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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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40 Psalm 8.<br />

<strong>und</strong> verklärten oder herrlich gemachten Christum <strong>und</strong> spricht: Was ist der Mensch, daß du seiner<br />

gedenkest? welches er denn aus großer Verw<strong>und</strong>erung <strong>und</strong> Entsetzen redet; wie es denn in der<br />

Wahrheit aufs höchste zu verw<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> der Vernunft unerträglich <strong>und</strong> unbegreiflich ist, daß dieser<br />

König ein Mensch <strong>und</strong> Menschensohn sei, ja nicht allein ein Mensch sei, sondern auch elend<br />

<strong>und</strong> geplagt, ja von Gott selber verlassen, das ist, gekreuzigt, gestorben <strong>und</strong> sei dennoch ein Herr<br />

<strong>und</strong> Gott über alles. Und ist eben solches der höchste Artikel des christlichen Glaubens <strong>und</strong> Weisheit,<br />

darüber sich auch entsetzt der Geist des Gerechten, alles Fleisch aber <strong>und</strong> die ganze Welt sich<br />

daran stößt <strong>und</strong> ärgert. Es sind alle Worte <strong>und</strong> ein jegliches für sich insonderheit, gesetzt aufs allerdeutlichste<br />

<strong>und</strong> gewaltigste. Denn Mensch bedeutet hier einen betrübten, <strong>und</strong> Menschensohn einen<br />

geplagten Menschen, geboren in diesem Jammertal. Denn damit man ihn für einen rechten natürlichen<br />

Menschen halte, setzt er dann dazu, des Menschen Sohn, nämlich, geboren von einem Menschen,<br />

mit rechtem natürlichen Fleisch <strong>und</strong> Blut, geboren von der Mutter.<br />

Gedenkest seiner, nimmst dich seiner an.<br />

Er entsetzt sich ob solchen Worten. Wer wollte doch glauben, daß du des gedenken könntest, den<br />

du also verlassest, <strong>und</strong> daß du dich des annehmest, den du also von dir stößest unter das Kreuz. Dies<br />

ist ja ganz widereinander: seiner gedenken <strong>und</strong> ihn einen solchen Menschen sein lassen; sich seiner<br />

annehmen <strong>und</strong> einen solchen Sohn des Menschen sein lassen. Denn welchergestalt es mit dem zugehe,<br />

des du gedenkest <strong>und</strong> des du dich annimmst, zeigt der folgende Vers an.<br />

Du wirst ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein.<br />

Höre, höre, was da sei, dieses Menschen gedenken <strong>und</strong> sich seiner annehmen, nämlich, daß es<br />

heiße, verlassen. So du nun auf solches Verlassen sehen willst, so wirst du nichts weniger befinden,<br />

denn ein Gedenken <strong>und</strong> Annehmen. Darum ist es ein solches W<strong>und</strong>er, darob man erschrecken <strong>und</strong><br />

sich entsetzen muß, also verlassen sein im Gedenken <strong>und</strong> Annehmen. Es folgt aber:<br />

Mit Ehre <strong>und</strong> Schmuck wirst du ihn krönen. Du wirst ihn zum Herrn machen über deiner<br />

Hände Werk. Alles hast du unter seine Füße getan.<br />

Hier kommt nun endlich hervor <strong>und</strong> wird bewiesen das Gedenken <strong>und</strong> Annehmen, nämlich, daß<br />

er nicht verlassen wird unter solchem Verlassen, sondern wird erwiesen, daß er sei Gott über alles.<br />

Denn über alles kann niemand gesetzt werden ohne Gott allein. Was weiter diese Verse in sich haben,<br />

ist sonst reichlich gehandelt. Und sind uns zum Troste solche Verse auch geschrieben, auf daß<br />

wir glauben sollen, daß wir alsdann auch bedacht <strong>und</strong> angenommen werden, wenn wir an uns selber<br />

fühlen, als habe Gott unser vergessen <strong>und</strong> uns verstoßen.<br />

In diesen Psalm hat St. Petrus gesehen, da er Apg. 4 sagt, daß Gott diesen Christum zum Herrn<br />

gemacht habe. Und ist des Werks halben, das er führt, Christus eigentlich Gott. Denn dieweil er ihm<br />

gibt <strong>und</strong> zueignet das <strong>Recht</strong> <strong>und</strong> Gewalt über alle Kreaturen, so zeiget er an, daß dieser Christus an<br />

Gewalt Gott gleich sei. Solches scheint wohl ein unglaublich Ding zu sein <strong>und</strong> gehört dennoch zu<br />

unserem Trost, daß Christus alles hat in seiner Hand <strong>und</strong> Gewalt; wie davon Paulus weitläufig handelt<br />

in den Episteln zu den Ephesern <strong>und</strong> Kolossern. Sie sollen ihm alle gehorsam sein. Solches sehen<br />

wir aber nicht, sondern glauben’s. Denn es ist ein Reich des Glaubens; es muß einer glauben,<br />

sonst ist nichts wahr.<br />

Schafe <strong>und</strong> Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel <strong>und</strong><br />

die Fische im Meer <strong>und</strong> was im Meere geht.<br />

Solches setzt er hinzu um des Textes willen Gen. 2 <strong>und</strong> 3 von der Herrschaft Adams, auf daß wir<br />

nicht gedächten, als hatte Christus kein <strong>Recht</strong> noch Gewalt über die Dinge, die dem Adam dazumal

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