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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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Psalm 3.<br />

Es hat David diesen Psalm nicht gestellet, da er geflohen ist vor Absolom; sondern nach derselbigen<br />

Not <strong>und</strong> Gefahr hat er aus seiner eignen Not eine gemeine gemacht, <strong>und</strong> die Historie seines Unfalls<br />

in diesen Psalm gefastet, zum Exempel allen Frommen, denen dergleichen Not begegnen<br />

möchte, daß sie eine Form hätten <strong>und</strong> wüßten, wie sie denn reden <strong>und</strong> beten sollten, <strong>und</strong> nicht verzagten.<br />

Denn dies lehret der Psalm, es gehe, wie es wolle, daß einer nicht verzage noch verzweifle,<br />

dem Exempel Davids nach. Denn desselben Leib <strong>und</strong> Leben, Regiment, Ehre, Gunst des Volks,<br />

Weiber, Sühne <strong>und</strong> Töchter waren in die äußerste <strong>und</strong> tiefste Not gekommen, daß ihm also gar eine<br />

schwere <strong>und</strong> gräuliche Anfechtung hat zugesetzet <strong>und</strong> dennoch verzaget er nicht. Derhalben sollen<br />

wir seinem Exempel in unsern Nöten, Unfällen <strong>und</strong> Fährlichkeiten auch nachfolgen.<br />

Ach Herr, wie ist meiner Feinde so viel.<br />

In den ersten zwei Versen klagt David über seine große Gefahr, darin er gewesen ist. Es ist nicht<br />

einer oder zwei, spricht er, es sind ihrer so viel, daß sie niemand kann zählen; Weib, Kind, Königreich,<br />

Ehre <strong>und</strong> Glimpf gehet alles dahin.<br />

Und setzen sich so viele wider mich.<br />

Es setzen sich wider mich derer viele, die zuvor, da mir’s wohl gegangen ist, meine Fre<strong>und</strong>e gewesen<br />

sind. So gehet es in Anfechtung; wenn einer verlassen wird, so fallen sie mit Haufen dahin,<br />

die mir vorher haben helfen lehren <strong>und</strong> predigen; wie wir denn auch im Sprichwort pflegen zu sagen:<br />

Nulla calamitas sola, kein Unfall oder Unglück ist allein. Und sind dieses die zwei Werke, erstlich,<br />

daß er Verfolgung leidet; zum andern, daß er von seinen Fre<strong>und</strong>en gelassen wird.<br />

Viele sagen zu meiner Seele, sie hat keine Hilfe bei Gott.<br />

Ist eine Gotteslästerung. Wenn einer in solchem Jammer ist, so kommen dann böse Mäuler dazu,<br />

<strong>und</strong> wollen die Seele auch haben. Wenn’s unser Herr Gott (sagen sie) mit ihm hielte, so schützte er<br />

ihn; aber er tut’s nicht, läßt ihn aus dem Reiche stoßen etc. Es sind sehr giftige Worte, daß einer<br />

auch Gott solle verloren haben. Und ist dieses die Anfechtung des Worts, daß sie einem den Harnisch<br />

nehmen wollen, den Glauben <strong>und</strong> das Gebet; als wäre es nicht genug, daß einer verfolget werde,<br />

sondern daß einer auch bei sich nicht könne finden, damit er sich kann halten <strong>und</strong> wehren. Gott<br />

ist ihm feind, sprechen sie; da hilft denn der Teufel auch zublasen. Wenn’s nun so weit kommt, so<br />

ist’s am höchsten, da muß es brechen <strong>und</strong> aufhören. So sehen wir jetz<strong>und</strong> solche Gotteslästerung an<br />

dem Papst <strong>und</strong> Türken. Darum muß es gewißlich dahin kommen, daß sie beide umgebracht werden.<br />

Da gehet nun der Geist herfür <strong>und</strong> sagt:<br />

Aber du, Herr, bist der Schild für mich <strong>und</strong> der mich zu Ehren setzet, <strong>und</strong> mein Haupt aufrichtet.<br />

Hie setzet er dreierlei Wehr ein gegen die dreierlei Anfechtungen, davon er, nun gesagt hat. Erstlich<br />

hast du mir wider die vielen, die mich plagen, gegeben dein Wort; du bist mein Schild, ich habe<br />

sonst keine Hilfe. Zum andern, wider die, so sich wider mich setzen, <strong>und</strong> die zu meinen Feinden<br />

<strong>und</strong> Verfolgern fallen <strong>und</strong> lassen mich in allen Schanden stecken, setzest du mich zu Ehren. Zum<br />

dritten, richtest du auch auf mein Haupt wider den Geist der Traurigkeit 36 <strong>und</strong> wider die Gotteslästerung,<br />

daß sie herausfahren <strong>und</strong> für gewiß beweisen wollen, daß der Fromme von Gotte verstoßen<br />

sei, nachdem er von ihm verlassen werde. Gott will sein nicht, sprechen sie, <strong>und</strong> beweisen solches<br />

mit dem Werk <strong>und</strong> öffentlicher Erfahrung selbst. Sie wollen mir das Herz matt machen; aber du bist<br />

mein Gott <strong>und</strong> machest mir mein Gewissen fröhlich, 37 daß ich nicht verzage. Und bis daher hat er<br />

36 Gott richtet das Haupt auf wider den Geist der Traurigkeit – – macht das Gewissen fröhlich (s. u.).<br />

37 Das tut Gott dadurch, daß er ihm die Sünden vergibt – damit ist der Stachel in allem Leiden aufgehoben, <strong>und</strong> das<br />

Leiden ist Gnade – auch die Verfolgung seitens der Feinde.

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