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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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131 Psalm 24.<br />

Aber nun wieder zum Psalm. Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen,<br />

das ist, daß sie suchen das Antlitz des Gottes Jakobs, das ist, seine Erscheinung. Sie suchen es aber<br />

nicht anders denn durch Reinigkeit des Herzens, ohne welche niemand Gott schauen wird, spricht<br />

der Apostel Hebr. 12, also daß er sie nennet eine Heiligung, mit andern Worten eine heilige Reinigkeit.<br />

270<br />

Machet die Tore weit, <strong>und</strong> die Türen in der Welt hoch.<br />

Auf die Weissagung, wie des Herrn Christi Reich soll geoffenbaret <strong>und</strong> ausgebreitet werden, folget<br />

nun eine Vermahnung; als sollte er sagen: Ihr lieben Herrn, weil es an dem ist, daß der König<br />

hereinkommt, so tut auf die Fenster, Türen <strong>und</strong> Tore, <strong>und</strong> laßt ihn herein. Die Tore, sagt er, das ist,<br />

wo nur Tore sind in allen Städten, Landen <strong>und</strong> Königreichen. Durch die Tore aber werden bedeutet<br />

die gemeinen Ämter. Wo nun Tore sind, spricht er, so tut sie weit auf <strong>und</strong> machet Raum. Damit will<br />

er aber anzeigen, wie groß dieses Reich sei, nämlich, daß kein Tor oder Tür so weit sei, die den<br />

Christum fassen könne. Dazu vermahnet er sie auch, daß sie ihm bereiten den Einzug, <strong>und</strong> wissen,<br />

daß zu ihnen komme der allergrößte <strong>und</strong> mächtigste König, der größer sei denn alle Königreiche in<br />

der Welt, also, daß ihre Tore viel zu klein sind.<br />

Daß der König der Ehren einziehe.<br />

Awe ja! dieselbe Ehre ist verborgen, darum man denn die Tore vor ihm vielmehr zuschließet, <strong>und</strong><br />

begehret ihn niemand einzulassen. Die Obrigkeit sperret sich auch dawider; aber es hilft ihr nichts.<br />

Er ist ein gewaltiger König des Kreuzes, <strong>und</strong> steckt doch unter dem Kreuze die Ehre verborgen.<br />

Wer ist deselbige König der Ehren?<br />

So wird es ihm gehen. Wer, sprechen sie, der Ketzer, der Aufrührer? So heißen sie den König.<br />

Wer ist der König der Ehren? Ist geredet aufs Allerverächtlichste, <strong>und</strong> wird damit bedeutet die allersicherste<br />

Verachtung dieses Königs; wie er noch jetz<strong>und</strong> zu Augsburg verachtet wird. Es ist ein lächerlich<br />

Ding, daß er genannt wird ein König der Ehren. Darum sagt er weiter:<br />

Es ist der Herr stark <strong>und</strong> mächtig, der Herr mächtig im Streit. 271<br />

Dieses ist die Antwort des Geistes durch den M<strong>und</strong> derer, so von Christo predigen. Ich weiß aber<br />

nicht, ob nur gebühren kann, diese zwei Worte: „stark <strong>und</strong> mächtig“ zu deuten, dieweil sie von den<br />

Lehrern so unordentlich <strong>und</strong> <strong>und</strong>eutlich gegeben sind, <strong>und</strong> sie dieselben für einerlei gehalten haben;<br />

wie unleugbar ist. So viel ich aber davon verstehen kann, so heißt das erste Wort, stark, die Stärke<br />

oder Vermögen an ihm selber, das andere aber, mächtig, die Kraft, Raum, Macht <strong>und</strong> Gewalt, als<br />

den Brauch <strong>und</strong> Nachdruck zur Stärke; also, daß stark ein solcher heißt, der vermögend ist <strong>und</strong> Stärke<br />

<strong>und</strong> Kraft hat, etwas zu tun; mächtig aber, der ein Ding mit Macht <strong>und</strong> gewaltig ausrichtet. Also<br />

singt Maria: „Er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist,“ das ist, der alle Dinge gewaltig<br />

<strong>und</strong> mächtig wirket; <strong>und</strong> Jes. 28: „Siehe, ein Starker <strong>und</strong> Mächtiger vom Herrn, wie ein Hagelsturm,<br />

wie ein schädlich Wetter, wie ein Wassersturm, die mächtiglich einreißen.“<br />

Aber nun zum Verstande des Textes. Daß Christus stark <strong>und</strong> mächtig sei, <strong>und</strong> was das Höchste<br />

ist, mächtig im Streit, das ist weder an seiner noch an aller der Seinen Person gesehen wurden. Das<br />

Widerspiel hat sich wohl gef<strong>und</strong>en, als Schwachheit, Ohnmacht, Verdrückung <strong>und</strong> Unterliegen im<br />

Kriege. Darum scheint solches den Toren närrisch <strong>und</strong> töricht <strong>und</strong> lässet sich nicht anders, denn mit<br />

Glauben <strong>und</strong> Ohren fassen; darum es auch allein gepredigt <strong>und</strong> nicht sichtbar wird. Er war aber<br />

stark im Verborgenen <strong>und</strong> mächtig, sonderlich im Krieg seines Leidens <strong>und</strong> aller der Seinen. Denn<br />

270 Ende der Einschaltung aus dem Autograph <strong>Luthers</strong> (von 1530).<br />

271 Aus <strong>Luthers</strong> bereits oben benutzter eigener Handschrift (1530) folgen hier die nächsten zwei Absätze.

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