Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Als er sie schlug und wieder schlug und das böse<br />
Wort »Hure« sagte, verließ sie ihn. Sie zerbrach<br />
nicht. Sie war wohl von der Art, die nicht hart<br />
genug ist, um zerbrochen werden zu können, die<br />
sich nur bückt und beugt und duldet. Der Gedanke<br />
ging ihr durch den Sinn, wie früher schon einmal,<br />
das Opfer jenes halben Jahres sei vergeblich<br />
gewesen, weil sie sich nicht selbst dargebracht<br />
hatte. Aber sie hätte sich ja gar nicht selber darbringen<br />
können, ihre Wesensart hätte das nicht<br />
erlaubt (das hätte ja alles nur noch schlimmer gemacht!),<br />
und so hatte sie andre gezwungen, zu<br />
opfern, für sie zu opfern, und nun stellte sich heraus,<br />
daß auch das keine guten Folgen hatte. So<br />
grübelte sie und sah den jungen Menschen wieder<br />
verkrampft am Boden liegen. So dachte sie, und es<br />
war so richtig gedacht, als es falsch gedacht war.<br />
Denn die Männer damals im versteckten Haus am<br />
Donauufer hatten ihr ja nichts übelgenommen.<br />
Aber hatte sie darum weniger unrecht getan?<br />
Wieder lag der junge Mensch wie ein Fisch zukkend<br />
auf dem Teppich. Der vielleicht, der hatte es<br />
übelgenommen. So grübelte sie, aber nur kurz,<br />
lange über etwas nachzugrübeln, war sie nicht<br />
geschaffen. Und was auch, sie mußte leben, essen<br />
und trinken und schlafen und also Arbeit suchen,<br />
um leben zu können, um essen und trinken und<br />
schlafen zu können, und so suchte sie Arbeit und<br />
fand eine Anstellung in der Handschuhabteilung<br />
eines Warenhauses der Landeshauptstadt.<br />
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