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Dr. Martin Luthers Fünfundzwanzig Psalmen - Licht und Recht

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8 Historischer Vorbericht.<br />

„Vermahnung an die Geistlichen“ dem in Augsburg versammelten Klerus ins Gewissen redete. Er<br />

bittet den Gott des Friedens, sie durch seinen Geist noch zur Wahrheit zu führen.<br />

Wenn ferner die vom Kanzler Brück verfaßte Vorrede zur Augsburgischen Konfession (S. 6) den<br />

Gegnern noch zugesteht, daß sie alle unter einem Christo seien, so war das ganz gemäß der Hoffnung,<br />

die auch Luther hegte, <strong>und</strong> gemäß dem Tone der Versöhnlichkeit in der oben angeführten<br />

Schrift an die Geistlichen. Vor allem aber war jener Ausdruck („unter Einem Christo“) wörtlich aus<br />

dem kaiserlichen Ausschreiben, 25 welches die Aufforderung zur Beschickung des Reichstages enthielt,<br />

in das kurfürstliche Reskript an seine Theologen übergegangen. Aus letzterem stammt auch<br />

die Aufforderung an die Wittenberger Theologen behufs Aufstellung der Glaubensartikel, welche<br />

den Standpunkt der evangelischen Fürsten <strong>und</strong> Städte zum Ausdruck bringen sollte. 26 Melanchthon<br />

kam der Aufforderung in Koburg nach <strong>und</strong> besserte bis zuletzt an diesen Artikeln in Augsburg. Und<br />

er bemerkt auf S. 19, daß in der Lehre keineswegs von der Heiligen Schrift, der katholischen Kirche<br />

oder der römischen, wie sie nach den Schriftstellern bekannt sei, 27 abgewichen werde. Der Dissensus<br />

gehe nur etliche Mißbrauche an.<br />

So irenisch waren Luther, der die Augustana gebilligt hat, 28 <strong>und</strong> Melanchthon damals noch aus<br />

Gewissensüberzeugung. Es war die letzte Frist, die Gott der römischen Kirche durch seine Diener<br />

gewährte. 1541 in Regensburg war dies schon nicht mehr der Fall.<br />

Die Augustana hatte daher unter allen ähnlichen Schriften der Reformationszeit am meisten den<br />

Charakter eines Bekenntnisses, das vor Kaiser <strong>und</strong> Reich abgelegt wurde. Sie ist das Denkmal einer<br />

hohen welthistorischen Tat <strong>und</strong> bezeichnet einen Wendepunkt ersten Ranges. In ihr sahen lange Zeit<br />

selbst die Reformierten die Wurzel aller späteren evangelischen Bekenntnisse, so daß sie, unter Gutheißung<br />

von Beza <strong>und</strong> Danaeus, in der „Harmonia Confessionum Fidei“ 1581 durchgehends berücksichtigt<br />

worden ist, <strong>und</strong> ebenso von Gaspar Laurentius in dem 1612 in Genf gedruckten „Corpus<br />

et Syntagma Confessionum Fidei“.<br />

Die Reformierten blieben als Anhänger der Augsburger Konfession im Reiche zwar anerkannt,<br />

hielten sich aber an Spezialkonfessionen mehr als an jene Konfession, die wohl Schutzbrief war im<br />

Reiche, aber sonst manchmal lästig genug, weil die Brüder im Auslande, besonders in Frankreich,<br />

nichts von solcher Fessel wissen wollten.<br />

Im Laufe der Zeit suchten dann die da als Brüder eines Hauses hätten zusammen bleiben sollen,<br />

möglichst ihrer Zusammengehörigkeit zu vergessen <strong>und</strong> taten wenigstens so, als ob sie ohne einander<br />

leben <strong>und</strong> sich behelfen konnten. Der hohe Gewinn der Reformation ward also nicht zum allgemeinen<br />

Besten <strong>und</strong> in der richtigen Weise fruktifiziert.<br />

In dieser Hinsicht ist noch vieles wieder gut zu machen, <strong>und</strong> wir schicken uns im folgenden an,<br />

solches zu tun. Die <strong>Psalmen</strong>, auf der Feste Koburg von Luther erklärt, gehören dahin. Sie erscheinen<br />

hier in einer neuen Bearbeitung mit etlichen nötigen Erläuterungen unter dem Texte versehen.<br />

25 Förstemann, Urk<strong>und</strong>enb. I, 2.<br />

26 Kurfürst Johann von Sachsen an Luther, Jonas etc. Torgau, 14. März 1530. Enders VII, 249.<br />

27 Die deutsche Ausgabe hat: „<strong>und</strong> dazu auch gemeiner christlicher, ja römischer Kirchen, soviel aus der Väter Schrift<br />

zu vermerken, nicht zuwider.“<br />

28 Brief vom Sonntag Cantate 1530 an den Kurfürsten.

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