiter wollen, das können sie,<br />

und daß sie die Zehnstundenbill wollen, haben sie im vorigen Frühjahr<br />

bewiesen. Die nationalökonomischen Argumente der Fabrikanten, daß eine<br />

Zehnstundenbill die Produktionskosten steigere, daß sie dadurch die englische<br />

Industrie unfähig mache, gegen auswärtige Konkurrenz zu kämpfen,<br />

daß der Arbeitslohn notwendig fallen müsse usw., sind allerdings halb Wahr,<br />

aber sie beweisen nichts, als daß die industrielle Größe Englands nur durch<br />

barbarische Behandlung der Arbeiter, nur durch Zerstörung der Gesundheit,<br />

durch soziale, physische und geistige Vernachlässigung ganzer Generationen<br />

aufrechterhalten werden kann. Natürlich, wäre die Zehnstundenbill eine<br />

definitive Maßregel, so würde England dabei ruiniert; weil sie aber notwendig<br />

andere Maßregeln nach sich zieht, die England auf eine ganz andere<br />

als die bisher befolgte Bahn lenken müssen, deshalb wird sie ein Fortschritt<br />

sein.<br />

Wenden wir uns nun zu einer andern <strong>Seite</strong> des Fabriksystems, die weniger<br />

als die daraus folgenden Krankheiten durch gesetzliche Vorschriften<br />

zu beseitigen ist. Wir sprachen schon im allgemeinen von der Art der Arbeit,<br />

und wir sprachen ausführlich genug, um aus dem Gegebenen weitere Schlüsse<br />

ziehen zu können. Die Beaufsichtigung von Maschinen, das Anknüpfen zerrissener<br />

Fäden ist keine Tätigkeit, die das Denken des Arbeiters in Anspruch<br />

nimmt, und auf der andern <strong>Seite</strong> wieder derart, daß sie den Arbeiter hindert,<br />

seinen Geist mit andern Dingen zu beschäftigen. Zu gleicher Zeit sahen wir,<br />

daß diese Arbeit ebenfalls den Muskeln, der körperlichen Tätigkeit keinen<br />

Spielraum bietet. Auf diese Weise ist es eigentlich keine Arbeit, sondern die<br />

reine Langeweile, das ertötendste, abmattendste, was es gibt - der Fabrikarbeiter<br />

ist dazu verurteilt, seine körperlichen und geistigen Kräfte gänzlich<br />

in dieser Langeweile verkommen zu lassen, er hat den Beruf, sich von seinem<br />

achten Jahre an den ganzen Tag zu langweilen. Dazu kann er keinen Augenblick<br />

abkommen - die Dampfmaschine geht den ganzen Tag, die Räder,<br />

Riemen und Spindeln schnurren und rasseln ihm in einem fort in die Ohren,<br />

und wenn er nur einen Augenblick ruhen will, so hat er gleich den Aufseher<br />

mit dem Strafenbuch hinter sich. Diese Verdammung zum Lebendigbegrabenwerden<br />

in der Fabrik, zum steten Achtgeben auf die unermüdliche Maschine<br />

wird von den Arbeitern als die härteste Tortur empfunden. Sie wirkt

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