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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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12 Psalm 2.<br />

Er wird reden, das ist, wird sie angreifen. Solches meine ich ja, haben die Juden <strong>und</strong> Römer wohl<br />

erfahren, der Papst <strong>und</strong> Türke werden’s auch noch fühlen. Er stürzet sie, <strong>und</strong> kräftiget also das<br />

Reich seines Sohnes.<br />

Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.<br />

Das ist ein Trotz <strong>und</strong> ein hoch Wort wider die Heiden, Könige, Völker, Fürsten etc., wider die<br />

Pforten der Höllen. So will ich ihn dennoch setzen <strong>und</strong> erhalten, den König, <strong>und</strong> will zusehen, wer<br />

ihn absetzen will. Ist ein sehr herrlicher Text. Er unterscheidet aber diesen König von den andern.<br />

Denn die andern Könige werden gefordert <strong>und</strong> erwählet von Völkern, dieser wird allein von Gott<br />

selbst zum Könige gesetzt, <strong>und</strong> zwar zum Könige auf Erden.<br />

Ich will von einer solchen Weise predigen.<br />

Hier beschreibt er diesen König, daß er erstlich regieren soll zu Zion, hie auf Erden, <strong>und</strong> soll sein<br />

Regiment heißen „predigen von einer Weise“, durch welches Wort bedeutet werden Zeremonien<br />

<strong>und</strong> Ordnungen. Eine Weise, sagt er, soll er predigen. Was für eine Weise aber oder Gesetz soll es<br />

sein? Dies setzt er nun hinzu:<br />

Daß der Herr zu mir gesagt hat: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget.<br />

Hier schaffet er stracks ab <strong>und</strong> wirfet zurück das ganze Alte Testament; als sollt er sagen: Es ist<br />

das Gesetz Mose lange genug gelehret worden; nun will ich auch lehren, aber etwas anders, denn<br />

Moses entweder je gelehret, oder darauf gedacht hat, nämlich dies, daß ich Mensch <strong>und</strong> Herr auf<br />

Erden soll sein, daß ich sei der Herr <strong>und</strong> Sohn Gottes. Dieses ist die neue Predigt, daß Gott diesem<br />

Menschen Christo alles unterworfen hat; <strong>und</strong> lehret solches auch das Evangelium, daß wir den<br />

Christum, Gottes Sohn, sollen annehmen, <strong>und</strong> an ihn glauben. Es ist aber eine sehr schöne Art zu reden,<br />

daß er nicht schlecht dahin saget: Ich bin Gottes Sohn; sondern stellet die Worte auf eine ansehnliche<br />

Person, nämlich Gott selbst; <strong>und</strong> will also sagen: Ich habe mich nicht selbst zu einem Könige<br />

gemacht, ein anderer hat’s getan: wie er auch sagt Joh. 14: Das Wort ist nicht mein, sondern<br />

des, der mich gesandt hat. Also hie: Das sagt der Vater, der mich nennt seinen Sohn. Und haben die<br />

Apostel in ihren Episteln solchen Text wohl gehandelt, daß dieser einige König genannt werde Gottes<br />

Sohn, <strong>und</strong> sei es auch von Natur.<br />

Das Wort heute verstehen etliche von der Zeit der Gnaden; ich aber will’s viel lieber also verstehen:<br />

Heute habe ich dich gezeuget, daß man verstehe, daß dieser Sohn nicht geistlicher-, sondern<br />

natürlicherweise gezeuget werde, <strong>und</strong> sei dies die Meinung: Du bist mein natürlicher Sohn, den ich<br />

heute gezeuget habe bei mir, da allzeit heute ist, <strong>und</strong> da weder gestern noch morgen, sondern für<br />

<strong>und</strong> für ein ewiger Tag ist <strong>und</strong> der immer heute heißet. An demselben Tage habe ich dich gezeuget,<br />

du bist wahrhaftiger, natürlicher <strong>und</strong> ewiger Gott. Darum ist das der beste Vers im Psalm, daß er<br />

solches Wort stellet auf den M<strong>und</strong> des Vaters. Und ist solches nun die Beschreibung der Person, daß<br />

er sei ein Prediger <strong>und</strong> Sohn Gottes, geboren in Ewigkeit. Auf Zion, darum sei er ein Mensch. Ein<br />

Sohn, darum sei er Gott. Also ist er nun ein w<strong>und</strong>erbarlicher König. Nun gehet das Regiment auch<br />

daher: Du wirst regieren, aber nicht zu Jerusalem, wie David <strong>und</strong> die andern Könige.<br />

Heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben, <strong>und</strong> der Welt Ende zum Eigentum.<br />

Christus ist ein neuer König <strong>und</strong> Priester, denn sonst wäre es nicht vonnöten, einen König aufzustellen,<br />

der da predigte, so zuvor da waren, die da predigten, nämlich die Levitischen. Dieweil er<br />

aber predigt, so ist er ein geistlicher König <strong>und</strong> lebet in Ewigkeit, nachdem er vom Tode auferwecket<br />

worden ist. Denn er ist ein Herr, <strong>und</strong> regieret über den ganzen Erdboden, welches ein<br />

sterblicher Mensch nicht vermöchte, ohne allein durch seine Nachkommen <strong>und</strong> Erben an seiner

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