Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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72 Psalm 16.<br />
Und meine Ehre ist fröhlich.<br />
Meine Ehre, das ist, das Mittel <strong>und</strong> Werkzeug zu loben, nämlich die, Zunge, damit ich Gott preise;<br />
wie er droben saget im vierten Psalm: Mein Herz ist froh, <strong>und</strong> meine Zunge redet’s auch; denn<br />
wie wir glauben, also reden wir auch, es sei in Fröhlichkeit oder Traurigkeit. Wes das Herz voll ist,<br />
des geht der M<strong>und</strong> über, spricht Christus, Matthäi am zwölften Kapitel. Ist fröhlich, das ist, rühmet<br />
es <strong>und</strong> prediget davon mit Freuden.<br />
Auch mein Fleisch wird sicher liegen.<br />
Er bekennet, daß sein Leib zwar tot sei; aber doch in Versicherung <strong>und</strong> gewisser Hoffnung, daß<br />
er nicht verwesen werde. Wenn ich gleich tot bin, saget er, so soll dennoch kein Wurm mein Fleisch<br />
berühren.<br />
Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen.<br />
Ob ich gleich ins Leiden <strong>und</strong> in den Tod komme, so bleibet dennoch mein Leichnam unverweset,<br />
<strong>und</strong> mein Leben soll nicht in der Hölle bleiben. Hölle aber heißet alles, was es ist, da wir hinfahren<br />
nach diesem Leben, es sei das Grab, oder etwas anderes.<br />
Und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese.<br />
Du wirst, spricht er, nicht zulassen, daß ich sehe die Grube, nämlich das, so in der Grube geschieht,<br />
das ist, das Verwesen. Ist ein sehr klarer Text von der Auferstehung, welcher von keinem<br />
andern, ohne allein von Christo, kann verstanden werden; welcher, nachdem er heilig <strong>und</strong> rein ist,<br />
kann er vom Tode nicht gehalten werden, er muß auferstehen.<br />
Du tust mir k<strong>und</strong> den Weg.<br />
Dieses sind die Worte eines Toten. Denn er redet hier in der Person eines Toten. Er ist aber wohl<br />
in der Höllen, wird aber doch nicht darinnen bleiben. Auch ist das Fleisch wohl in der Grube, es<br />
wird aber nicht fühlen die Verwesung. Es muß wieder zusammenkommen. Denn er will sein Erbteil,<br />
das ist seine Heiligen, auf Erden haben, <strong>und</strong> will auch in der Hölle sein. 151 Darum muß er wiederum<br />
auferstehen, <strong>und</strong> wird die Hölle <strong>und</strong> das Grab über ihn nicht Gewalt haben. Darum wird er denn<br />
auch überwinden den Tod, Sünde <strong>und</strong> Satan, <strong>und</strong> darum wird er auch ein König <strong>und</strong> Hoherpriester<br />
sein in Ewigkeit. So schließt es sich, daß er nach dem Tode wieder muß lebendig werden; darauf er<br />
denn sagt:<br />
Du tust mir k<strong>und</strong> den Weg zum Leben.<br />
Das ist, du hast mich wiederum auferwecket. Und also ist hie gegründet der Artikel unseres<br />
christlichen Glaubens: Hinunter gefahren zur Höllen; davon die Scotisten vorgeben, daß man ihn<br />
aus der Heiligen Schrift nicht beweisen noch erhalten könne.<br />
Vor dir ist Freude die Fülle.<br />
Damit unterscheidet er sein Leben von der andern Leben. Ich will, spricht er, leben, nicht für der<br />
Menschen Ansehen, sondern vor dir oder deinem Ansehen. Und ist also dieser Text wider die Juden,<br />
die auf einen leiblichen Messias warten. Er wird leben <strong>und</strong> sich freuen, saget er, für Gott.<br />
151 Er will auch in der Hölle sein: das ist ein wichtiges Wort <strong>und</strong> zeigt den rechten Weg <strong>und</strong> Weise des stellvertretenden<br />
Leidens Christi an. Merke: Er will, nicht er muß, wie wir andern alle ohne sein Dazwischentreten <strong>und</strong> Mittlerschaft.