Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Einstellung und Erhaltung eines standorttypischen optimalen pH-Wertes im Boden<br />
2.2 Chemische Wirkung<br />
Die zugeführten Ca-Ionen neutralisieren sowohl die im Boden entstehenden als auch die<br />
zugeführten Säuren. Solange die Bereitstellung basisch wirkender Ionen geogen bedingt<br />
vom Boden selbst durch Verwitterung seines Ausgangsgesteines erfolgt, bleibt die Bodenversauerung<br />
aus (z. B. Muschelkalk- und Keuperböden). Liegt eine solche Situation nicht<br />
vor, d. h. ist der natürliche Basenvorrat verbraucht, bedarf es der regelmäßigen Zufuhr<br />
von basisch wirkenden Ionen. Die Unterlassung solcher Maßnahmen führt infolge der Anhäufung<br />
von Säuren zur Bodenversauerung. Hierbei werden dann im stark sauren Bereich<br />
(pH-Klasse A) infolge Tonzerstörung insbesondere vermehrt Al 3+ -Ionen freigesetzt, deren<br />
zunehmende Konzentration im Boden zur verstärkten Aufnahme durch die Pflanzen führt<br />
und als Wurzelgift phytotoxische Wirkung besitzt. Die in diesem Prozess in besonders<br />
großer Menge freiwerdenden Fe 3+ - und Mn 2+ -Ionen wirken hier ebenfalls schädigend auf<br />
die Pflanzen. Im sauren pH-Bereich wird außerdem die Pflanzenverfügbarkeit von Magnesium,<br />
Phosphor und Molybdän stark gemindert. Durch optimale Kalkversorgung des<br />
Bodens wird dar<strong>über</strong> hinaus die Löslichkeit von geogen vorhandenen toxisch wirkenden<br />
Schwermetallen abgesenkt und somit die Aufnahme durch die Pflanzen reduziert.<br />
2.3 Biologische Wirkung<br />
Ca-Ionen fördern die Tätigkeit der Mikroorganismen und der im Boden lebenden Tiere<br />
(insbesondere Regenwürmer). Hierdurch erfolgt eine Erhöhung der Umsetzung organischer<br />
Substanz, was unter den Bedingungen zunehmenden Verbleibs der Nebenprodukte,<br />
insbesondere Stroh, auf dem Feld von besonderer Bedeutung ist. Die Mineralisierung der<br />
dem Boden zugeführten organischen Substanz (vor allem organische Düngestoffe) führt<br />
zur Anreicherung niedermolekularer organischer Verbindungen im Boden und schließlich<br />
zu der erwünschten Verklebung der Bodenkolloide. Damit werden die Bodenaggregate<br />
vermehrt und zugleich stabilisiert. Gleichzeitig werden pflanzenverfügbare Nährstoffe<br />
freigesetzt.<br />
Schließlich soll noch auf die essenzielle pflanzenphysiologische Bedeutung des Calciums<br />
verwiesen werden, die im Vergleich mit den für den Boden genannten Funktionen<br />
weniger umfangreich ist. Hervorzuheben ist die entquellende Wirkung der Ca-Ionen auf<br />
die Pflanzenzelle. Ausreichende Mengen Ca-Ionen in der Bodenlösung entquellen die<br />
Wurzelzellen und verhindern damit, dass bereits aufgenommene Ionen, wie P, K, Mg, Ca<br />
infolge des Bestrebens nach Konzentrationsausgleich wieder in die Bodenlösung zurück<br />
diffundieren. Diese verstärkte Retention bremst den so genannten Efflux, verbessert die<br />
Aufnahme von Pflanzennährstoffen und somit das Pflanzenwachstum. Calcium ist am<br />
Aufbau der Zellwände beteiligt, stabilisiert die Zellmembranen und greift in Hormonreaktionen<br />
der Pflanzen ein.<br />
3 Verfahren der Kalkbedarfsermittlung<br />
Wie lassen sich die für das Pflanzenwachstum so entscheidenden Faktoren der Kalkwirkung<br />
für den Kalkdüngebedarf messen?<br />
Neben den vorrangig aus Gefäßversuchen und Laboruntersuchungen erhaltenen Gesetzmäßigkeiten<br />
wurden für die Ermittlung der optimalen Bodenreaktion vor allem Feldversuche<br />
durchgeführt. Hierbei hat sich als Eichwert der pH-Wert des Bodens bewährt.<br />
In langjährig, insbesondere auf sauren Böden durchgeführten Kalkdüngungsversuchen,<br />
wurden pH-Wert-Bereiche ermittelt, die für ein optimales Pflanzenwachstum erforderlich<br />
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