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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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Psalm 23. 240<br />

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.<br />

Es redet in diesem Psalm der Glaube stolz, sicher, voll Freuden <strong>und</strong> Trost, danket Gott <strong>und</strong><br />

spricht: Der Herr ist mein Hirte, <strong>und</strong> ich bin sein Schäflein. Das Widerspiel aber siehet man an denen,<br />

so da haben den Mammon, Bauch <strong>und</strong> andere Götter zu Hirten; denn vor denselbigen wird ein<br />

Gläubiger angesehen, als wäre er unter Wölfen, wäre von Gott verlassen, es mangelt ihm alles <strong>und</strong><br />

wäre dies gar falsch, daß er sagt: Mir wird nichts mangeln.<br />

Er weidet mich auf einer grünen Aue.<br />

Er bleibt auf der heimlichen Deutung eines Hirten <strong>und</strong> Schafes. Denn wo ein Schaf im grünen<br />

Felde mag sicher <strong>und</strong> zufrieden liegen <strong>und</strong> sich weiden, wo <strong>und</strong> wie es will, da meinet es, als sei es<br />

im Himmelreich. Also beruhet ein Gläubiger auch sicher, ob der Verheißung für den Leib, zugleich<br />

im Hausregiment <strong>und</strong> Polizei, hat Futter <strong>und</strong> Mahl <strong>und</strong> Frieden mit fröhlichem Herzen.<br />

Und führet mich zum frischen Wasser.<br />

Ist wiederum eine reiche <strong>und</strong> überflüssige 241 allegorische Rede, genommen von den Schafen, die<br />

zum Wasser fröhlich ausgehen <strong>und</strong> nach ihrer Lust <strong>und</strong> Notdurft trinken. Denn dies frische Wasser<br />

oder Wasser der Ruhe, Erfrischung oder Sicherheit nennet er das Wasser, so den Durst im Frieden<br />

löschet. Und so viel hat er nun gesagt von den leiblichen Gütern. Folget nun von der geistlichen<br />

Weide.<br />

Er erquicket meine Seele; er führet mich auf rechter Straße, um seines Namens willen.<br />

Was „nafas“ sei, so hier stehet, habe ich gestern 242 gesagt, nämlich laben <strong>und</strong> erquicken, wie wir<br />

sagen: Ein guter Trunk hilft Leib <strong>und</strong> Seele zusammen; item: Auf einen vollen Bauch gehöret ein<br />

fröhliches Haupt; <strong>und</strong> wie wir sagen, wenn wir gegessen haben: Es ist besser worden. Die Seele<br />

weidet er mit seinem Gras <strong>und</strong> Wasser, das ist, mit Gottes Wort: erstlich mit dem Erquicken, das ist,<br />

mit der Erlösung von dem Gewissen der Sünder <strong>und</strong> Trost <strong>und</strong> Fröhlichkeit von der Vergebung der<br />

Sünden; <strong>und</strong> zum andern, daß er die Gerechtigkeit des Glaubens <strong>und</strong> der Gnade durch dasselbe<br />

Wort hören läßt <strong>und</strong> erhält, <strong>und</strong> solches nicht tut von wegen meiner Werke <strong>und</strong> Verdienst, sondern<br />

um seines Namens willen, auf daß ihn seine Gnade rühmlich <strong>und</strong> herrlich mache, <strong>und</strong> er seinen Namen<br />

an mir preise. Und bisher hat er also gesagt von dem Weiden, folget ferner von dem Schutz wider<br />

die Feinde.<br />

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, 243 denn du bist bei mir.<br />

Auf das Wort folgen alsbald der Teufel <strong>und</strong> alle seine Engel <strong>und</strong> richten Anfechtungen zu. Denn<br />

daß er saget: Ob ich schon wanderte etc., damit bekennet er, was unser Herr Gott redet <strong>und</strong> machet,<br />

das muß gepanzerfegt werden <strong>und</strong> durchs Feuer gehen. Ob ich auch gleich sollte leben in vielem<br />

Unglück <strong>und</strong> Widerstand, so will ich dennoch, spricht er, das Wort haben <strong>und</strong> dabei bleiben; wie<br />

jetz<strong>und</strong> die Unsrigen im Tal wandern zu Augsburg. 244 Die Gottlosen aber wandern auf lichten Bergen,<br />

auf den Wolken <strong>und</strong> fürchten sich vor keinem Unglück, haben doch eins. Die Unsern aber<br />

fürchten Unglück <strong>und</strong> haben keins.<br />

Da sehen wir ja, daß ein Christ oder Gläubiger dem Schein <strong>und</strong> Ansehen von außen nach aller<br />

Dinge Mangel hat <strong>und</strong> mitten im Unfall <strong>und</strong> Unglück schweben muß, nämlich im finstern Tal, da<br />

240 Ausgelegt am 18. September.<br />

241 Überfließende.<br />

242 „Gestern.“ Also Luther diktierte jetzt Tag für Tag.<br />

243 Setzt voraus, daß er Unglück fühlt.<br />

244 1530 in Augsburg: Was die Unsern fürchten: Unglück, das ist keins.

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