27.04.2014 Aufrufe

Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Psalm 1.<br />

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen.<br />

Der Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ursache dieses ersten Psalmes stehet im dritten Gebot, denn er lobet <strong>und</strong> preiset<br />

uns die Übung des göttlichen Worts, 29 daß wir dasselbe gerne hören, lernen <strong>und</strong> lesen sollen; wie<br />

denn solches eigentlich heißt, den Sabbat oder Feiertag heiligen, nämlich, denselben zubringen mit<br />

Gottes Wort, denn durch dasselbige wird alles geheiligt: daß also dieser erste Psalm lehret, daß wir<br />

das Wort fleißig hören sollen; daraus denn folgen wird, daß uns alles wird heilig werden, <strong>und</strong> zu<br />

Glück <strong>und</strong> Wohltat geraten. Denn die Gottlosen haben ihre eigne Predigt, die heißet Rat, d. i. ihre<br />

eignen Träume, davon sie waschen Tag <strong>und</strong> Nacht; wie die Sakramentierer <strong>und</strong> Türken tun, welche<br />

alle den Sabbat nicht heiligen. 30<br />

Noch tritt auf den Weg der Sünder.<br />

D. i.: Wohl dem, der auch nicht lebet nach ihrem Rat, wie die tun, so den Sabbat auch mit ihrem<br />

Leben brechen <strong>und</strong> entheiligen. Denn Weg nennen die Hebräer Sitten, Weise <strong>und</strong> Gewohnheit, wie<br />

man pfleget zu tun.<br />

Noch sitzet, da die Spötter sitzen.<br />

Er macht also dreierlei Art des gottlosen Wesens: 1. daß man die gottlose Lehre höre <strong>und</strong> annehme;<br />

2. daß man danach lebe; 3. daß man sie andern lehre. Dann also werden Spötter daraus, die ans<br />

Gottes Wort <strong>und</strong> dem rechten gottseligen <strong>und</strong> christlichen Leben das Gehei <strong>und</strong> Gespött treiben.<br />

Sondern hat Lust zum Gesetze des Herrn <strong>und</strong> redet von seinem Gesetze Tag <strong>und</strong> Nacht.<br />

Und sonderlich von den zehn Geboten. O, wie eine große Gnade <strong>und</strong> Gabe Gottes ist dies, wenn<br />

ein Mensch gern höret Gottes Wort, schwätzet <strong>und</strong> singet gerne davon! O wie selig ist der Mann!<br />

spricht er, dem wird’s wohl gehen, <strong>und</strong> soll Glück <strong>und</strong> Heil haben. Darum folgen nun die tröstlichen<br />

Verheißungen.<br />

Der ist wie ein Baum, gepflanzet an den Wasserbächen.<br />

Gleich also wird gesagt auch im 92. Psalm: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Also<br />

soll es auch sein um einen gottesfürchtigen Menschen, der Gottes Wort gerne höret. D. i., ich will<br />

ihm meinen Geist <strong>und</strong> Gnade dazu geben. Hörest du nun das Wort, wohlan, so soll Saft folgen; denn<br />

da ist der heilige Geist <strong>und</strong> gibt Gnade dazu.<br />

Der seine Früchte bringt zu seiner Zeit.<br />

Der Palmbaum bringet herfür <strong>und</strong> weiset seine Früchte eher denn die Blätter; wie auch tut der<br />

Weinstock <strong>und</strong> Feigenbaum. Also auch ein Gottesfürchtiger tut’s zum ersten, <strong>und</strong> beweiset’s mit<br />

den Werken, danach lehret er. Denn durch die Blätter wird bedeutet die Lehre. Darum kann ein gottesfürchtiger<br />

Mensch mit seiner Lehre jedermann raten, dienen, helfen, unterrichten, trösten etc.<br />

29 <strong>Luthers</strong> Stimmung war nach Kolde, M. Luther II, 347 zur Zeit, da das Augsburger Bekenntnis verlesen wurde, eine<br />

gefaßte. Er nahm die Sache nicht leicht, aber er hatte seine eigne Art, sich zu trösten, durch anhaltendes Gebet <strong>und</strong><br />

Vertiefung in die einfachsten Heilswahrheiten. Er griff zum Katechismus. „Ich bin wieder ein Schüler der zehn Gebote<br />

geworden, lerne sie Wort für Wort wie ein Knabe auswendig <strong>und</strong> sehe, wie wahr es ist, daß seine Weisheit kein<br />

Ende hat (Ps. 147,5)“ so schrieb er an Jonas. Veit Dietrich berichtet an demselben Tage, wie er gerade in dieser<br />

schweren Zeit ganz auffallend heiter, voll Glauben <strong>und</strong> Hoffnung wäre. Diesem Famulus diktierte er die obenstehende<br />

Auslegung.<br />

30 Sofern sie eigne Lehre haben. <strong>Luthers</strong> Urteil über die Türken Kolde, M. Luther II, S. 319. Über die Sakramentirer<br />

siehe unten zu Ps. 5,9. Der Katechismus enthielt für Luther die nützlichste Predigt; die Gegner, besonders die Täu -<br />

fer, tadelt er wegen ihrer dunklen Sprache (Kolde II, S. 299).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!