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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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30 Psalm 6.<br />

<strong>und</strong> sehnend nach seinem Trost. Und also sind alle Gottes Strafen gar fre<strong>und</strong>lich geordnet zu seliger<br />

Tröstung; wiewohl die Unweisen die Ordnung an ihnen selbst verhindern <strong>und</strong> verkehren durch ihre<br />

weichen <strong>und</strong> verzagenden Herzen an Gott, darum, daß sie nicht wissen, daß Gott seine Güte <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit unter dem Zorn <strong>und</strong> der Strafe verborgen hat <strong>und</strong> gibt. Allen leidenden Menschen ist<br />

die Weile lang <strong>und</strong> wiederum kurz den Fröhlichen, sonderlich aber <strong>und</strong> unermeßlich lang ist sie denen,<br />

die diese inwendigen Schmerzen der Seele haben, da von Gott verlassen <strong>und</strong> entsagen gefühlt<br />

wird; als man wohl spricht, daß eine St<strong>und</strong>e im Fegefeuer bitterer sei, denn tausend Jahr zeitlicher,<br />

leiblicher Pein.]<br />

Wende dich Herr, <strong>und</strong> errette meine Seele.<br />

Das ist ein recht einfältiges Gebet. Er fühlt, daß sich Gott von ihm gewandt hat, hat verloren die<br />

Verheißungen, das Wort der Gnade <strong>und</strong> des Heils, daß nichts mehr da ist, denn eitel Exempel des<br />

Zorns, Sodom <strong>und</strong> Gomorrha, so eines trefflichen Volkes, wie jetziger Zeit die Türken 78 sind, Untergang.<br />

Denn, daß der Herr sich hinweggewandt hab, ist so viel, als daß das Wort der Gnade dahin sei<br />

<strong>und</strong> er allein gelassen sei, <strong>und</strong> dastehe ein Mensch wider den Satan. Und ist eben solches das unaussprechliche<br />

Seufzen, wie er droben bittet, daß die verlassene Seele vom Tode, Sünde <strong>und</strong> dem Teufel<br />

möge erlöset <strong>und</strong> errettet werden.<br />

Hilf mir um deiner Güte willen.<br />

Da läßt er alle Werke fallen; spricht nicht: Herr, hilf mir darum, daß ich den Tempel <strong>und</strong> Gottesdienst<br />

habe angerichtet. Ist das erste Gebot, daß er will einen gnädigen Gott haben. Er wird auch in<br />

dieser Angst <strong>und</strong> Not von den Werken verlassen, also, daß er auch nicht eines gedenken <strong>und</strong> vorwenden<br />

darf, sondern ruft an <strong>und</strong> bittet um die bloße Barmherzigkeit, als der allertiefste, größte<br />

Sünder. Das mag ein Glaube sein, der über Sachen, so sich nicht sehen lassen, aufs männlichste<br />

ficht <strong>und</strong> kämpft. Wer glaubt doch, daß Gott daran ein Wohlgefallen habe?<br />

[Nicht um meiner Verdienste Würdigkeit, sondern um deiner Güte willen, auf daß dieselbe gepriesen,<br />

geliebt <strong>und</strong> gelobt werde, daß du sie auch den Unwürdigen zu Hilfe kommen läßt. Denn<br />

welchem Gott hilft nach seinem Verdienst, der wird billiger geehrt <strong>und</strong> gepriesen, denn Gottes Güte.<br />

Das wäre eine hohe Schmach; darum soll Gottes Güte gepriesen werden, so müssen alle Verdienste<br />

<strong>und</strong> Würden zunichte werden, <strong>und</strong> das tut diese Versuchung.]<br />

Denn im Tode gedenkt man dein nicht.<br />

Ist das andere Gebot. Alsbald man Gottes Gnade <strong>und</strong> Barmherzigkeit verlieret, so verlieret man<br />

auch sein Lob. So bleibt derhalben da Gotteslästerung <strong>und</strong> Haß, daß einer wollt, daß einer einen andern<br />

Gott hätte.<br />

Willst du denn, daß alle Menschen verloren seien <strong>und</strong> keiner selig werde? Willst du denn alle<br />

Menschen umsonst geschaffen haben? Ps. 89. Denn also scheint’s denen, die in solchen Anfechtungen<br />

stecken, als wären alle Menschen verloren. Denn da sieht er keinen heiligen Menschen, sondern<br />

eitel Verdammte; sieht auch kein Exempel des Lebens oder der Gnade, sondern lauter Exempel des<br />

Zorns <strong>und</strong> ewigen Todes.<br />

78 Dies Lob ist natürlich ironisch an dieser Stelle. Sonst aber hat er auch andere Äußerungen über dies Volk, die jetzt<br />

wohl nicht mehr am Platze sein würden. „Luther glaubte zu verstehen, warum das Papsttum dem Islam habe keinen<br />

Widerstand leisten können, denn bei beiden bestehe das Wesen der Religion im äußerlichen Zeremonienwesen, Fasten,<br />

guten Werken <strong>und</strong> guten Sitten, aber offenbar habe das alles bei den Türken einen größeren Schein. Ein echter<br />

Papist, meinte er, könne keine drei Tage unter ihnen sein, ohne zu Mohammed abzufallen, denn in allem werde er<br />

von den Türken übertroffen,“ nach Kolde II, 319.

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