Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht
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Psalm 18.<br />
Das wird freilich der letzte Psalm sein, den David gemacht hat, wie zu sehen ist aus dem andern<br />
Buch Samuelis Kap. 22, daß er ihn gemacht hat kurz zuvor, ehe er gestorben ist. Er hat nie keinen<br />
Frieden gehabt bis in den Tod hinein. 165 So ist nun dieses eine gemeine Danksagung für alle Hilfe<br />
<strong>und</strong> Rettung aus Gefahr <strong>und</strong> Not, sonderlich, welche er zur Zeit seines Königreichs erlitten hat von<br />
Saul, Absalom, von den Philistern, Syrern usw. Daß er derhalben aus vielen Nöten <strong>und</strong> Gefährlichkeiten<br />
ist errettet worden, dafür hat er unserm Herrn Gott gedanket, ehe er gestorben ist. Man möchte<br />
ja wohl diesen Psalm auch von Christo verstehen; aber ich halt’s dafür, es reime sich alles besser<br />
auf den David. Doch weiset die herrliche 166 Deutung auf Christum.<br />
Herzlich lieb habe ich dich, Herr.<br />
ist ein sehnlich Wort <strong>und</strong> bedeutet dieselbe herzliche <strong>und</strong> zärtliche Liebe der Eltern gegen רZ חmם<br />
ihre Kinder <strong>und</strong> der Kinder gegen die Eltern. So saget er nun: Ich habe eine herzliche <strong>und</strong> kindliche<br />
Sehnsucht <strong>und</strong> Neigung zu dir. Also bekennt er seine höchste Liebe, daß er eine Lust an unserm<br />
Herrn Gott gehabt habe. Denn er findet, daß seine Wohltaten unaussprechlich sind, <strong>und</strong> aus dieser<br />
überschwenglichen Lust <strong>und</strong> Liebe kommt, daß er ihm so viele Namen 167 gibt; wie folget. Und ist<br />
hierin die hebräische Sprache sehr reich.<br />
Meine Stärke.<br />
Damit bekennet er, daß er alles, was er getan, nicht aus seinem Vermögen oder Anschlägen getan<br />
habe, sondern allein aus göttlicher Kraft; wie auch Petrus sagt 1. Petr. 4: So jemand ein Amt hat,<br />
daß er es tue, als aus dem Vermögen, das Gott darreichet, <strong>und</strong> heißet חpזpק eine solche Stärke, daraus<br />
wir vermögend <strong>und</strong> stark sind, etwas zu tun <strong>und</strong> zu leiden.<br />
Herr, mein Fels, meine Burg.<br />
Das sind vor Zeiten die besten Festungen gewesen, ein festes Schloß auf einem Fels. Darum nennet<br />
er Gott einen Fels <strong>und</strong> Schloß des Schutzes halben. Ich bin allewege bisher sicher gewesen, <strong>und</strong><br />
habe dennoch keine andere Mauer, Schloß, Feste um mich gehabt, denn meinen Gott. Solches sind<br />
Worte eines sehr wohl versuchten <strong>und</strong> bewährten Glaubens, dem seine Erfahrung Zeugnis gibt, daß<br />
Gott durch sein Wort sei unsere Stärke, Fels <strong>und</strong> Burg. Darum vermögen wir durch ihn, was wir<br />
vermögen; durch ihn sind wir auch beschützet <strong>und</strong> sicher wider alle Pforten der Hölle.<br />
Mein Erretter.<br />
Der du mich erhältst <strong>und</strong> bleiben lässest, ob ich schon untergehe. Es hat sich viel Ungemach <strong>und</strong><br />
Unglück um mich her geschlagen, ich bin aber dennoch allewege erhalten worden, da andere neben<br />
mir zu Gr<strong>und</strong>e gegangen sind. Also platzen jetzt auf uns zu der Papst, Bischöfe <strong>und</strong> die Schwärmer,<br />
168 vor welchen wir dennoch sind <strong>und</strong> bleiben auf dem Fels Christo, darauf stehen <strong>und</strong> trotzen<br />
wir. Und obwohl andere in Ketzereien <strong>und</strong> Irrtum geraten, so werden wir dennoch erhalten.<br />
Mein Gott.<br />
Von dem wir allerlei Güter, geistliche <strong>und</strong> leibliche, Trost <strong>und</strong> alle andern Wohltaten empfangen.<br />
165 Davids Nöte.<br />
166 Heimliche; = Allegorie.<br />
167 Liebe gibt Gott viele Namen.<br />
168 Die traditionelle Kirche <strong>und</strong> die Freikirchlichen! Kolde, M. Luther, II, 355.