Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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Psalm 17. 77<br />
Wider die, so sich wider deine rechte Hand setzen.<br />
Ist ein Gebet voll Glaubens. Er nennet nicht seine Feinde, sondern Gottes Widersacher die, so<br />
Gott <strong>und</strong> seiner <strong>Recht</strong>en sich widersetzlich machen. Deine Sache ist’s <strong>und</strong> eine Sache deiner <strong>Recht</strong>en,<br />
dein Wille <strong>und</strong> dein Werk, aber du mußt das Helfen w<strong>und</strong>erlicherweise schaffen <strong>und</strong> machen.<br />
Behüte mich wie einen Augapfel im Auge.<br />
Ist abermal ein ernstes Anziehen <strong>und</strong> Fürwenden des Gebets, damit er seine Sache als recht <strong>und</strong><br />
gut vorbringet; als wollte er sagen: Es gehört ein großer Ernst dazu, daß unser Gott nicht schlecht<br />
auf uns sehe, sondern sehe auf uns wie auf einen Augapfel. Denn in der ganzen Welt ist nichts Zarteres<br />
als das Gewissen; wie im Sprichwort gesagt ist: Zucht <strong>und</strong> Ehre, Glaube <strong>und</strong> Auge kein Scherzen<br />
leidet, man hat alle drei bald verderbet. Also kann man das Gewissen mit einem kleinen Splitter<br />
bald irre machen, daß niemand weiß, wie ihm geschieht. Mir ist leicht, will er sagen, weh zu tun; du<br />
mußt mich dir lassen befohlen sein wie einen Augapfel im Auge, du mußt große acht auf mich haben.<br />
Darum muß man wachen, trachten, dichten <strong>und</strong> reden vom Gesetz des Herrn, es bedarf’s wohl.<br />
Nicht wie jener tat, der vierzig Jahre an einem Vers im Psalter lernte; denn der Teufel ist zu stark,<br />
das Fleisch zu schwach, die Welt zu böse.<br />
Beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.<br />
Wir sind wie die jungen Küchlein; wie bald hat sie nur der Weihe zerstreut; wir können ihm nicht<br />
entfliehen.<br />
Vor den Gottlosen, die mich verstören.<br />
Er kommt immer näher <strong>und</strong> erkläret, was die Gottlosen für Leute sind, nämlich die Allerheiligsten<br />
in der Welt. Sie plagen nicht, spricht er, sondern sie zerstören; damit rühret er die Gefahr <strong>und</strong><br />
schwere Sachen. So saget Paulus Gal. 1: Ich verstörete die Gemeinde Gottes. Und also zerstören<br />
uns die Gottlosen nicht allein unsern Frieden <strong>und</strong> Ruhe, sondern auch Seelen <strong>und</strong> Menschen. Sie<br />
entziehen uns die Leute gar, treiben Unglimpf <strong>und</strong> Verleumdung auf unsere Bücher <strong>und</strong> Arbeit; das<br />
tun die Gottlosen unter dem höchsten Schein der Heiligkeit.<br />
Vor meinen Feinden, die um <strong>und</strong> um nach meiner Seele stehen.<br />
Die um <strong>und</strong> um um mich herstehen, daß sie mir das Leben nehmen, zerstören mich also leiblich<br />
<strong>und</strong> geistlich.<br />
Ihre Fetten halten zusammen.<br />
Bisher hat er beschrieben ihre Heiligkeit, nun sagt er, wie gewaltig <strong>und</strong> stark sie sind.<br />
Sie reden mit ihrem M<strong>und</strong>e stolz.<br />
Das macht sie denn so stolz, wie jetzt der Adel <strong>und</strong> die Fürsten sind; 163 sie reden mit ihrem M<strong>und</strong>e<br />
von eitel gewonnen Spiel.<br />
Wo wir gehen, so umgeben sie uns.<br />
Sie lauern auf unsern Gang, wie wir gehen <strong>und</strong> stehen; sie gefährden <strong>und</strong> hauen zur Bank 164 immerdar<br />
alle unsere Werke <strong>und</strong> Schriften. Philippus w<strong>und</strong>ert sich oft derer, die uns schmähen <strong>und</strong> lästern,<br />
wenn wir auch gleich Tote könnten auferwecken; wie es denn Christo auch ergangen ist. So<br />
sie uns mit öffentlichem Schein nicht können verdammen, so verdammen sie uns mit Verkehren <strong>und</strong><br />
Lästern. Wie wir gehen, so ist’s unrecht.<br />
163 Adel <strong>und</strong> die Fürsten sind jetzt stolz.<br />
164 D. h. nichts Gutes an ihnen lassen (s. Grimm, W.-B.).