108 Psalm 21. schlägt er sie auf die Schnauzen. Es ist dies geredet nach der Hebräer Art, welches wir in unserer Sprache also geben: Wo einer hinaus will, so stehet einer mit der Keule <strong>und</strong> schlägt ihn vor den Kopf <strong>und</strong> verrennet ihm den Weg. Sie legen sich wider Gott, so setzet er sich wiederum wider sie. Herr, erhebe dich in deiner Kraft, so wollen wir singen <strong>und</strong> loben deine Macht. Wollen sie nicht fort, so fahre du fort, daß dein Reich gehe über alle Himmel. So wollen wir das tun <strong>und</strong> dir danken <strong>und</strong> singen, loben <strong>und</strong> predigen deine Kraft, die du an uns bewiesen hast; als nämlich den Sieg wider den Tod, Sünde <strong>und</strong> Teufel, der Weg unsers Heils, die Auferstehung usw.
Vers 1. Von der Hinden der Morgenröte. Psalm 22. 214 Christum vergleichet der Psalm einer Hinden, als wollte er sagen: ich will lehren von Christo, wie er leiden wird, <strong>und</strong> gleich als eine Hinde von H<strong>und</strong>en gejagt werden. Und ist das also einer der Hauptpsalmen vom Leiden Christi. Denn je kein andrer Psalm mehr unter allen zu finden ist, der das Leiden Christi so klar <strong>und</strong> deutlich beschreibe, als dieser. Daß er sie aber nennet eine Hindin der Morgenröte, tut er um des Inhalts des <strong>Psalmen</strong> willen; denn er sondert ab diese Hinden von dem ganzen Priestertum <strong>und</strong> israelitischen Regiment, mit dem, daß er sagt, sie sei eine Hinde der Morgenröte, das ist, ein Ende des Gesetzes. Und redet Paulus, Röm. 13, auch also: Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen. Item Gal. 4: Da die Zeit erfüllet war. Denn da das Gesetz ist, da ist kein <strong>Licht</strong>, sondern Finsternis; Christus aber ist erschienen, da des Gesetzes Ende vorhanden gewesen ist, da ging die Sonne herfür. Item es sollte Christus in der Zeit leiden, da das Gesetz am Ende war, <strong>und</strong> der Anfang des Evangelii schon angegangen war. Es scheint aber klar aus diesem Texte <strong>und</strong> andern mehr, daß der Prophet <strong>und</strong> der Heilige Geist vorsätzlich haben heimlich halten wollen dies Geheimnis des Leidens Christi vor den Fleischlichen <strong>und</strong> Unwürdigen, darum er denn diesem Psalm so einen dunklen Titel gemacht hat. Ein Psalm Davids vorzusingen. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Er nimmt ihn bald mit sich mitten in den Handel (in medias res), <strong>und</strong> bringet ihn flugs in die höchsten Züge seines Leidens. Denn da Christus in der höchsten Not seines Leidens ist, <strong>und</strong> jetzt verscheiden will, schreit er: Mein Gott, mein Gott etc. Nach dem führet er Christum also ein, als stehe er selber da <strong>und</strong> erzähle, wie es ihm in seinen Leiden ergangen sei; wie Vergilius von seinem Änea, <strong>und</strong> Homerus von Ulysse fabuliert. Denn der von seinen Geschichten selber redet, der kann dem Dinge baß helfen mit den Beschreibungen <strong>und</strong> Worten von seinen Gedanken <strong>und</strong> Anliegen. Was das für schwere Last ist, wenn man von Gott verlassen wird, kann kein Mensch verstehen; <strong>und</strong> habe ich in meinem Psalm davon viel geschrieben, aber was ich erlangt habe, weiß Gott. Es kann eines Menschen Herz solches nicht begreifen noch verstehen, es ist zu eng dazu. Denn von Gott verlassen werden, heißet verlassen sein von allem, das Gott ist, 215 als, von Gott selber, von Leben, Weisheit etc.: daß also in diesem Wort, verlassen werden, das höchste Leiden ist, daß er den Christum läßt stecken in der Schuld, Sünde, Torheit etc., also, daß er gelassen sei in der Hand des Teufels; wie er im achten Psalm sagt: Du wirst ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein. Da hat denn der Teufel zugeblasen, daß er ihn zur Verzweiflung bringen möge. Eine solche Herzensangst <strong>und</strong> heftiges Fühlen des Leidens können wir nicht erleiden, er muß mit uns säuberlicher umgehen. Es hat aber Christus selber solches erlitten für uns. Ich heule, aber meine Hilfe ist ferne. Wenn man in Kreuz <strong>und</strong> Leiden ist, so wird alle Zeit zu lang <strong>und</strong> machet Ungeduld. Das Leiden ist nicht schwer, so einer das Ende seines Leidens ersehen kann. Es denkt einer: Es ist um eine böse St<strong>und</strong>e, einen bösen Tag, eine böse Woche zu tun, danach wird’s besser. Aber wenn man das Ende nicht siehet, so ist alles Leiden unerträglich, <strong>und</strong> wenn es gleich nur eine Viertelst<strong>und</strong>e währet, wie er hier saget: Meine Hilfe ist ferne; da ist kein Heil, so sehe ich auch kein Ende meines Leidens. Es macht aber dieser erste Vers licht den ganzen Psalm, indem er darin sich beklaget, daß er in der äußersten Not <strong>und</strong> Leiden sei, <strong>und</strong> ohn alles Aufhören. Und ist dies freilich das höchste Leiden, 214 Am 10. September – das letzte Datum war der 1. Juli zu Psalm 20: eine große Lücke! 215 Was es heiße, von Gott verlassen sein.
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