Berichte über Landwirtschaft - BMELV
Berichte über Landwirtschaft - BMELV
Berichte über Landwirtschaft - BMELV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
96 Martina Huber, Helmut Hoffmann, Helmut Hausladen, Andreas Jändl<br />
fischen Eigenschaften der Fläche bestimmt. Es handelt sich hier beispielsweise um die<br />
natürliche Ertragskraft des Bodens, die Lage, Größe, Formung des Grundstücks sowie die<br />
Nutzungsmöglichkeiten der Fläche. Mit dem Grundstück verbundene Rechte, wie Lieferrechte,<br />
Dienstbarkeiten oder Nießbrauchsrechte zählen ebenso zu diesen Einflussfaktoren<br />
wie Nutzungseinschränkungen (z. B. durch Dünge- oder Wasserschutzgebietsverordnungen)<br />
sowie flächengebundene Prämien oder Ausgleichszahlungen.<br />
Zum anderen wird die Preisgestaltung durch lokale und regionale Gegebenheiten bestimmt.<br />
Zu nennen sind hier beispielsweise klimatische Verhältnisse, regionaler Viehbesatz,<br />
Hackfrucht- und Sonderkulturanteil, Pachtpreisniveau, Grad der Flurzersplitterung,<br />
Betriebsgrößenstruktur, Nachfrage für außerlandwirtschaftliche Zwecke, Standort- und<br />
Infrastrukturvariablen, Bevölkerungsdichte und der regionale außerlandwirtschaftliche<br />
Grundstücksmarkt. Die Ausprägungen der beispielhaft genannten Einflussfaktoren sind<br />
ebenso wie deren Kaufpreiswirkung von Region zu Region unterschiedlich.<br />
Ferner gibt es gesamtwirtschaftliche Faktoren, welche die Preisbildung auf dem landwirtschaftlichen<br />
Bodenmarkt determinieren. Es handelt sich hierbei um die Entwicklungen<br />
auf den Kapital-, Arbeits- und (außerlandwirtschaftlichen) Bodenmärkten. Exemplarisch<br />
sind hier das Zinsniveau, die Inflation sowie Baulandpreise zu nennen.<br />
Angebot und Nachfrage am Grundstücksmarkt hängen dar<strong>über</strong> hinaus von den Bodenmarkt<br />
betreffenden staatlichen Regelungen ab. Diese können sowohl die Nutzung als auch<br />
den Handel landwirtschaftlicher Grundstücke einschränken bzw. steuern. Sie beeinflussen<br />
somit direkt oder indirekt die Preisbildung auf dem Grundstücksmarkt. Die staatliche Einflussnahme<br />
auf den Grundstücksmarkt vollzieht sich <strong>über</strong> Gesetze und Verordnungen wie<br />
beispielsweise das Grundstücksverkehrsgesetz (15), das Baugesetzbuch (22), das Gesetz<br />
zur Ordnung des Wasserhaushalts (21), das Bundesnaturschutzgesetz (20) oder die Dünge-<br />
und Wasserschutzgebietsverordnungen. Auch politische Entscheidungen der Agrar-, Umwelt-<br />
oder Steuerpolitik, sowie beispielsweise Ergebnisse der WTO-Verhandlungen können<br />
Auswirkungen auf die Preisgestaltung am landwirtschaftlichen Bodenmarkt haben.<br />
Neben den dargestellten Einflüssen auf die landwirtschaftlichen Grundstückspreise<br />
spielen für die Kauf- oder Verkaufsentscheidung im Einzelfall betriebsindividuelle Faktoren<br />
eine Rolle. Hierzu zählen z. B. die Größe des Betriebes, der Auslastungsgrad vorhandener<br />
Kapazitäten, die Managementfähigkeiten des Betriebsleiters, die Vermögens-<br />
und Liquiditätsverhältnisse des Unternehmens, die besondere individuelle Angebots- oder<br />
Nachfragesituation (Notverkauf, Arrondierung, Spekulation, soziokulturelle Faktoren,<br />
steuerlich begünstigte Wiederanlage von Veräußerungsgewinnen) sowie der Zeitpunkt<br />
des Flächenerwerbs.<br />
Die dargelegten Einflussfaktoren, deren Zusammenspiel und Veränderung sind für die<br />
Preisfindung auf dem landwirtschaftlichen Grundstücksmarkt entscheidend.<br />
2.2 Entwicklung der Kaufpreise in Bayern<br />
Im Jahre 2004 wurden in Bayern 4989 ha FdlN (Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung)<br />
veräußert. Dies entspricht ca. 0,14 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche.<br />
Damit verzeichnet Bayern im Jahr 2004 den zweitniedrigsten Flächenumsatz aller Bundesländer<br />
in Deutschland und setzt damit den seit Ende der 1990er-Jahre festzustellenden<br />
Trend sinkender Flächenumsätze fort. Ebenso wie die Flächenumsätze sinken bereits<br />
seit Mitte der 1980er-Jahre die durchschnittlichen Kaufpreise für FdlN in Bayern (vgl.<br />
Abb. 1). Trotz des Abwärtstrends, welcher seit nunmehr zwei Jahrzehnten anhält, bewegen<br />
sich die Kaufpreise in Bayern im Vergleich zum früheren Bundesgebiet gegenwärtig auf<br />
hohem Niveau. Abbildung 1 zeigt, dass die Kaufpreise in Bayern stets deutlich <strong>über</strong> dem<br />
Durchschnitt der Kaufpreise des früheren Bundesgebietes lagen. Ursächlich hierfür ist der<br />
starke Einfluss außerlandwirtschaftlicher Bestimmungsfaktoren auf die Preisfindung am