Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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Psalm 9. 45<br />
Der du mich erhebest aus den Toren des Todes.<br />
Siehe da, es ist die Kirche nahe bei den Toren des Todes, das ist, da der Tod herausbläset, da wir<br />
getötet <strong>und</strong> in den Tod täglich gegeben werden, wie Paulus 2. Kor. 4 sagt. Also muß sich jetzt unser<br />
Fürst <strong>und</strong> wir alle uns leiden. 100<br />
Auf daß ich erzähle all deinen Preis in den Toren der Tochter Zion.<br />
Die Tore der Tochter Zion sind andere Tore, als die vorigen, nämlich die Kirche, darinnen geistliche<br />
Obrigkeit ist. Deinen Preis, spricht er, nicht unsere Werke.<br />
Daß ich fröhlich sei über deiner Hilfe.<br />
Hilfe oder Heil wird gemeiniglich verstanden für Sieg <strong>und</strong> Überwindung; wie Paulus in der ersten<br />
Epistel zu den Korinthern im fünfzehnten Kapitel sagt, daß wir siegen <strong>und</strong> triumphieren in<br />
Christo, da jene müssen unterliegen. Nun folgt eine Prophezeiung, als sei das Gebet erhöret. Also<br />
sollen wir auch unsers Gebets halben gewiß sein, welches uns Christus hat vorgeschrieben <strong>und</strong> geboten.<br />
Die Heiden sind versunken in der Grube, die sie zugerichtet hatten.<br />
Sie verfolgen uns mit Gewalt <strong>und</strong> Betrug, dräuen uns den Tod, stellen uns nach mit Stricken <strong>und</strong><br />
Netzen, wollen also die Lehre mit Betrug <strong>und</strong> unser Leben mit Gewalt verderben. Aber was sie uns<br />
haben tun wollen, das widerfähret ihnen selber; sie wollen uns tot haben, das geschieht aber nicht,<br />
es gehet über sie; unter ihrem Betrug <strong>und</strong> Gewalt müssen sie selber zu Boden gehen. So hilft er uns,<br />
<strong>und</strong> stößt sie in ihre Gruben. Also bringet die Ketzer ihre eigne Zunge in Not <strong>und</strong> Verderben, sie<br />
verjagen sich am meisten, wie es unter den Regenten im römischen Reich auch zugegangen ist, daß<br />
einer den andern hat vertrieben.<br />
So erkennet man, daß der Herr <strong>Recht</strong> schaffet.<br />
Nämlich in diesem Werk, er schaffet gern <strong>Recht</strong>, läßt uns je ein wenig leiden, aber danach hilft<br />
er, <strong>und</strong> läßt sich erkennen etc. Es gehöret aber dieses auch zur Prophezeiung. Zuvor haben sie gesagt:<br />
Wo ist ihr Gott? Aber nun erkennet man ihn.<br />
Der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände.<br />
Wie er zuvor gesagt hat: Über dem, das sie verderben wollten, sind sie selber umgebracht; was<br />
sie tun wollten, das gehet über ihren eigenen Kopf. Was wollten sie aber tun? Erwürgen. Das<br />
kommt ihnen heim.<br />
Durchs Wort, Sela.<br />
Ich verstehe es also, daß die Gottlosen umkommen, <strong>und</strong> die Frommen nichts anderes dazu tun,<br />
denn reden; wie er im 23. Psalm sagt: Du bereitest vor mir einen Tisch. Die Frommen sitzen, essen,<br />
trinken, schlafen, <strong>und</strong> bringen also um ihre Feinde; wie wir jetzt 101 nichts anderes tun, denn daß wir<br />
reden, predigen, schreiben, lesen; da schlagen wir sie auch mit; denn unser Herr Gott kann das Wort<br />
nicht ungeschützt lassen. So stehet Jesaia im dreißigsten Kapitel: Durch Stillesein <strong>und</strong> Hoffen würdet<br />
ihr stark sein; wenn ihr allein könntet stille halten, so wäret ihr all euren Feinden zu stark. Solches<br />
aber soll man nicht verachten, dieweil es Gott redet.<br />
100 1530.<br />
101 Was die Evangelischen zur Erreichung ihrer Pläne tun (1530).