Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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Psalm 8.<br />
Dieser Psalm ist vom Reich Christi. Denn also erfordert es die Gelegenheit <strong>und</strong> Ordnung, daß er,<br />
nach Erzählung so vieler Anfechtungen der Gläubigen, auch folgen lässet einen Trostpsalm. Und<br />
lehret der erste Vers, daß des Herrn Christi Reich sei im Wort <strong>und</strong> ein geistliches Reich; item, daß es<br />
nicht etwa in einem Winkel allein, auch nicht in Deutschland allein, sondern auf dem ganzen Erdboden<br />
sei.<br />
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir danket im<br />
Himmel.<br />
Das Reich Christi, spricht er, steht in seinem Namen, denn es wird gelehret <strong>und</strong> geprediget das<br />
Evangelium. Was wird geschehen, wenn die Zeit der Gnaden wird kommen <strong>und</strong> alle Götter, Götzen<br />
<strong>und</strong> Tempel durchs Evangelium werden niedergelegt <strong>und</strong> zerstört <strong>und</strong> ihre Namen vertilget werden,<br />
<strong>und</strong> du allein ein Gott wirst gerühmet <strong>und</strong> ausgerufen werden in der ganzen Welt? Hilf Gott, wie<br />
groß <strong>und</strong> gewaltig wird alsdann sein dein Name, welchen die Welt nicht wird begreifen können, ob<br />
er wohl jetz<strong>und</strong> in solchem Ansehen ist, daß er nicht einen Winkel genugsam füllen könnte. Diese<br />
Herrlichkeit deines Namens wird geschehen durch das Wort der Predigt, dadurch man dich loben<br />
wird unter dem ganzen Himmel, oder überall, wo sich der Himmel hin erstrecket, das ist, überall.<br />
Denn so viel will der hebräische Text sagen: da man dich loben <strong>und</strong> dir danken wird im Himmel,<br />
das ist, dein Lob wird verkündiget werden allenthalben unter dem Himmel. Die Kraft des Reiches<br />
Christi ist das Loben; daß man keinen andern Gottesdienst hat denn diesen Namen loben, ihm glauben<br />
<strong>und</strong> danken. Weiter sollst du in diesem ersten Vers merken, wie er gegeneinander setzt die Offenbarungen<br />
des Reiches Gottes im Alten <strong>und</strong> Neuen Testament. Denn hier spricht er: In allen Landen.<br />
Im Alten Testament wird gesagt, Ps. 76: Gott ist in Juda bekannt; item, es ward Lob geopfert<br />
im Tempel allein, nun aber, soweit der Himmel reicht. Denn dafür wird das Wort Himmel oft verstanden,<br />
daß es bedeutet, was allenthalben unter dem Himmel ist. Es kann aber auch wohl gedeutet<br />
werden, über dem Himmel, das ist, man lobet den, der über dem Himmel ist; als wollte er sagen:<br />
Auf der Erde wird er gelästert. Darüber sollst du auch merken, daß das Evangelium Gottes Namen<br />
<strong>und</strong> sein Lob rühmet <strong>und</strong> prediget; darum wird es ja nötigerweise strafen unsere Werke, Weisheit,<br />
Gerechtigkeit <strong>und</strong> alles, auf daß es uns benehme unsere Namen <strong>und</strong> Ruhm, demütige uns <strong>und</strong> mache<br />
uns schuldig der Sünde <strong>und</strong> des Todes, halte uns unsere Schmach <strong>und</strong> Schande vor, daß wir uns<br />
schämen müssen, Röm. 3: auf daß alle Welt Gott schuldig sei. Siehe aber, wie er so eines fre<strong>und</strong>lichen<br />
<strong>und</strong> alles Trostes <strong>und</strong> Vertrauens vollen Wortes braucht in dem, daß er Gott nennet einen Herrscher<br />
oder Herrn, als wäre er einer seines Gesindes; auf daß er ihn nicht allein unterscheide von andern<br />
Göttern, sondern bekenne ihn auch <strong>und</strong> setze ihn zuwider allen fremden Göttern, wie schwach,<br />
närrisch <strong>und</strong> nichtig er auch anzusehen sei. Darum ist dies ein gar heftiges, brünstiges Wort eines<br />
gläubigen Herzen: Herr unser Herrscher, das aus einem brünstigen Glauben wider alle Ärgernis gesagt<br />
ist.<br />
Aus dem M<strong>und</strong>e der jungen Kinder <strong>und</strong> Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet.<br />
Hier setzt er nun, wer die sind, die dies tun, <strong>und</strong> den Namen Gottes loben. Aus dem M<strong>und</strong>e der<br />
jungen Kinder, spricht er, hast du eine Macht zugerichtet. Das ist ja ein w<strong>und</strong>erliches Gebet. Er gebraucht<br />
weder Schwerter noch Waffen, seine Feinde zu schlagen, allein braucht er das Maul; durch<br />
die Zunge, durch den M<strong>und</strong>, durch das Wort allein richtet er seine Gewalt aus. Also nennt Paulus<br />
das Evangelium eine Kraft Gottes, Röm. 1. Die lieben Prediger halten die Faust innen <strong>und</strong> lassen<br />
das Schwert dem Kaiser, allein der Zungen brauchen sie.<br />
Für die jungen Kinder soll man ingemeinhin verstehen, die entweder ihres Alters <strong>und</strong> Verstands<br />
halben zugleich Kinder sind, oder der Vernunft <strong>und</strong> Verstands halben allein. Jung <strong>und</strong> alt, was Chri-