Monitoring der Arbeitsmarktöffnung - L&R Sozialforschung
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Sozialbetrugs-Fragebögen werden mit den DienstnehmerInnen ausgefüllt<br />
und an die BUAK, die GKK und die ISA weitergeleitet. Die Verfahren sind<br />
im Gange.<br />
Quelle: ExpertInneninterview Nr.19<br />
Bei den Hilfstätigkeiten in Landwirtschaft und Tourismus nehmen die ExpertInnen<br />
(s. Int. 1, 9) eine Verschiebung weg von EU-8 StaatsbürgerInnen hin zu ArbeitnehmerInnen<br />
aus den EU-2 und Drittstaaten wahr: gering qualifizierte Niedriglohntätigkeiten<br />
verlieren für EU-8 BürgerInnen, welche nun uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
haben, an Attraktivität, sie suchen vermehrt in Bereichen und Branchen mit höheren<br />
Lohnniveaus eine Beschäftigung (siehe auch Kapitel 2). Für die Landwirtschaft<br />
bestehen daher beispielsweise „keine großen Befürchtungen, dass <strong>der</strong> Arbeitsmarkt<br />
nunmehr mit osteuropäischen Billigarbeitern überschwemmt werden könnte. Bedenken<br />
bestehen vielmehr, ob für den Niedriglohnbereich noch ausreichend ausländische Arbeitskräfte<br />
zur Verfügung stehen werden. Vor allem Polen, Tschechen, Slowaken und<br />
Ungarn werden häufig versuchen, besser bezahlte Jobs zu bekommen. Es gibt daher<br />
unter Landwirten bereits Bestrebungen, künftig gewissermaßen „noch weiter östlich"<br />
bewilligungspflichtige Arbeitskräfte zu rekrutieren“ (Landarbeiterkammer 2011 54 ).<br />
Fallbeispiel 2: Lohn- und Sozialdumping in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
"In unserer Branche [Anm.: Landwirtschaft] kommt es nicht selten vor,<br />
dass die Leute für 20 Stunden angemeldet, aber 60 Stunden und mehr<br />
arbeiten. Ein 13. und 14. Gehalt o<strong>der</strong> Urlaub wird den Beschäftigten vorenthalten,<br />
im Krankenstand gibt es kein Geld", kritisiert Zuser [Sekretär für<br />
Landwirtschaft <strong>der</strong> Produktionsgewerkschaft Pro-Ge]. "Und dann kommt<br />
noch die Dunkelziffer <strong>der</strong> nicht angemeldeten hinzu. Diese ArbeiterInnen<br />
werden richtiggehend ausgebeutet – sie bekommen nur drei Euro pro<br />
Stunde bar auf die Hand", so Zuser.<br />
Quelle: Online Artikel auf www.proge.at vom 06.05.2011 „Ernte ohne Helfer“, Ausschnitt<br />
(http://www.proge.at/servlet/ContentServer?pagename=P01/Page/Index&n=P01_1.10.a&<br />
cid=1303823104446)<br />
Fallbeispiel 3: Akkordarbeit ohne Berücksichtigung des Kollektivvertrags<br />
Eine Gemüseproduktionsfirma im Nordburgenland beschäftigt insgesamt<br />
13 DienstnehmerInnen im Akkordlohn. Sie erhalten pro Kiste 1,20 Euro<br />
(für Zwiebeln) bzw. 0,60 Euro (für Radieschen), wobei in eine Kiste 20<br />
Zwiebel- bzw. Radieschenbünde gepackt werden müssen. Nur wenn<br />
Grünzeug geputzt o<strong>der</strong> verpackt wird, erhalten die DienstnehmerInnen<br />
einen Stundenlohn von 3,50 Euro netto. Es gibt we<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>zahlungen<br />
noch bezahlten Urlaub. Oftmals vergehen Tage, an denen sie für einen<br />
ganzen Tag Arbeit unter 5,- Euro netto verdienten, weil es noch nicht o<strong>der</strong><br />
nicht mehr genug Gemüse auf den Fel<strong>der</strong>n gibt, um die Kisten vollzupacken.<br />
Alle DienstnehmerInnen werden somit unterkollektivvertraglich ent-<br />
54<br />
http://www.landarbeiterkammer.at/noe/html/aktuell/2011/lohn_sozialdumping.htm<br />
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