Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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ste, der Gefleckte und der Ungefleckte, gehorchten<br />
dem Gesetz wie der Student und das Mädchen<br />
und das taumelnde Volk.<br />
Der Knecht riß die Tür auf, ein wilder Dunst<br />
schlug ihm entgegen, im ungewissen Licht der<br />
Lampe, die von der Decke baumelte, sah er das<br />
Furchtbare, und, als wolle er die beiden trennen,<br />
hob er die Arme, aber »Jesus und Maria« stammelte<br />
er bloß in seiner Verwirrung und lief davon,<br />
ließ die Tür offen stehn, lief quer über den Hof<br />
zum Herrenhaus, und als er sich einmal umblickte,<br />
sah er den viereckigen Türausschnitt rot glänzen<br />
und im Ausschnitt ein schwarzes, schiebendes<br />
Gewoge. Der Mond tanzte gelb über dem Dach,<br />
und ein paar Wasserpfützen schimmerten wie<br />
dunkler Samt. Im Zimmer rief er nur: »<strong>Die</strong> Hengste!«,<br />
daß Herr von M. das Blatt des Hans Baldung<br />
Grien hinlegte, den Freunden winkte, zu<br />
bleiben, und dem Boten folgte.<br />
Blutlachen hatten sich zu den Füßen der beiden<br />
Pferde angesammelt. Verzaubert waren sie und<br />
kämpften längst nicht mehr wie Kämpfer voll<br />
Zorn und Wut, sie taten, als erfüllten sie eine<br />
Pflicht und erfüllten sie gut und bis zum letzten.<br />
Still hielt der Gefleckte, spürte den krachenden<br />
Biß, spürte den fetzenden Riß, der ihm einen<br />
blutbeschmierten Streifen von den Rippen löste.<br />
Dann biß er zu, der Gefleckte, und schälte dem<br />
andern einen Riemen herunter, als ob er von einem<br />
Baum die Rinde entferne. Und an ihn kam<br />
dann wieder die Reihe, stillzuhalten, und die lan-<br />
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