Monitoring der Arbeitsmarktöffnung - L&R Sozialforschung
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<strong>der</strong> Liberalisierungseffekte an. 61 Dazu wurden quantitative Analysen zu Umfang und<br />
Struktur <strong>der</strong> grenzüberschreiten<strong>der</strong> Beschäftigung mit einem Fokus auf Entsendungen<br />
vor und nach dem Ende <strong>der</strong> Übergangsfrist für die EU-8 Län<strong>der</strong> angestellt.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Entsendungen nach Österreich ist seit mehreren Jahren im Steigen begriffen,<br />
und Österreich ist im europäischen Vergleich ein wichtiges ‚Empfängerland‘ für<br />
Entsendungen geworden. Mit <strong>der</strong> Arbeitsmarktliberalisierung hat sich die Struktur <strong>der</strong><br />
Entsendebetriebe und <strong>der</strong> entsandten ArbeitnehmerInnen verän<strong>der</strong>t: Betriebe und Arbeitskräfte<br />
aus den EU-8 Län<strong>der</strong>n stellen nach <strong>der</strong> Öffnung relativ größere Anteile an<br />
<strong>der</strong> Entsendung nach Österreich als während <strong>der</strong> Übergangsfristen. Hatten vor <strong>der</strong><br />
Liberalisierung 29% <strong>der</strong> Entsendebetriebe ihren Sitz im EU-8 Raum, waren es danach<br />
deutlich über 50% (bezogen auf die beiden Beobachtungsfenster <strong>der</strong> Stichprobenziehung,<br />
jeweils Mai-Oktober 2010 und 2011). Was die Branchenschwerpunkte <strong>der</strong> Entsendungen<br />
betrifft, hat <strong>der</strong> Baubereich noch an Gewicht gewonnen, so dass im Beobachtungszeitraum<br />
nach <strong>der</strong> Öffnung gut zwei Drittel <strong>der</strong> Entsendebetriebe dieser<br />
Branche zuzurechnen sind.<br />
Zu einem großen Teil verfolgt die Studie aber auch einen qualitativen Zugang zur Frage<br />
<strong>der</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> Arbeitsmarktöffnung, indem ArbeitsmarktexpertInnen aus<br />
unterschiedlichen Kontexten zu ihren Wahrnehmungen aktueller Dynamiken und Entwicklungen<br />
befragt wurden – insbeson<strong>der</strong>e auch in Bezug auf Verschiebungen in den<br />
Beschäftigungsformen sowie auf die Problematik von Lohn- und Sozialdumping.<br />
Generell lassen sich die Verän<strong>der</strong>ungen am österreichischen Arbeitsmarkt neun Monate<br />
nach <strong>der</strong> Öffnung als mo<strong>der</strong>at beschreiben. Wohl ist eine verstärkte Anwesenheit<br />
von Personen aus den EU-8 Län<strong>der</strong>n auf dem Arbeitsmarkt zu bemerken, eine beson<strong>der</strong>e<br />
Dynamisierung, beispielsweise durch eine Intensivierung von atypischen Beschäftigungsverhältnissen<br />
o<strong>der</strong> eine Verdrängung inländischer Arbeitskräfte durch Neuzugewan<strong>der</strong>te<br />
aus dem EU-8 Raum, wird seitens <strong>der</strong> befragten ExpertInnen bislang jedoch<br />
nicht in größerem Maße beobachtet. Personen aus den EU-8 sind auch nach <strong>der</strong><br />
Liberalisierung eher unverän<strong>der</strong>t in ihren bisherigen Schwerpunktbranchen beschäftigt<br />
(Bau, Gastronomie, Primärsektor). Leichte Verschiebungen werden weg von gering<br />
qualifizierten Tätigkeiten in den Saisonbranchen hin zu den erlernten Berufsfel<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> – auf Ebene von Hilfstätigkeiten – hin zu Sektoren mit höheren kollektivvertraglichen<br />
Löhnen wie etwa <strong>der</strong> Metallbranche beobachtet.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt <strong>der</strong> Studie lag auf allfälligen Verän<strong>der</strong>ungen von Lohn- und<br />
Sozialdumping in Folge <strong>der</strong> Arbeitsmarktöffnung. Auch hier ist generell festzuhalten,<br />
dass von den ExpertInnen bislang keine maßgeblichen Verän<strong>der</strong>ungen in Form und<br />
Ausmaß des Dumpings festzustellen waren. Lediglich bezüglich <strong>der</strong> ‚Scheinteilzeit‘<br />
wird eine Zunahme wahrgenommen, also <strong>der</strong> Anmeldung zur Sozialversicherung mit<br />
einem Stundenausmaß, das mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> deutlich unter <strong>der</strong> tatsächlichen Arbeitszeit<br />
liegt.<br />
Dass die Arbeitsmarktöffnung zu keiner generellen Verstärkung <strong>der</strong> Problematik geführt<br />
hat, wird von den ExpertInnen zu einem guten Teil auch dem Lohn- und Sozialdumpingbekämpfungsgesetz<br />
(LSDB-G) zugeschrieben, das seit Mai 2011 in Kraft ist<br />
und eine gesetzliche Grundlage zur strafrechtlichen Verfolgung von Unterentlohnung<br />
darstellt.<br />
61<br />
Laufende BMASK-interne Berichterstattung und das Projekt „<strong>Monitoring</strong> <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung aus den<br />
neuen Mitgliedsstaaten im Regime <strong>der</strong> Freizügigkeit“ durch das wifo, sowie die Studie „Lohn- und Sozialdumping<br />
durch grenzüberschreitende Überlassung und Entsendung von Arbeitskräften nach Österreich“<br />
(Riesenfel<strong>der</strong>/Matt/Wetzel 2011)<br />
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