Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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Psalm 7.<br />
Über diese Anfechtungen, so wir gehabt, ist noch eine hinterstellig, nämlich Aufruhr, welche die<br />
Christen auch leiden müssen. Mit dem Titel mußte Christus auch sterben; wie sterben; wie jetz<strong>und</strong><br />
dem Evangelio wird schuld gegeben, daß, es mache aufrührische rumorische Leute, richte Uneinigkeit<br />
<strong>und</strong> Krieg an etc. Das muß man lernen, daß es nicht anders will sein. Das Evangelium lehret ja<br />
Friede <strong>und</strong> Gehorsam; dennoch muß es den Namen haben, daß es eine aufrührerische Lehre sei. Das<br />
macht, daß wir nicht alles wollen tun, was sie wollen. Also ward David von dem Simei auch schuld<br />
gegeben. Heraus, sagte er, du Bluth<strong>und</strong>, der du dich an Sauls Statt zum König gesetzet hast, 2. Sam.<br />
16. Also gehet’s dem, der zum Frieden dienet; der muß aufrührisch heißen, <strong>und</strong> wird ihm schuld gegeben,<br />
als habe er sich an der hohen Obrigkeit vergriffen; darum sollte der Teufel der Welt dienen!<br />
Auf dich, Herr, traue ich, mein Gott, hilf mir von allen meinen Verfolgern <strong>und</strong> errette mich;<br />
daß sie nicht wie Löwen meine Seele erhaschen <strong>und</strong> zerreißen, weil kein Erretter da ist.<br />
Er bekennet, daß ihm seine Feinde überlegen sind, bekennet auch, daß er verlassen sei <strong>und</strong> daß<br />
sie ihm hart an der Seite sind. Er hebt sein Gewerb an von dem Vertrauen auf Gottes Gnade, der<br />
Werk aber <strong>und</strong> Verdienste geschweiget er. Und daß der Herr sein Gott sei, bekennet er nach dem ersten<br />
Gebot. Also hebt aber ein Gottloser nicht an, sondern also: Ich danke dir, Herr etc. Ich faste<br />
zweimal in der Woche, Luk. 18.<br />
Herr, mein Gott, hab ich solches getan <strong>und</strong> ist Unrecht in meinen Händen.<br />
Hier kommt er nun zur Sache. Ist’s wahr, Herr, will er sagen, daß ich mich mit Gewalt meines<br />
Königreichs unterstanden habe, so bewillige ich mich zu leiden, was ich leiden soll; denn er ist derselbigen<br />
Sünde selbst feind. Er darf sich aber aus Sicherheit <strong>und</strong> Unschuld seines Gewissens seinen<br />
Feinden darstellen, auch darüber Gott selbst lassen Richter sein. Solches, als sollte er sagen: In andern<br />
Stücken muß ich bekennen, daß ich viel gesündigt habe; aber des, das sie mich zeihen, bin ich<br />
rein <strong>und</strong> unschuldig, das weiß ich, denn ich je nicht aus meinem, sondern aus deinem Willen König<br />
geworden bin an Statt des Saul.<br />
Ist hieraus die Lehre, daß ein gut Gewissen sich auch davor fürchtet, 85 das ohn alle Furcht <strong>und</strong><br />
Gefahr ist. Denn dieser König, ob er wohl mit Gottes Wort unterrichtet <strong>und</strong> verwahret ist, so läßt er<br />
sich doch erschrecken durch das prächtige <strong>und</strong> scheinbarliche Tun seiner Widersacher <strong>und</strong> bedarf<br />
Trost <strong>und</strong> Versicherungen. Er muß sich in Widerrede begeben <strong>und</strong> zanken <strong>und</strong> fechten um gewisse<br />
Dinge, so durch Gottes Wort bekräftigt sind. So gar ein zart Ding ist es um ein Gewissen. 86<br />
Habe ich Böses vergolten denen, so friedlich mit mir lebten, oder so mir ohne Ursach feind<br />
waren, beschädigt.<br />
Diese Stücke gaben sie ihm alle schuld, daß er Böses vergelte für Gutes, daß er den Saul beraubet<br />
hätte. Darum sagt er: Ist es mein Werk, so geschehe mir mein <strong>Recht</strong>. Aber ich hab’s nicht getan,<br />
Gott hat es getan <strong>und</strong> mich dazu gedrungen. Also gehet es jetz<strong>und</strong> mit uns auch. 87 Papst <strong>und</strong> Bischöfe<br />
sind vorhin verdammt; so wollen sie es nun dem Evangelio schuld geben, daß sie nicht ihren<br />
Raum haben mögen, frei <strong>und</strong> sicher zu sündigen, wie sie wollen.<br />
So verfolge mein Feind meine Seele <strong>und</strong> ergreife sie <strong>und</strong> trete mein Leben zu Boden <strong>und</strong><br />
lege meine Ehre in den Staub.<br />
Ist ein Trotz <strong>und</strong> Vertrauen auf seine Unschuld. Meinethalben, sagt er, wollte ich weder Leben<br />
noch Ehre ansehen.<br />
85 Auch der aus Glauben Gerechte ist nie ruhig. Diese Lehre macht nicht sorglose <strong>und</strong> verruchte Leute (Heidelberger<br />
Katechismus 64).<br />
86 Ein zart Ding ist es um ein Gewissen.<br />
87 So geschah dem Luther von wegen seiner Feinde.