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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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30 Peter Wagner, Jürgen Heinrich und Klaus Hank<br />

und Rhein-Pfalz (früher: Ludwigshafen) werden noch positive kalkulatorische Gewinne<br />

im Durchschnitt erzielt.<br />

Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass es vor allen Dingen die klein strukturierten<br />

Gebiete sind, in denen keine positiven kalkulatorischen Gewinne erzielt werden. Dies<br />

macht, salopp gesagt, nicht arm, sondern zeugt lediglich davon, dass die eigene Arbeit, der<br />

eigene eingesetzte Boden und das eigene eingesetzte Kapital nicht adäquat entlohnt werden.<br />

Ein negativer kalkulatorischer Gewinn ist keinesfalls gleichbedeutend mit fehlender<br />

Liquidität. Langfristig allerdings sind solche Betriebe, insbesondere unter dem Aspekt<br />

einer Hofnachfolge, nicht <strong>über</strong>lebensfähig. Kurz- und mittelfristig allerdings wäre deren<br />

Existenz nicht bedroht.<br />

5 Diskussion und Ausblick<br />

Die vorangehenden Ausführungen machten deutlich, dass Regionen und landwirtschaftliche<br />

Betriebsformen unterschiedlich stark betroffen wären, käme es zum Wegfall oder<br />

steigendem Abbau der derzeitigen Zahlungen und Zuschüsse. Die Ergebnisse sind mit der<br />

Einschränkung zu interpretieren, dass jegliche Anpassungsreaktionen der Betriebe an die<br />

zukünftigen Situationen nicht berücksichtigt wurden.<br />

Trotz allem ist offensichtlich, dass quasi schuldenfreie Eigentumsbetriebe ohne pagatorische<br />

Lohn-, Pacht- und Kapitalkosten unter Liquiditätsaspekten per se begünstigt sind,<br />

d. h. dass sie nicht unmittelbar wegen Liquiditätsengpässen vom Ausscheiden bedroht<br />

sind. Gerade diese Betriebe sind aber nicht unbedingt die zukunftsfähigen Wachstumsbetriebe,<br />

oft fehlt hier der Hofnachfolger. Solche Betriebe rechnen allerdings zu Grenzkosten,<br />

d. h. sie werden trotz sinkender oder ausbleibender Ausgleichszahlungen zunächst<br />

weiter produzieren. Da sie als auslaufende Betriebe ohne Hofnachfolger nicht auf Investitionen<br />

angewiesen sind, werden sie bis zur endgültigen sozialökonomisch bedingten<br />

Aufgabe nicht in ihrer Liquidität bedroht sein.<br />

Die wachstumsfähigen Zukunftsbetriebe, die investieren wollen und müssen, kommen<br />

allerdings in Liquiditätsschwierigkeiten. Diese Gefahr ist fast noch bedeutender, als der<br />

kommende mehr oder weniger starke Abbau von Ausgleichszahlungen. Gerade auf diese<br />

Gefahr müsste mit agrarpolitischen Maßnahmen reagiert werden. Hierauf sollten sich alle<br />

Anstrengungen konzentrieren, jedoch nicht darauf, einen Zug aufzuhalten, der ohnehin<br />

nicht mehr aufzuhalten ist. Bei dieser Diskussion kann es auch nicht um Präferenzen<br />

für bestimmte Rechtsformen gehen, denn die Konsequenzen der Verschiebung kalkulatorischer<br />

Kosten zu pagatorischen Kosten, die mit jeweils geringerem Eigentumsanteil an<br />

den Produktionsfaktoren einhergehen, sind für alle Rechtsformen identisch.<br />

In den bisherigen Überlegungen sind Anpassungsreaktionen landwirtschaftlicher Betriebe<br />

völlig ausgeklammert gewesen. Es stellt sich die Frage, wie Anpassungsreaktionen<br />

aussehen könnten, denn ein einfaches „weiter wie bisher“ wird in vielen Regionen, das<br />

haben die bisherigen Ausführungen deutlich gezeigt, nicht ohne weiteres sinnvoll oder<br />

gar möglich sein. Festzuhalten bleibt, dass die Chancen für gute und erfolgreiche Betriebe<br />

auf Grenzstandorten c. p. besser sein dürften als auf Gunststandorten, da Wachstum auch<br />

zukünftig nur dann möglich sein wird, wenn in einer Region entsprechend landwirtschaftliche<br />

Betriebe aus der Produktion ausscheiden. Auf Grenzstandorten also ist Wachstum<br />

<strong>über</strong> günstige Flächen noch eher möglich. Voraussetzung allerdings wäre eine Entkopplung<br />

der Prämien nicht nur von der Produktion, sondern auch von der Fläche. Unter den<br />

bisherigen Voraussetzungen ist mit einem Rückgang der Pachtpreise nicht grundsätzlich<br />

zu rechnen, im Gegenteil, der Wettbewerb um Flächen dürfte sich sogar verschärfen,<br />

da den Ansprüchen für Prämienzahlungen tatsächlich immer weniger Flächen – bedingt<br />

durch den tendenziellen Rückgang landwirtschaftlicher Fläche <strong>über</strong> die Zeit – gegen<strong>über</strong>

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