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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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Einstellung und Erhaltung eines standorttypischen optimalen pH-Wertes im Boden<br />

die weit trockneren Wachstumsbedingungen in Thüringen nicht wider, aber auch in den<br />

niederschlagsreicheren Regionen unseres Landes sollte mit jährlichen Kalkauswaschungsraten<br />

von 200 bis 300 kg CaO/ha zu rechnen sein. Während sich diese Vorgänge auf<br />

geogen bedingt kalkreichen Standorten, z. B. auf Muschelkalkverwitterungsböden, nicht<br />

pH-senkend auswirken, haben sie auf kalkarmem Ausgangsgestein, wie z. B. Schieferverwitterungsböden<br />

negative Folgen. Der pH-Wert fällt hier mehr oder weniger schnell ab.<br />

Leichte Sandböden zeigen aufgrund ihrer geringen Pufferkapazität in wesentlich kürzerer<br />

Zeit Kalkbedarf an als schwere Böden. Dennoch ist der Ca-Verlust schwerer Böden allgemein<br />

höher als der leichter Böden.<br />

Wasserproben aus Lysimetern belegen bei zunehmender Bodenversauerung nicht nur<br />

die Auswaschung beträchtlicher Kalkmengen, sondern gleichzeitig das verstärkte Auftreten<br />

von Al 3+ -, Mn 2+ - und Fe 3+ -Ionen im Boden.<br />

Entsprechende Untersuchungen zeigen, dass die Konzentrationen dieser Ionen unter<br />

solchen Bedingungen, z. B. in Wasserschutzgebieten, die Grenzwerte für Trinkwasser<br />

<strong>über</strong>schreiten können.<br />

Wesentlichen Einfluss auf die Bodenreaktion nimmt auch die mineralische Düngung.<br />

Eine Reihe von Düngemitteln weist CaO-Äquivalente auf, die rein rechnerisch angeben,<br />

dass bei ihrer Düngung im Boden basisch wirkende Stoffe des Bodens zu ihrer Neutralisation<br />

verbraucht werden. Neben der bodenchemisch bedingten Kalkzehrung bzw. auch<br />

-mehrung, die auf der Saldierung aller im Düngemittel enthaltenen sauer und basisch<br />

wirkenden Bestandteile beruht, spielt der physiologische Effekt des Düngemittels eine<br />

wichtige Rolle. Kation und Anion eines Salzes werden häufig nicht gleich schnell aufgenommen.<br />

Eilt die Absorption des Kations der des Anions voraus – das ist meist bei<br />

der Kombination einwertiger Kationen mit zweiwertigen Anionen im Nährsalz (Düngemittel)<br />

der Fall – werden H + -Ionen von den Pflanzen zur Kompensierung des entstandenen<br />

negativen Ladungs<strong>über</strong>schusses abgeschieden. Es entsteht also im Nährmedium eine<br />

Säure, man spricht von physiologisch bedingter Versauerung. Entsprechende Nährsalze<br />

sind daher physiologisch sauer wirkende Düngemittel. Hierzu gehören zum Beispiel Kaliumsulfat<br />

(K 2 SO 4 ) und vor allem Ammoniumsulfat (NH 4 ) 2 SO 4 . Bei letzterem kommt zur<br />

Spezifität des NH 4 +-Aufnahmemechanismus auch noch die Nitrifikation (NH 4 + HNO 3 )<br />

hinzu, bei der eine gewisse Menge Salpetersäure entsteht.<br />

Wird dagegen bei einem Nährsalz das Anion schneller aufgenommen, scheidet die<br />

Pflanze für die Kompensation des positiven Ladungs<strong>über</strong>schusses an der Wurzeloberfläche<br />

Säureanionen aus. Dann entstehen im Boden Salze, die bei einem Anion einer schwachen<br />

Säure und dem Kation einer starken Base der Hydrolyse unterliegen und den Boden alkalisieren.<br />

Man spricht in diesem Fall von physiologisch alkalisch wirkenden Substanzen.<br />

Hierzu gehören vor allem Natronsalpeter (NaNO 3 ) und Kalksalpeter Ca(NO 3 ) 2 . Bei der<br />

Düngung sind solche Nebenwirkungen der verschiedenen Mittel zu beachten.<br />

In der Thüringer Landesanstalt für <strong>Landwirtschaft</strong> Jena-Zwätzen wurden rund 20 Mineraldünger<br />

bezüglich ihres Einflusses auf den pH-Wert des Bodens getestet. Es zeigte<br />

sich, dass die in der Literatur genannten Kalkäquivalente durch die gefundenen pH-Reaktionen<br />

bestätigt werden. Der pH-absenkende Effekt unter Brache war bei den Düngemitteln<br />

mit Kalkzehrung noch deutlicher als bei einem Pflanzenbewuchs. Beispielsweise<br />

ließ Kalkammonsalpeter (KAS) auf der Brache eine deutlich saure, bei Pflanzenbewuchs<br />

jedoch eine fast neutrale Wirkung erkennen. Selbst Mineraldünger wie Kali-, Kalk- und<br />

Natronsalpeter, die keine Kalkzehrer sind, sondern einen so genannten Kalkzuwert von<br />

1 kg CaO/kg N besitzen, wirkten auf unbewachsener Fläche nicht pH-erhöhend. Erst bei<br />

einem Pflanzenbewuchs war ihr pH-Einfluss deutlich positiv.<br />

Alle Prozesse der Bodenversauerung zu saldieren und daraus den Kalkbedarf zu ermitteln<br />

ist selbst in Näherung an die Realität nicht möglich. Da aber der pH-Wert im Boden<br />

hier<strong>über</strong> recht zuverlässig Auskunft gibt, gilt es ihn regelmäßig zu ermitteln.<br />

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