Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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Psalm 17. 75<br />
Haß, Neid, Schmach, Schande, traurige Gedanken, Gotteslästerung, daß wir immer stehen wie Silber<br />
im Feuer, da schüren <strong>und</strong> blasen sie weidlich zu; sie aber sind ohne alles Kreuz in Freuden.<br />
Und besuchest es des Nachts.<br />
Des Nachts, das ist: in Anfechtung; denn das Wort Nacht wird oft verstanden für Trübsal. Ich<br />
habe, will er sagen, manche Trübsal erlitten, damit du mich versucht hast. Und hier merke, daß er<br />
das Kreuz nennt eine Prüfung <strong>und</strong> nicht eine Verderbung. 155 Es will ja ein Wort des Kreuzes heißen;<br />
wer es predigen oder lernen will, der mag trinken den Kelch des Heils <strong>und</strong> sagen: Ich bin sehr geplaget,<br />
Ps. 116.<br />
Und läuterst mich, <strong>und</strong> findest nichts.<br />
Ist ein sehr feiner Trost <strong>und</strong> Trotz eines guten Gewissens, daß er so freudig <strong>und</strong> sicher sagen<br />
darf: Du weißt, daß ich recht getan <strong>und</strong> gelehret habe, wie Jeremias auch saget im siebzehnten Kapitel:<br />
Was ich gepredigt habe, das ist recht vor dir. Sünde findet Gott wohl, da redet David jetzt<br />
nicht von, sondern er redet von seinen Sachen. Wir haben eine gute Sache, denn es ist das Evangelium,<br />
darüber wir leiden. 156 Man verfolgt uns ja nicht darum, daß wir Ehebrecher oder etwas solches<br />
sind. Darüber würden sie uns nicht feind. Der guten Sache halber sind sie uns aber feind. So können<br />
wir uns nun rühmen: Du weißt, Herr, daß ich nichts gelehret habe anders, denn dein Wort. Ob derhalben<br />
die Person wohl gebrechlich ist, so ist doch die Sache sehr gut <strong>und</strong> recht.<br />
Ich habe mir vorgesetzt, daß mein M<strong>und</strong> nicht soll übertreten.<br />
Dieweil die Heuchler <strong>und</strong> falschen Sophisten ihr Ding so groß rühmen <strong>und</strong> aufblasen, daß sie<br />
mir auch damit zu schaffen geben, so habe ich mir fest vorgesetzt, daß mein M<strong>und</strong> vor deinem Wort<br />
nicht vorüberginge, <strong>und</strong> ich nicht etwas lehrete wider dein Wort. Er redet von der Gebühr des M<strong>und</strong>es,<br />
das ist, vom Lehramt.<br />
Ich bewahre mich in dem Wort deiner Lippen vor Menschenwerk, auf dem Wege des Räubers.<br />
157<br />
Sie lehren Menschenwerk, ich 158 aber Gottes Wort. Da hebet sich’s über, da stößet es sich. Solcher<br />
Zank ist gewesen von Anfang der Welt her, denn darum hat Kain seinen Bruder totgeschlagen,<br />
<strong>und</strong> wird auch wohl bleiben bis an der Welt Ende. Da stehen sie <strong>und</strong> zeuget über sie Gottes Wort,<br />
daß Räuber sind Zwinglius, 159 Heß, Eck; Ursach ist, daß sie das Wort nicht achten, sondern die Wer-<br />
155 Röm. 5,4.<br />
156 Sieht auf Augsburg.<br />
157 Latro im Gr<strong>und</strong>text; nach Plutarch Cäsar, Kap. 58, <strong>und</strong> Pompeius, Kap. 30, hieß Cäsar also.<br />
158 d. i. Luther.<br />
159 Zwingli ein Räuber! Heutzutage können wir solche Worte vertragen, nachdem die Geschichte – man kann besser<br />
sagen, der Heilige Geist – das Strafamt vollzogen <strong>und</strong> alles in ein rechtes <strong>Licht</strong> gerückt <strong>und</strong> beiden ihr <strong>Recht</strong> gegeben<br />
hat. Luther wie Zwingli haben gefehlt in diesem Streit; <strong>und</strong> ihre Namen sind nicht mehr Parteinamen, sondern<br />
Namen von Menschen, durch die Gott als durch schwache Werkzeuge seine Kirche zu seiner Zeit gepflanzt.