Monitoring der Arbeitsmarktöffnung - L&R Sozialforschung
Monitoring der Arbeitsmarktöffnung - L&R Sozialforschung
Monitoring der Arbeitsmarktöffnung - L&R Sozialforschung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
lasser an eine österreichische Pharmafirma überlassen. Die Arbeitnehmer<br />
wurden täglich im Ausmaß von 10 bis 12 Stunden eingesetzt, teilweise<br />
auch samstags im Ausmaß von 5 bis 6 Stunden. Als Entlohnung erhalten<br />
sie zwischen 350 Euro – 570 Euro (netto, bar auf die Hand) für einen Monat<br />
Arbeit. We<strong>der</strong> <strong>der</strong> restliche ihnen eigentlich zustehende Lohn, noch die<br />
Überstunden bzw. <strong>der</strong> Urlaub werden ausbezahlt.<br />
Die Arbeitnehmer wenden sich zunächst an das AMS in Znaim, das sie an<br />
die Beratungsstelle ZUWINS verweist. Die Rechtsberaterin des ZUWINS<br />
Projektes macht in weiterer Folge die offenen Ansprüche <strong>der</strong> betroffenen<br />
Dienstnehmer schriftlich geltend. Als <strong>der</strong> Dienstgeber daraufhin nicht reagiert,<br />
nimmt die ZUWINS-Rechtsberaterin Kontakt mit <strong>der</strong> Rechtsschutzabteilung<br />
<strong>der</strong> AK Wien auf. Es folgt ein Gruppentermin mit einem Anwalt,<br />
MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Arbeitsrechtabteilung <strong>der</strong> AK sowie VertreterInnen<br />
<strong>der</strong> Gebietskrankenkasse.<br />
Der Anwalt erhebt nun eine Klage, weitere Behörden wurden eingeschaltet<br />
und ermitteln.<br />
Quelle: ZUWINS Rechtsberatung, Stand Anfang März 2012<br />
Generell ist Lohn- und Sozialdumping in kleinen und mittleren Unternehmen wesentlich<br />
wahrscheinlicher als in Großbetrieben. In letzteren stellt <strong>der</strong> Betriebsrat eine wichtige<br />
Kontrollinstanz dar, <strong>der</strong> für die Wahrung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten eine<br />
wesentliche Rolle spielt. Die befragten ExpertInnen argumentieren auch, dass große<br />
Unternehmen leichter zu kontrollieren sind als all die vielen kleinen (Int. 5), und auch<br />
ihr Renommee, ihre internationale Reputation ist dabei von Belang: große Betriebe<br />
„können sich da nichts leisten – die Schattenwirtschaft passiert bei den kleinen“ (Int. 7).<br />
Unterentlohnung, inkorrekte Anmeldung beim Sozialversicherungsträger, illegale Beschäftigung<br />
etc. finden somit in erster Linie in KMUs statt. Diese dominieren die insgesamt<br />
kleinteilig strukturierte österreichische Unternehmenslandschaft: Kleine Unternehmen<br />
(bis 9 Beschäftigte) machen – <strong>der</strong> Beschäftigtenstatistik <strong>der</strong> WKO zufolge 56 –<br />
99% <strong>der</strong> Betriebe aus, und dies gilt in ähnlichem Maß für die hier diskutierten Bereiche<br />
wie beispielsweise <strong>der</strong> Bauwirtschaft (92%) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beherbergung und Gastronomie<br />
(96%).<br />
Damit in Verbindung steht die Beobachtung und Erfahrung <strong>der</strong> befragten ExpertInnen,<br />
dass Unterentlohnung insbeson<strong>der</strong>e bei ausländischen Unternehmen ein Thema ist,<br />
die nach Einschätzung <strong>der</strong> ExpertInnen ebenfalls weit überwiegend dem KMU-Bereich<br />
zugerechnet werden können. Dies entspricht den bisherigen Bilanzen <strong>der</strong> Anzeigen<br />
nach LSDB-G (vgl. Kapitel 5.2), wobei darauf hinzuweisen ist, dass – ungeachtet dieser<br />
Übereinstimmung zwischen ExpertInneneinschätzung und LSDB-G Bilanz – systematische<br />
Kontrollen inländischer Betriebe erst ab dem Frühjahr 2012 erfolgen und<br />
diese Ergebnisse abzuwarten sind.<br />
Was regionale Unterschiede des Auftretens von Lohn- und Sozialdumping anbelangt,<br />
äußern sich die ExpertInnen eher zurückhaltend, da sich ihre Expertise zumeist auf<br />
spezifischen Regionen und Branchen bezog. Auch die bisherige Bilanz nach dem<br />
LSDB-G deutet nicht darauf hin, dass Lohndumping in einer regionalen Perspektive<br />
unterschiedliches Gewicht einnimmt.<br />
56<br />
Leistungs- und Strukturdaten 2009; beruhend auf Kammermitglie<strong>der</strong>n in Österreich, landwirtschaftlicher<br />
Bereich ist hierbei nicht erfasst.<br />
73